Einwanderung, Inflation, Armut und soziale Ungleichheit: Das sind die größten Sorgen der Deutschen im November 2024, drei Monate vor der Bundestagswahl. Dies geht aus der Studie „What Worries the World“ hervor, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos monatlich in 29 Ländern weltweit durchführt.
44 Prozent der Deutschen zählen das Thema Migration aktuell zu den drei größten Sorgen im eigenen Land, 2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Damit erreicht die Sorge um die Zuwanderung den höchsten Wert seit Oktober 2023 und steht den zweiten Monat in Folge an der Spitze des Sorgenbarometers der Deutschen; sie löst damit das Thema Kriminalität und Gewalt ab, das im September dieses Jahres zum ersten Mal diesen Platz eingenommen hatte. Nicht nur im europäischen Vergleich, sondern auch in keinem anderen der 29 untersuchten Länder sind die Menschen derzeit so besorgt über die Zuwanderung wie in Deutschland.
Finanzielle Sorgen nehmen in Deutschland wieder zu
Noch stärker zugenommen haben in Deutschland die Ängste vor Inflation (33 %) und Armut/sozialer Ungleichheit (31 %). Sie beschäftigen etwa ein Drittel der Bundesbürger – ein Plus von jeweils 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat. Vor einem Jahr waren diese beiden Themen für die Deutschen allerdings noch wichtiger (38% bzw. 34%). Knapp dahinter folgt die Sorge vor Kriminalität und Gewalt, die von 29 Prozent genannt wird. Der Klimawandel ist für jeden fünften Deutschen (21 %) ein Anlass zur Sorge und komplettiert damit die Top 5 des Sorgenbarometers der Deutschen.
Auch das Gesundheitswesen (20 %), militärische Konflikte (19 %) und der zunehmende Extremismus (17 %) bereiten derzeit fast jedem fünften Bundesbürger Sorgen. Trotz der weit verbreiteten Angst vor Armut und sozialer Ungleichheit zählt die Arbeitslosigkeit nur für jeden Zehnten (10 %) zu den drei wichtigsten Themen in Deutschland, und auch der Erhalt von Sozialprogrammen bewegt nur 7 Prozent der Befragten.
Deutsche beurteilen Lage der Nation als desolat
Nicht einmal jeder vierte Bürger (23 %) sieht Deutschland auf dem richtigen Weg, eine deutliche Mehrheit von 77 Prozent hat den Eindruck, dass die Entwicklung ihres Landes in die falsche Richtung geht. Dieser Wert ist ein neuer Negativrekord in der seit über einem Jahrzehnt durchgeführten Langzeitstudie. Nicht viel besser sieht es bei der Wahrnehmung der Wirtschaftslage aus. Nur 31 Prozent der Deutschen halten sie für gut, 69 Prozent für schlecht. Seit Oktober ist das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft um 5 Prozentpunkte gesunken, im Vergleich zum Vorjahr sogar um 9 Prozentpunkte.
Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos in Deutschland, erklärt: „Eigentlich sollte der Anstieg der Lebenshaltungskosten gebannt sein. Das Statistische Bundesamt meldete am 12. November eine Inflationsrate von nur noch 2 Prozent für Oktober 2024. Dennoch ist die Sorge der Deutschen vor hohen Preisen im vergangenen Monat sprunghaft um 6 Prozentpunkte gestiegen. Dies dürfte vor allem an den teureren Grundnahrungsmitteln liegen. So verteuerte sich Butter von September auf Oktober um 9,9 Prozent, der Preis für frisches Gemüse stieg im gleichen Zeitraum um 4,1 Prozent. Neben den steigenden Grundnahrungsmittelpreisen ist die Angst der Bevölkerung vor Armut und sozialem Abstieg auch auf die wirtschaftliche Grundstimmung in unserem Land zurückzuführen. Der vielfach angekündigte Arbeitsplatzabbau in großen Industriekonzernen schürt die Wohlstandssorgen der Deutschen zusätzlich. Im bevorstehenden Bundestagswahlkampf werden sich die Parteien mit genau diesen Sorgen der Bürgerinnen und Bürger auseinandersetzen müssen.“
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie »What Worries the World«. Bei der Online-Umfrage wurden 23.320 Personen aus 29 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Deutschland wurden etwa 1.000 Personen befragt. Die Umfrage fand zwischen dem 25. Oktober und dem 08. November 2024 statt.
Zu den 29 untersuchten Ländern gehören: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Niederlande, Peru, Polen, Schweden, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn und USA. In Israel, Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Indonesien und Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Singapur zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.
In 17 der 29 untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die breitere Bevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. Die anderen untersuchten Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker „vernetzten“ Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.
Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.
ÜBER IPSOS
Ipsos ist eines der größten Markt- und Meinungsforschungsunternehmen der Welt mit etwa 20.000 Mitarbeitenden und starker Präsenz in 90 Ländern. 1975 in Paris gegründet, wird
Ipsos bis heute von Forscher:innen geführt.
In Deutschland ist Ipsos mit über 500 Mitarbeitenden an fünf Standorten präsent:
Hamburg, Berlin, München, Frankfurt und Nürnberg.