Klassik Stiftung Weimar, Staatliche Kunstsammlungen Dresden und Stiftung Preußischer Kulturbesitz gelingt gemeinsamer Ankauf – Dank an Kulturstiftung der Länder und Ernst von Siemens Kunststiftung.
Das „Karlsruher Skizzenbuch“ von Caspar David Friedrich bleibt in Deutschland! In einem außergewöhnlichen Schulterschluss ist es der Klassik Stiftung Weimar, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gemeinsam gelungen, das bedeu-
tende Objekt zu erwerben. Ermöglicht haben den Ankauf die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder und weitere Förderer.
Das Buch wird ab dem 12. Juli 2024 für fünf Wochen im Rahmen der Ausstellung „(Un)seen Stories“ im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum gezeigt, bevor es für die Caspar-David-Friedrich Ausstellung „Wo alles begann“ nach Dresden wandert. Anschließend wird es in der Ausstellung „Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar“ im Schiller-Museum in Weimar zu sehen sein. Auch in Zukunft werden die drei Museen das Buch im Wechsel präsentieren.
„Mit diesem beherzten Coup krönen wir das Caspar-David-Friedrich-Jahr. Uns allen war klar, dass wir dieses bedeutende Werk in Deutschland beahren müssen. Ich bin glücklich und dankbar, dass uns das im guten Miteinander der großen deutschen Kulturstiftungen gelungen ist“, sagt SPK-Präsident Hermann Parzinger.
Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, erklärt: „Wir sind stolz, dass drei große deutsche Kultureinrichtungen mit bedeutenden grafischen Sammlungen ein Konsortium schmieden und auf die großzügige Unterstützung von starken Partnern bauen konnten, die damit auch das vertrauensvolle und gleichberechtigte Zusammenwirken honorierten. Es ist gewiss ein modellhaftes und wichtiges Zeichen in die Kulturlandschaft, dass ein so herausragendes künstlerisches wie kunsthistorisches Kleinod wie das ‚Karlsruher Skizzenbuch‘ für die Öffentlichkeit gesichert werden kann, wenn man gemeinsam agiert.“
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, erklärt: „Wie beglückend, dass dieser gemeinsame Erwerb dreier Kulturinstitutionen mit der so großzügigen Unterstützung unserer Partner, allen voran der Ernst von Siemens Kunststiftung, gelingen
konnte. Das kann auch ein Zukunftsmodell musealer Ankaufspolitik werden: Sharing is the new having!“
Dazu Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Es sind solch großartige Erwerbungen, für deren Förderung die Kulturstiftung der Länder einst gegründet wurde. Es freut mich, dass künftig Besucher an diesem Skizzenbuch den Schaffensprozess und die Entstehung der nachgerade ikonischen Bilder von Caspar David Friedrich nachvollziehen können, zu dem wir nicht ohne Grund im Jubiläumsjahr vier Ausstellungen fördern – in Hamburg, Berlin, Greifswald und Dresden. Ich bin den drei Häusern und den Mitförderern außerordentlich dankbar für den vertrauensvollen Schulterschluss und sehr glücklich über das Gelingen.“ „Bei Auktionen zeigt sich, was die deutschen Museen und Förderstiftungen leisten können. Innerhalb kürzester Zeit und mit großer Diskretion werden Mittel bereitgestellt und hochkarätige Kunstwerke inhaltlich und finanziell eingeschätzt. Nach der Unterschutzstellung des Skizzenbuchs und dem Rücktritt des zunächst erfolgreichen Bieters konnte es die Ernst von Siemens Kunststiftung im vertrauensvollen Zusammenwirken mit dem Auktionshaus Grisebach auf eigenes Risiko erwerben und hat es inzwischen an die Museen übergeben. So kann es in den kommenden Ausstellungen im Jubiläumsjahr gezeigt werden. Ein großartiges Geschenk an uns alle.“ freut sich Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Caspar David Friedrich, der bedeutendste Maler der deutschen Romantik, gilt bis heute als wichtige künstlerische Identifikationsfigur. Seine enorme nationale und internationale Ausstrahlung wird in einem Reigen großer Ausstellungen anlässlich seines 250. Geburtstages im Jahr 2024 gewürdigt.
Friedrichs „Karlsruher Skizzenbuch“ ist ein bislang kaum bekanntes Kleinod mit Studienzeichnungen aus der Umgebung Dresdens, angefertigt zwischen April und Juni 1804. Es ist von herausragender künstlerischer und kunsthistorischer Bedeutung, denn es erlaubt einen direkten
Blick in Friedrichs Arbeitsweise und bietet vielfältige Bezüge zu ausgeführten Zeichnungen und Gemälden. Skizzenbücher bildeten für Friedrich sein persönlichstes künstlerisches Zeugnis und dienten ihm sein Leben lang als Reservoir an Bildmotiven. So fand das kleine „Karlsruher Skizzenbuch“ (18,4 × 11,8 cm) mit seinen nur 33 genutzten Seiten Verwendung für absolute Hauptwerke des Künstlers, die als Schlüsselwerke der deutschen Romantik gelten. In Berlin betrifft dies – neben dem verschollenen „Klosterfriedhof im Schnee“ – mit der „Abtei im Eichwald“ eines der auch rezeptionsgeschichtlich bedeutendsten Werke der Romantik. Für Weimar sind besonders die von Friedrich für den von Goethe ausgerichteten Künstlerwettbewerb der „Weimarer Preisaufgaben“ 1805 eingereichten Sepiablätter hervorzuheben, etwa die „Wallfahrt bei Sonnenuntergang“. Vorbereitende Zeichnungen des Skizzenbuches beziehen sich in Dresden auf das „Hünengrab im Schnee“ sowie auf „Das Große Gehege“, das epochemachende späte Hauptwerk des Künstlers.
Von ehemals mehr als 20 Skizzenbüchern des Künstlers sind heute nur noch sechs erhalten. Vier von ihnen bewahrt das Nationalmuseum in Oslo, nur ein einziges befand sich bislang in deutschem Museumsbesitz: im Kupferstich-Kabinett Dresden. Nun konnte das letzte bekannte, bisher in Privatbesitz befindliche Skizzenbuch für die Öffentlichkeit gesichert werden. Es wurde am 30. November 2023 im Auktionshaus Grisebach mit einem Schätzpreis von 1 bis 1,5 Mio. Euro zur Versteigerung aufgerufen.
Das „Karlsruher Skizzenbuch“ ist ein zentrales verbindendes Element der drei beteiligten Kulturinstitutionen. Mit dem gemeinsamen Erwerb möchten diese auch ein Zeichen des solidarischen Vorgehens setzen, mit dem es nun gelingen konnte, dieses außerordentlich wichtige Werk im Land zu halten und in den Graphischen Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar, im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden abwechselnd und gemeinschaftlich zu bewahren, zu erforschen, auszustellen und für die Öffentlichkeit zu erschließen.
Ausstellungsdaten
Karlsruher Skizzenbuch“ bis 18. August 2024 in Berlin in der
Ausstellung „(Un)seen Stories. Suchen, Sehen, Sichtbarmachen“
Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten: Mi – Fr 10-17 Uhr, Sa / So 11-18 Uhr
Noch bis 4. August in Berlin: „Caspar David Friedrich. Unendliche Land-
schaften“
Ausstellung der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
Museumsinsel Berlin, 10178 Berlin
„Caspar David Friedrich. Wo alles begann“
Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Residenzschloss 24. August 2024 – 17. November 2024
Albertinum bis 5. Januar 2025
„Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar“
Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar
Schillermuseum, 22. November 2024 – 2. März 2025