In den Abendstunden des 20. Juni 2024 verkündete Dr. Gesine Lötzsch, seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags für die SED-Nachfolgepartei „Die Linke“, dass sie dem nächsten Bundestag, der im Herbst 2025 gewählt wird, nicht mehr angehören werde.
Wie denn auch? Die kommunistische Schwundpartei „Die Linke“, der 2021 nur mit drei Direktmandaten (Dr. Gregor Gysi/Ostberlin, Dr. Gesine Lötzsch/Ostberlin, Sören Pellmann/Leipzig) der Sprung ins Parlament gelungen war, wird im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten sein. Weil Gesine Lötzsch das weiß, kann sie es sich auch erlauben, mit der Parteispitze abzurechnen. Vor allem erhebt sie den Vorwurf, die 1988 geborene Kapitänin Carola Rackete, die seit Jahren afrikanische Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet, als Spitzenkandidatin für die Europawahl am 9. Juni aufgestellt zu haben: „Die Partei kannte sie nicht, und sie kannte unsere Partei nicht.“ Aber was heißt denn hier noch „Partei“? Mit 2,7 Prozent am 9. Juni ist „Die Linke“ nur noch eine politische Sekte.
Gesine Lötzsch, als Gesine Gorrisch eine Woche vor dem Mauerbau am 13. August 1961 in Ostberlin geboren, stammt aus der Nomenklatura der „herrschenden Klasse“ in der DDR. Nach dem Abitur 1980 studierte sie an der Humboldt-Universität Anglistik und Germanistik und bestand 1985 das Staatsexamen, 1988 erfolgte die Promotion. Dass sie 1987 ein Auslandssemester in den Niederlanden verbringen durfte, zeigt, dass sie als treue SED-Genossin und zuverlässiger Reisekader galt, der ins ummauerte Ostberlin zurückkehren würde. Im selben Jahr 1987 heiratete sie den Slawisten Dr. Ronald Lötzsch (1931-2018), der fast 30 Jahre älter war als sie und mit ihr seine dritte Ehe einging.
Er war politisch rehabilitiert worden, obwohl er 1956/57 der „konterrevolutionären“ Widerstandsgruppe um Wolfgang Harich (1923-1995), Walter Janka (1914-1994) und Erich Loest (1926-2013) angehört hatte und 1958 in Halle zu drei Jahren Zuchthaus wegen „Beihilfe zum Staatsverrat“ verurteilt worden war. Nach nicht einmal zwei Jahren wurde er begnadigt, aus dem Zuchthaus Bautzen II entlassen und durfte seit 1961 wieder als Sprachwissenschaftler in der Ostberliner „Akademie der Wissenschaften“ arbeiten. Er war unter die Amnestie gefallen, die nach dem Tod des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck (1876-1960) am 7. September 1960 verkündet worden war. Von 1962 bis 1985/86 war er als „inoffizieller Mitarbeiter“ des „Ministeriums für Staatssicherheit“ tätig, weshalb seine Reststrafe 1964 gelöscht wurde.
Unter dem Decknamen „Heinz“ unterschrieb er am 29. März 1962 seine Verpflichtungserklärung, in seiner 457 Seiten umfassenden Akte sind mehr als 100 Treffen mit Führungsoffizieren dokumentiert und 19 handschriftliche Spitzelberichte verzeichnet. Von einem seiner Führungsoffiziere wurde er so beurteilt: „Er erledigt seine Aufträge gewissenhaft, mit Eigeninitiative und zuverlässig.“ Seine Mitarbeit bei der Staatssicherheit wurde 2012 aufgedeckt, weshalb Gesine Lötzsch am 10. April 2012 vom Parteivorsitz, den sie mit Klaus Ernst seit 15. Mai 2010 innehatte, zurücktrat. Als Erklärung bot sie an, dass sie sich um ihren Ehemann kümmern müsse, der in ein Krankenhaus eingeliefert worden wäre. Das mag glauben, wer will! Schließlich hatte Gesine Lötzsch ihren Ehemann immer als Opfer der SED-Justiz verkauft, nun war er über Nacht ein Täter geworden!