Klimagipfel „COP29“: Ein anderes Grün als gedacht

Aserbaidschan, Baku, Land, Quelle: adamlapunik, Pixabay. Freie kommerzielle Nutzung, Kein Bildnachweis nötig

Ein neuer Klimagipfel, diesmal in Baku, Aserbeidschan. „COP29“ der Titel, groß die Erwartungen. Die international vernetzte Umweltbewegung hofft auf Impulse für das, was sie als eine „grüne“ Weltwirtschaft empfindet. Doch machen wir es kurz: Diese Illusionen dürfen sich die vereinigten Weltverbesserer aller Länder beim ersten Blick auf den Gastgeber bereits abschminken. Statt Klimaschutz investiert Aserbaidschans drakonisch herrschender Staatschef, der Mann heißt Ilham Alijew, massiv in Öl und Gas. Kritiker landen für Kleinigkeiten jahrelang hinter Gittern, die Gefängnisse sind dem Vernehmen nach brutale Folterkammern – wer kann, verlässt das Land. „Grüne“ Energie in Baku auf dem „COP29“? Die westlichen Wolkenkuckucksheimer werden die vergeblich zu fördern versuchen.

Ein anders „Grün“ werden die Weltenverbesserer stattdessen bekommen, die – aber im religiös-intoleranten Sinne, denn während die Familie Alijew, die Aserbeidschan drakonisch-diktatorisch regiert, den Umweltschutz ins Schaufenster stellt, betreibt sie in ihrem westlichen Hinterhof, in Bergkarabach, einen Völkermord. Ihr Grün ist die Farbe des Propheten, und mit maximaler Gewalt wird seine moslemische Herrschaft per Schwertmission in uralte christliche Gebiete getragen. Die Vernichtung des armenischen Staatswesens, die Vernichtung jedes einzelnen christlichen Armeniers, jeder Armenierin, jedes armenischen Kindes scheint höchstes Ziel des Diktators Alijev. Dass er dabei als verlängerter Arm eines gewissen Reccep Tayyib Erdogan handelt, wird beredt verschwiegen – aber es liegt auf der Hand.

Eine breite Allianz von Menschenrechtlern warnt seit Wochen die Grünwestler dringend davor, sich durch eine Teilnehme am „COP29“ vereinnahmen zu lassen und somit zum Helfershelfer des Völkermords an den Armeniern zu machen, den Alijev stellvertretend für die von NATO und dem Westen minimal gebremsten Türken betreibt. Zuletzt durch die kaltblütige Austreibung der seit 1.700 dort angestammten Armenier aus Bergkarabach. Genau erkannt hat diesen Mechanismus Pfarrer Peter Fuchs von der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International: „Die sukzessive erfolgte vollständige Vertreibung der Karabach-Armenier und der Angriffe auf das uralte armenische Kulturerbe der Region bilden eine Kontinuität mit dem Völkermord an den Armeniern, 1915/16. Die Kriegsrhetorik aus Baku und regelmäßige Grenzverletzungen lassen darauf schließen, dass es mit der Eroberung Berk-Karabachs nicht getan ist, sondern dass Aserbaidschan längst auch auf einen Krieg mit Armenien abzielt.“

Immerhin – einer bleibt nun zu Hause. Olaf Scholz hat seine Reise zum „COP29“ abgesagt. Seine Koalition ist zerbrochen, grüne Blütenträume sind zerstoben. „Dass wir Öl- und Gasvorkommen haben, ist nicht unsere Schuld. Es ist ein Geschenk Gottes“, so orakelte Alijev, der Brutalo-Diktator, noch auf dem in Berlin stattfindenden „Petersberger Klimadialog“ im April, und neben dem Bundeskanzler hörte ihm da auch die grüne Außenministerin Annalena Baerbock zu. Wobei Alijev mit „Gott“ natürlich Allah meint – und nein: diese beiden sind nicht identisch. Was dem Bundeskanzler, der in seinem Amtseid den Gottesbezug weggelassen hatte, wohl gar nicht auffiel – wir vermuten, es könnte ein gottloser Kanzler sein.

Göttlicher Rat jedenfalls war der deutschen Ampel-Regierung wohl eher nicht beschieden. Das „Ampel-Aus“ kommt deswegen auch für die westlichen Partner zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Gewiß, die Staatsministerin im Kanzleramt, Claudia Roth, umarmt gerne mal iranische Völkermörder und Kriegsherren und strahlt dabei voller Begeisterung. Unbeschadet dessen hätte man sich von einer deutschen Bundesregierung jedweder Couleur wohl erwarten dürfen, dass es zumindest einige Worte zu den verfolgten und getöteten Armeniern, zu der andauernden Zerstörung ihres kulturellen Erbes geht.

Und wie war das nun mit der grünen Agenda? Alijev wird auf dem „COP29“, auf dem ihm als Gestgeber traditionell eine hervorgehobene Rolle zukommt. das Recht verteidigen, in fossile Brennstoffe zu investieren und sie hemmungslos zu fördern, wenn es darum geht, den Wohlstand seines Landes voranzutreiben. Das hat er in Berlin angekündigt. Die Deutscher Welle rechnet derweil vor, der Strommix des Alijev-Landes bestehe zu 93 Prozent aus fossilen Brennstoffen und bezieht sich auf Climate Action Tracker, ein Bündnis aus diversen Nichtregierungsorganisationen. Und auch, wenn die Kritiker fossiler Brennstoffe ihrerseits knallharte Lobbyisten sind, sollte es aufmerken lassen, wenn Aserbaidschan die schlechteste denkbare Bewertung für Klimaschutz gegeben wird. Ein Null-Emissions-Ziel hat Aserbeidschan bisher natürlich nicht – es ist fast überflüssig, das zu erwähnen.

Was also lernen wir am Beginn von „COP29“? Die Farbe „Grün“ steht nicht für den Schutz der Umwelt, nicht für eine Rettung des Klimas, sondern sie steht für Vernichtung. Grün ist die Farbe des Propheten, und in seinem Namen, mit der neunten Sure auf den Lippen, wird die älteste christliche Nation der Welt dem endgültigen Untergang Stück für Stück nähergebracht. Wenn es für die Umwelt bereits eines Wunders bedarf, dann ist das für die Christen auf dem Kaukasus, allen voran die Armenier, gleich mehrfach nötig. Wunder aber sind in Baku nicht zu erwarten.

Bild Flagge Aserbeidschan:

Über Sebastian Sigler 103 Artikel
Der Journalist Dr. Sebastian Sigler studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bielefeld, München und Köln. Seit seiner Zeit als Student arbeitet er journalistisch; einige wichtige Stationen sind das ZDF, „Report aus München“ (ARD) sowie Sat.1, ARD aktuell und „Die Welt“. Für „Cicero“, „Focus“ und „Focus Money“ war er als Autor tätig. Er hat mehrere Bücher zu historischen Themen vorgelegt, zuletzt eine Reihe von Studien zum Widerstand im Dritten Reich.