In den Auftritten von Bundeskanzler Olaf Scholz in der Fragestunde des Bundestages (https://www.youtube.com/watch?v=JrkvYPdIK68) und Oppositionsführer Friedrich Merz bei „Maischberger“ (https://www.ardmediathek.de/…/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL...) zeichnen sich bereits die Linien der von ihnen zu erwartenden Wahlkampfführungen ab.
Dabei scheinen sich die bisherigen Fronten fast zu verkehren: Scholz, der sich nie bemühte oder auch einfach nicht in der Lage war, seine Politik zu erklären oder zu entwickeln, steuert jetzt gerne auf einen flotten Spruch zu, mit dem er seine Konkurrenten ein wenig vorführen kann. Er setzt auf die Angst der Menschen vor sozialem Abstieg und Krieg. Er verspricht, den Status quo zu erhalten
Der früher gern als Heißsporn aufgefallene Merz setzt dagegen darauf, seine Ziele zu erklären und aus seiner Analyse heraus zu begründen. Das hebt sich angenehm gegenüber Scholzens Vorgehen ab, weil er damit Wähler und Wählerinnen als mündige Ernst nimmt, unabhängig davon, ob sie seinen Vorstellungen folgen. Erfreulich klar ist auch seine Absage an Christian Lindners Sympathien für den argentinischen Präsidenten Javier Milei.
Mit sozialem Tremolo versucht Scholz, möglichst viel von seiner Agenda vor der Wahl durchzusetzen, obwohl er natürlich weiss, dass die meisten Punkte bis auf wenige Ausnahmen auch von einer neuen Regierung angegangen werden können und werden. Merz dagegen klingt wie aus vergangenen Zeiten, vor allem von Helmut Kohl, wenn er anmahnt, sich jetzt bereits mit Frankreich, Polen und auch mit Grossbritannien auf ein europäisches Vorgehen nach einem Amtsantritt Trumps vorzubereiten, nicht zuletzt mit Blick auf die Ukraine. Da kann es in der Tat auf jeden Tag ankommen. Aber europäische Politik ist Scholzens Sache nun einmal nicht.
Sicher wird Merz ein Sensibelchen bleiben, leicht zu reizen. Aber nach dem wirklichen oder auch inszenierten Stoizismus des amtierenden Bundeskanzlers kann das vielleicht auch ein wenig erfrischend wirken.