Streifzüge – Julia Abele im Kunstraum Churfranken in Klingenberg

Lichtspiele

Die Heidelberger Malerin Julia Abele ist eine Chronistin des Alltags. Englische Märkte wie der „Borough Market“ in London, auf dem „Fresh Sussex Fish“ angeboten wird, der Eingangsbereich eines Kinos, ein Mann, der Zeitung liest und auf die U-Bahn wartet, Mülltüten in Kirschrot am Straßenrand, die üppigen Auslagen eines Gemüseladens. Oder auf Eis gelegte Seebrassen im Fischgeschäft, Passanten auf der Rue de Poitou in Paris, die Vorderansicht eines Hauses, in dem „Steve’s Bed & Breakfast“ und eine Take Away Bar ihren Sitz haben: Wir staunen über Stadtansichten, Stillleben, aber auch viele Porträts und Blumenbilder.

„Mein Werk umfasst größtenteils realistische Stillleben und Stadtszenen, die zumeist Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit zum Thema haben“, so schlicht beschreibt die Künstlerin ihr Werk, das nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in England immer wieder ausgestellt worden ist.

Als Vorlage für die in Acryl gemalten Werke dienen auch Fotografien, die sie selbst anfertigt. In ihrer Kunst geht es um den Alltag, um die Wirklichkeit, um die Frage auch, welche Themen denn als Kunstsujet taugen. Und Julia Abele weiß, dass eigentlich alles zu einem guten Bild werden kann, sogar eine Reihe von Mülltüten am Straßenrand.

Die in Karlsruhe geborene Künstlerin, die in Heidelberg und London studiert hat, ist eine figurative Malerin, die – wie so viele vor ihr, die Impressionisten vor allem – angetan ist von der Flüchtigkeit des Lebens, von der Direktheit, der Authentizität der Dinge, die sie umgeben. Sie zeigt uns Momentaufnahmen und sie tut es auf eine etwas melancholische Weise. Denn Abele scheint zu wissen, so erzählt sie in ihren Bildern, dass die Schönheit des Alltags vergänglich ist.

Im Löw Haus des Kunstraum Churfranken in Klingenberg kann man ihre faszinierende Bilderwelt nun unter dem Titel „Streifzüge“ entdecken. Ein visueller Kosmos, der uns als großes, spannendes Tagebuch erscheint. Ein Spaziergang durch das Leben der Künstlerin, durch den Alltag, der uns wieder einmal vor Augen führt, dass die größten Abenteuer nur wenige Schritte entfernt beginnen können. Diese Ausstellung macht Lust auf die Gegenwart, auf das Jetzt, auf den Moment. Man sollte sie nicht verpassen.

Kunstraum in Churfranken

Hauptstraße 29

D-63911 Klingenberg

Vernissage am Samstag, den 5. Oktober, 19 Uhr, Löw Haus

Bis 27. Oktober

Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr

www.kunstraum-churfranken.de

www.julia-abele.de

Boroughmarket
Arcadian Shepherds
Lichtspiele
Über Marc Peschke 17 Artikel
Marc Peschke, 1970 geboren, Kunsthistoriker, Texter, Kulturjournalist und Künstler, lebt in Wertheim am Main, Wiesbaden und Hamburg. Er hat in Mainz Kunstgeschichte, Komparatistik und Ethnologie studiert. Seitdem schreibt der gebürtige Offenbacher unter anderem über Bildende Kunst, Fotografie, Fotokunst und Popmusik. Gelegentlich arbeitet er auch als freier Kurator, war Mitinhaber und Mitbegründer der Fotokunst-Galerie KUNSTADAPTER in Wiesbaden und Frankfurt am Main – sowie der Kultur-Bar WAKKER in Wiesbaden. In Wertheim am Main ist er Kurator des exklusiven Kunstraum ATELIER SCHWAB. Seit 2008 zahlreiche eigene Ausstellungen im In- und Ausland. Marc Peschkes künstlerische Arbeiten entstehen zumeist auf seinen zahlreichen Reisen und sind in verschiedenen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten. Seit 2020 ist Marc Peschke unter dem Namen MASCHERA auch wieder als Musiker aktiv. Im Jahr 2022 wird er kuratorisch die Wiesbadener Fototage unterstützen. www.marcpeschke.de