Dominique Cabrera gewinnt Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm von DOK Leipzig

Mit dem Dokumentarfilm „La Jetée, the Fifth Shot“

Goldene und Silberne Tauben | Foto: Susann Jehnichen

Pressemitteilung – Langer Animationsfilm „Pelikan Blue“ erhält Goldene Taube | Langfilm „Tarantism Revisited“ gewinnt im Deutschen Wettbewerb | Publikumsjury ehrt „Once upon a Time in a Forest“.


Die Preisträger*innen der 67. Ausgabe von DOK Leipzig stehen fest. Die sieben Goldenen und zwei Silbernen Tauben sowie zahlreiche Partnerpreise wurden am Samstag in der Leipziger Schaubühne Lindenfels vergeben.

Im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm ging die Goldene Taube Langfilm an Dominique Cabrera für „La Jetée, the Fifth Shot“ (Le Cinquième plan de La Jetée | Frankreich). Der französischen Filmemacherin widmete das Festival in diesem Jahr auch eine Hommage. In dem Preisträgerfilm erkennt sich Cabreras Cousin in einer Einstellung in Chris Markers Filmklassiker „La Jetée“ (1962) wieder – der Ausgangspunkt für einen Rückblick in ihre Familiengeschichte.

„Mit Präzision und leichter Hand nimmt uns die Filmemacherin mit auf eine intime Reise (…) und legt hinter dem enigmatischen Bild eines Jungen und seiner Familie neue Bedeutungs- und Gefühlsebenen frei“, heißt es in der Jurybegründung. Die Goldene Taube ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk. Überreicht wurde der Preis durch Jana Brandt, Direktorin der MDR-Programmdirektion Halle.

Die Goldene Taube Kurzfilm, verbunden mit 3.000 Euro, erhielt der renommierte britische Filmemacher John Smith für „Being John Smith“ (UK), eine ironische Auseinandersetzung mit seinem englischen Allerweltsnamen und dessen Auswirkungen auf sein Leben und seine Karriere. Die Jury zeigte sich beeindruckt von Smiths „Bereitschaft, Zweifel und Verwundbarkeit offenzulegen“ und „seinen Fragen dazu, was unsere Identität ausmacht.“

Die Gewinnerfilme der Goldenen Tauben im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm qualifizieren sich für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy.

Die Silberne Taube Langfilm, gestiftet von 3sat für den besten langen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, erhielt Pierre Michel Jean für „Twice into Oblivion“ (L‘oubli tue deux fois | Frankreich, Haiti, Dominikanische Republik). Der Film setzt sich mit dem sogenannten ‚Petersilienmassaker‘ in der Dominikanischen Republik 1937 auseinander, bei dem mehr als 20.000 Haitianer*innen ermordet wurden. „Durch zwei ganz unterschiedliche und fesselnde Ansätze – Zeugnisse älterer Überlebender sowie improvisierte Performances der jungen Erb*innen dieser offenen Wunden – zeigt der Film die Beharrlichkeit der Vergangenheit ebenso wie die Notwendigkeit, sich ihr zu stellen, damit wir einen Weg vorwärts finden“, lobte die Jury. Johannes Dicke, Leiter der Programmplanung bei 3sat, überreichte den mit 6.000 Euro dotierten Preis an den Filmemacher.

Die mit 1.500 Euro dotierte Silberne Taube Kurzfilm für den besten kurzen Dokumentarfilm eines Regietalents im Nachwuchsbereich, gestiftet von der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM), ging an „What Goes Up“ (Saudi-Arabien, USA) von Samar Al Summary. Darin springt die Künstlerin am Militärflugplatz in Arizona Trampolin – eine Rebellion nicht nur gegen die Schwerkraft, sondern auch gegen das Patriarchat. In der Jurybegründung heißt es: „Beginnend mit der Unmöglichkeit ihrer eigenen Rückkehr, erfindet die Filmemacherin eine Sprache, um die Geschichten anderer, die ihre eigenen fragilen Spuren in der Landschaft hinterlassen haben, ans Licht zu bringen.“ Den Preis überreichte Thomas Neie vom Medienrat der SLM.

Über die Preisträger*innen im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm entschieden Maria Bonsanti, Sylvaine Dampierre, Mark Edwards, Eric Hynes und Avi Mograbi.

Im Internationalen Wettbewerb Animationsfilm ging die Goldene Taube Langfilm, dotiert mit 3.000 Euro, an László Csáki für „Pelikan Blue” (Kék Pelikan | Ungarn), die Geschichte dreier Freunde in Ungarn, die nach der Wende aus Geldnot Zugtickets fälschen, um in den Westen reisen zu können. „Wir heißen zwar nicht gut, dass man sich rücksichtslos seinen Weg zu seinem Traum bahnt, schätzen jedoch vorbehaltlos die Art, wie die Geschichte erzählt wurde, die Bildsprache und vor allem die unangestrengte persönliche und historische Ehrlichkeit, die sie sich zu eigen macht“, verkündete die Jury.

