Eine menschliche Transformation vor dem Schlachthof Aschaffenburg

Ein humanes Gespräch vor dem skandal Schlachthof

Bild von Enrique auf Pixabay

Er war spontan bei der Mahnwache vor dem Schlachthof Aschaffenburg dabei und entschied sich ab sofort für die vegane Lebensweise. Bei der 42. Mahnwache vor dem skandal Schlachthof Aschaffenburg entschloss sich ein vorbeifahrender Autofahrer der Mahnwache beizuwohnen. Nach einigen aufklärenden Gesprächen und nachdem er die Tiere mit eigenen Augen gesehen und und mit eigenen Ohren erbärmlich schreien gehört hat, entschied sich Andreas ab sofort auf Fleisch zu verzichten und sich mit der veganen Lebensweise zu befassen. Ein Gespräch.

Selin Erisken: Wir sind ja heute hier vor dem Schlachthof Aschaffenburg, wir machen hier ja alle zwei Wochen unsere Mahnwachen und Du bist letztes Mal ja einfach dazu gestoßen. Wie kam es, dass du auf uns aufmerksam wurdest?
Andreas: Ich bin entlanggefahren und dachte: „Oh, das ist ein spontaner Flohmarkt!“ Und dann habe ich die Schilder gesehen und Ellen angesprochen und sie hat mir erklärt, worum es hier geht: eine Mahnwache gegen die Missstände auf Schlachthöfen. Und so kam es, dass ich mein Auto geparkt habe und ganz spontan mich zu den Leuten dazugesellt habe und ein paar Gespräche geführt und erfahren habe, was eigentlich mit Tieren gemacht wird und wie grausam das alles ist.

Selin: Ja. Also hast du dich vorher noch gar nicht mit dem Thema auseinander gesetzt?
Andreas: Vor längerer Zeit habe ich versucht, mich gegen Tierversuche zu engagieren aber seit damals Zeit nicht mehr, und man hat hier viele nette Leute kennengelernt und vor allen Dingen auch viel, viel Wissen, was man sonst im Alltag gar nicht mitbekommt. Was wirklich passiert mit Tieren und wie brutal das ist, wie die geschlachtet werden und so weiter.

Selin: Was ist dir da besonders hängengeblieben?
Andreas: Zum Beispiel das Gespräch mit Ellen, dass Kühe missbraucht werden, dass Rinder, wenn sie für die Fleischindustrie nicht tauglich sind, als kleine Kälber, schon geschlachtet werden, dass sie überhaupt kein Recht auf Leben haben.

Selin: Und hast du dann bis jetzt auch immer Fleisch konsumiert?
Andreas: Ja, das habe ich bis vor zwei Wochen, da war die letzte Mahnwache; und seit dem, am nächsten Tag, habe ich sofort aufgehört mit Fleischkonsum. Und mir geht es schon wesentlich besser in den zwei Wochen, auch weil ich Rheuma- und Gichtprobleme habe und ich bin wirklich so froh, diese netten Menschen kennengelernt zu haben. Und zusammen ist man doch stärker und zusammen kann man mehr umsetzen. Und ich bin dankbar dafür, dass ich jetzt Veganer werde. Also ich bin auf dem Weg, richtig Veganer zu werden.

Selin: Toll! Das ist eigentlich unser Hauptziel! Natürlich ist auch unser Ziel, dass wir den Schlachthof schließen, aber wir wollen auch die Menschen erreichen, weil es passiert hier alles im Geheimen! Man kriegt gar nicht wirklich was mit, was in der Schlachtindustrie alles passiert. Da bist du ein super Beispiel, dass unsere Aufklärungsarbeit doch wirklich was bringt.
Andreas: Auf jeden Fall. Vor allen Dingen, ich komme aus Laubach, und habe auch noch ein paar Gespräche geführt dazu im Arbeitsumfeld, und da sind auch viele schockiert, was im Schlachthof passiert, die einfach nicht richtig informiert sind. Und wenn man sich hier engagiert, hat man das Wissen, die Informationen, und kann das auch unter Freunden weitergeben und gute Gespräche führen. Aufklärung ist das Wichtigste! Und ich bin sehr dankbar für Eure Initiative!

Selin: Danke! Was meinst du, woran es liegt, dass so viele Leute nicht vegan sind, obwohl so viele schlimme Sachen passieren in der Tierindustrie?
Andreas: Es passieren wirklich schlimme Sachen, aber es ist tatsächlich so, dass viele Menschen gar nicht wissen, was sie sich antun, wenn sie Fleisch essen, was das für eine Wirkung auf den Organismus hat! Was im Körper passiert, die ganzen Entzündungen die dadurch entstehen können und was das für Folgen haben kann: Rheuma, Gicht, Arthrose. Wie gesünder und besser sich Leute fühlen würden, wenn sie komplett auf Fleisch und tierische Produkte verzichten. Es gibt viel zu wenig Aufklärung darüber.  Wenn Tiere zur Schlachtung gezwungen werden – die ganzen giftigen Stoffe, die durch die Angst und Qualen freigesetzt werden und dann noch im Fleisch drin sind… Viel mehr aufklären, das ist wichtig!

Selin: Also gerade für dich, ist der gesundheitliche Aspekt auch sehr wichtig. Wir machen ja mehr noch auf der Tierrechtsebene an Aufklärung!
Andreas: Auch die Tierrechte essentiell!

Selin: Aber es ist auch wichtig, wie du sagst, dass man die Leute über ihre eigene Gesundheit aufklärt.
Andreas: Absolut! Wenn man beobachtet, wie viele Menschen in Gaststätten gehen, so Fünfzig- oder Sechzigjährige, die können dann gerade noch so laufen vom Auto und bestellen sich wieder Fleisch höchstwahrscheinlich, und wissen gar nicht, dass sie dadurch ihre ganzen körperlichen Baustellen füttern. Und deswegen ist Aufklärung sehr wichtig. Um sich darüber aufzuklären ist es gut, bei euch dabei zu sein, und sich mit vielen Gesprächen immer weiterzubilden und das, was man dann gelernt hat, auch weiterzugeben.

Selin: Genau, und umso mehr Menschen Bescheid wissen, umso einfacher wird es ja dann auch mit der Aufklärungsarbeit!
Andreas: …und man hat dann auch ein Wir-Gefühl und je mehr wir sind, ist das dann auch interessant für die Wirtschaft und Konzerne! Die Fleischindustrie sieht ja dann auch: „Oh, es gibt ja jetzt schon ganz viele, die gar kein Fleisch mehr essen!“

Selin: Das ist jetzt auch schon im Wandel. Das merkt man bereits an der Industrie.
Andreas: Ich bin so dankbar, dass ich euch kennengelernt habe. Das hat mein Leben so bereichert, und meiner Gesundheit tut es gut.
Selin: Danke dir, Andreas, für das Gespräch und deine Zeit!

 

Das Interview führte Selin Erisken

Von links nach rechts: Selin Erisken, Andreas, Ellen Lippert.

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