Vielleicht fand das schlichte alte Bild – Gottesmutter Maria mit dem vor ihr ausgestreckt liegenden Jesuskind – zu wenig Beachtung. Wie anders ist es zu erklären, dass die 2000 Seelen-Gemeinde Ringelai im Landkreis Freyung-Grafenau vor 22 Jahren dem Bildhauer Leopold Hafner beauftragte, es in einen schwungvollen Kometen aus Bronze zu setzen. Ein Komet steht als Zeichen für bevorstehende katastrophale Ereignisse, aber mehr noch für in Aussicht stehendes Heil. Ein Komet aus dem Morgenland ist Symbol für Helligkeit, Heiligkeit, Hoffnung. Daran hielten sich die Ringelaier. Das schlafende Kindl ist ihr Heiligtum. „O Christkindlein von Ringoley / Steh uns in allen Nöten bei!“ So reimt es sich in ältlicher Schreibweise des Ortsnamens Ringelai unter der Mutter-Kind-Szene.
Mit dem Wallfahrts-Bild hat es eine eigene Bewandtnis. Es ist kein Original, sondern eine Kopie. Angeblich nahm der von Oliver Cromwell verfolgte Walter Lynch, Bischof von Confert in Irland, 1649 das Bild nach Wien mit. Bischof Janos Püsky brachte es nach Raab, das heutige Györ in Ungarn. Am St. Patrick-Tag 1697 flossen drei Stunden lang blutige Tränen aus den Augen der gemalten Gottesmutter. Anlass genug, um eine Wallfahrt zu installieren. Die Raaber Kopie gelangte ins Fürstbistum Passau. Hier hatte ein Jakob von Urleinsberg 1698 eine Marien-Bruderschaft gegründet, der er wohl die Kopie vermachte. Als gesichert gilt: Der Ringelaier Pfarrer fand sie 1917 auf dem Dachboden der Kirche und ließ sie restaurieren. „Seit der Mettennacht des Heilsjahres 1937 schmückt das Gnadenbild des früheren Michaelikirchleins die Kirche zu Unserer lieben Frau, der Schirmherrin Bayerns“. So steht unter dem Wallfahrtsbild mit der die Hände faltenden Muttergottes und dem vor ihr mit geschlossenen Augen schlafenden Jesuskind.
Eine in der Ringelaier Kirche aufliegende Beschreibung führt penibel alle Spenderinnen und Spender des eigenartigen „Rahmens“ – gemeint ist sicherlich der Bronze-Komet Leopold Hafners. Darunter stehen so „waldlerisch“ anmutende Namen wie Hensle, Plail, Reyhofer, Poschinger, Oellbrunner, Draxinger, Mandlmaier, Wensauer und Lankl, aber auch Hernitschek, Niemetz, Tomaschko und Tschiggfrei. Zur tschechischen Grenze im Osten sind`s ja nur wenige Kilometer.
Büchern über bayerische Wallfahrten zum Trotz halten die Ringelaier daran fest, die einzige deutsche Christkindl-Wallfahrt aufweisen zu können. Wie sie heuer – gemäß erprobter jahrzehntelanger Gepflogenheit wieder am dritten Adventwochenende – begangen wird, ist der Vorschau zu entnehmen. Freitag 13. Dezember: 19 Uhr Adventsingen in der Pfarrkirche. – Samstag 14. Dezember: 14 Uhr Marktstand-Eröffnung, 15 Uhr Christkindl-Anblasen mit Alphörnern, 16.15 Uhr Aufstellung der Wallfahrenden bei der Schule und Begrüßung durch Bürgermeister Köberl, 16.30 Uhr Wallfahrtszug mit Laternen, Kerzen und Fahnen der Vereine in die Pfarrkirche zu Gebet und Gesang, 17 Uhr Festgottesdienst, 18.15 Uhr Segen und Einladung zur „Herbergsuche“ im Dorf, 18.45 Uhr adventliche Weisen auf dem Weihnachtsmarkt. – Sonntag 15. Dezember: 14.30 Uhr Eröffnung des Christkindlmarkts, 15 Uhr Nikolaus-Begrüßung durch die Kindergarten- und Schulkinder bei adventlicher Musik. So der unter Leitung von Organisator Alfons Pauli geplante Ablauf vorbehaltlich kurzfristiger Änderungen.