Die Goldene Taube Kurzfilm in Verbindung mit 1.500 Eurogestiftet vom Deutschen Institut für Animationsfilm e. V., erhielt Anu-Laura Tuttelberg für „On Weary Wings Go By” (Linnud läinud | Estland, Litauen). Darin beobachtet ein winziges Mädchen aus zartem Porzellan den Einbruch des Winters. „Die Grenze zwischen den Figuren und der realen Umgebung verschwimmt immer mehr zu einer ambivalenten Welt voller Wunder und visueller Poesie, in der die Natur selbst der Protagonist zu sein scheint“, heißt es in der Jurybegründung. Bei der Preisverleihung richtete Dr. Volker Petzold (1. Vorstand des DIAF) ein Grußwort an das Publikum.

Der Gewinnerfilm der Goldenen Taube Kurzfilm qualifiziert sich für die Nominierung der jährlich vergebenen Academy Awards, vorausgesetzt er erfüllt die Vorgaben der Academy.

Die Juror*innen Merlin Flügel, Isabel Herguera und Nosipho van den Bragt sprachen zudem eine Lobende Erwähnung an Heinrich Sabl für „Memory Hotel“ (Deutschland, Frankreich) aus.

Im Deutschen Wettbewerb Dokumentarfilm ging die Goldene Taube Langfilm an „Tarantism Revisited“ (Deutschland, Schweiz) von Anja Dreschke und Michaela Schäuble. Die Regisseurinnen gehen darin dem Phänomen des „Tarantismus“ auf die Spur: demnach seien in den 1950ern zahlreiche Frauen in Apulien nach dem angeblichen Biss einer giftigen Spinne von einem Tanzwahn ergriffen gewesen. „Der Mythos wiederholt sich – immer gleich und immer wieder anders, in den Körpern, die tanzend gegen das Gift einer patriarchalen Ordnung aufbegehren oder sich dem toxischen Erbe einer ausbeuterischen Landschaftsnutzung stellen. Zwischen Archivrecherche und Reenactment, Klang- und Textkomposition, Gender und Genre entwickelt dieser Film eine eigenwillige, im besten Sinne widerständige Sprache“, lobte die Jury. Der Preis ist dotiert mit 10.000 Euro, gespendet von Doris Apell-Kölmel und Michael Kölmel.

Die Goldene Taube Kurzfilm, in Verbindung mit 1.500 Euro, erhielt Leonard Volkmer für „Der König von Spanien“ (Deutschland), die filmische Suche nach seiner eigenen Vergangenheit, die ihn von Erzählungen über Berliner Darkrooms und Clubs in Madrid bis in das Archiv einer Psychiatrie führt. „Ein Film, der uns Persönliches anvertraut und filmisch erfahrbar macht – nicht als Illustration, sondern als Wagnis“, so die Juror*innen Tilman König, Katrin Mundt und Susanne Sachsse.

Mit der Goldenen Taube im Publikumswettbewerb wurde der Dokumentarfilm „Once upon a Time in a Forest“ (Havumetsän lapset | Finnland) von Virpi Suutari ausgezeichnet. Darin legt sich eine Waldaktivistin mit der finnischen Forstindustrie an. „Trotz der Dringlichkeit des Klimawandels nimmt sich der Film die Zeit, in den Zauber der Natur einzutauchen. Das intime Porträt der Protagonist*innen hat uns nachhaltig berührt und inspiriert“, betonten die Juror*innen Linda Dombrowski, Maria Gallo, Sophie Görlipp, Maria Weiße und Anna Wulffert. Der Preis ist dotiert mit 3.000 Euro und wird anteilig gestiftet von der Leipziger Gesellschaft zur Förderung der Filmkunst e. V.

Die Preisträgerfilme der Goldenen und Silbernen Tauben in der Übersicht:

Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm
Goldene Taube Langfilm: „La Jetée, the Fifth Shot“ (Dominique Cabrera | FR 2024)
Goldene Taube Kurzfilm: „Being John Smith“ (John Smith | GB 2024)
Silberne Taube Langfilm: „Twice into Oblivion“ (Pierre Michel Jean | FR, HT, DO 2024)
Silberne Taube Kurzfilm: „What Goes Up“ (Samar Al Summary  | SA, US 2024)

Internationaler Wettbewerb Animationsfilm
Goldene Taube Langfilm: „Pelikan Blue (László Csáki | HU 2024)
Goldene Taube Kurzfilm: „On Weary Wings Go By” (Anu-Laura Tuttelberg | EE, LT 2024)

Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm
Goldene Taube Langfilm: „Tarantism Revisited“ (Anja Dreschke, Michaela Schäuble | DE, CH 2024)
Goldene Taube Kurzfilm: „Der König von Spanien“ (Leonard Volkmer | DE 2024)

Publikumswettbewerb
Goldene Taube: „Once upon a Time in a Forest“ (Virpi Suutari, FI 2024)

Partnerpreise für Dokumentar- und Animationsfilme aus den Wettbewerben

++ Sperrfrist bis heute, 2. November, um 17:30 Uhr ++

Bereits am Samstagnachmittag wurden in der Schaubühne Lindenfels neun Partnerpreise verliehen.

Mit dem ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, verbunden mit 2.000 Euro, wurde „Im Prinzip Familie“ (Deutschland) von Daniel Abma ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm über das Leben von fünf Jugendlichen und ihren Betreuer*innen in einer sozialpädagogischen Wohngruppe erhielt zudem den film.land.sachsen-Preis für Filmkultur im ländlichen Raum, verliehen in Kooperation mit dem Filmverband Sachsen e. V., sowie den Preis Gedanken-Aufschluss, der von einer Jury aus Strafgefangenen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen vergeben wurde. Damit gingen an „Im Prinzip Familie“ die meisten Auszeichnungen bei DOK Leipzig 2024.

Der DEFA-Förderpreis in Verbindung mit 4.000 Euro, gestiftet von der DEFA-Stiftung, wurde an Jennifer Mallmann für „Moria Six“ (Deutschland) vergeben.

Den MDR-Filmpreis in Höhe von 3.000 Euro für einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm erhielt Marie-Magdalena Kochová für „The Other One“ (Ta druhá | Tschechische Republik, Slowakei).

Der Preis der Interreligiösen Jury, dotiert mit 2.000 Euro, ging an Pierre Michel Jean für „Twice into Oblivion“ (L‘oubli tue deux fois | Frankreich, Haiti, Dominikanische Republik). Der Preis wird gestiftet vom VCH-Hotel Michaelis in Leipzig sowie dem Interreligiösen Runden Tisch und dem Oratorium Leipzig.

Mit dem Young Eyes Film Award wurde „Sisterqueens“ (Deutschland) von Clara Stella Hüneke ausgezeichnet. Der Preis ist dotiert mit 2.000 Euro, wird gestiftet von der Europäischen Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur und vergeben von der Jugendjury in Kooperation mit der LFD – Fachstelle für Medien und Bildung.

Mit dem Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI Preis) wurde „Valentina and the MUOSters“ (Valentina e i MUOStri | Schweiz, Italien) von Francesca Scalisi geehrt.

Den mephisto 97.6 Preis erhielt der kurze Animationsfilm „Simply Divine” (Pur și simplu divin | Frankreich, Rumänien) von Mélody Boulissière und Bogdan Stamatin.

Der Filmpreis Leipziger Ring ehrt einen Dokumentarfilm über Menschenrechte, Demokratie oder bürgerschaftliches Engagement, wird gestiftet von der Stiftung Friedliche Revolution und ist versehen mit einem Preisgeld von 2.500 Euro. Der Preis wird am Sonntag, dem 3.11., um 14 Uhr in der Hochschule für Grafik und Buchkunst vergeben.

Branchenpreise bei DOK Industry

Im Rahmen der Branchenplattform DOK Industry wurden vier Preise bereits in der Festivalwoche verliehen.Verliehen im DOK Co-Pro Market:

Sächsischer Preis für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin (dotiert mit 5.000 Euro): „Oh, Heart Don’t Be Afraid“ (Georgien, Deutschland) von Ana Kvichidze
Preisstifter: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Unifrance Doc Award(in Verbindung mit Untertitelungsservices durch TitraFilm und eine Unifrance-Mitgliedschaft für den französischen Produzenten): „Bitter Seed“ (Frankreich, Algerien) von Camélia Gadhgadhi, produziert von Antoine Goldet-Marciano (Amok Films)

Verliehen bei DOK Preview Germany:

D-Facto Motion Works-in-Progress Prize (Sachleistung im Wert von 10.000 Euro): „Curtains“ (Fassaden | Deutschland) von Alina Cyranek
Preisstifter: D-Facto Motion GmbH

Verliehen bei DOK Short n‘ Sweet:

Square Eyes Festival Consultation Award (für eine Festivalstrategieberatung durch Square Eyes): „Hypnagogy” (Hipnagogía | Chile) von Paula Ábalos Santibáñez
Preisstifter: Square Eyes

Insgesamt werden bei DOK Leipzig 23 Preise vergeben. Bei der 67. Festivalausgabe waren 209 Filme und Extended-Reality-Arbeiten aus 55 Ländern in den Leipziger Spielstätten zu sehen.

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