Auch wenn es nur eine hypothetische Überlegung ist, weil der Bundeskanzler durch das Parlament und nicht direkt durch das Volk gewählt wird, stoßen Kanzlerdirektwahlfragen doch auf großes Interesse. Wir haben deshalb im jüngsten INSA-Meinungstrend diese Frage aufgenommen und in unterschiedlichen Varianten abgefragt. Stünden nur Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU/CSU) zur Auswahl, würden sich bei beiden jeweils 19 Prozent den Befragten für sie entscheiden. Mit 54 Prozent würde allerdings die absolute Mehrheit für keinen der beiden stimmen.
Nimmt man in die Kanzlerdirektwahlfrage neben Scholz und Merz noch Vizekanzler Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) mit auf, erhielte Friedrich Merz bei einer Direktwahl 20 Prozent, Olaf Scholz 16 Prozent und Robert Habeck 14 Prozent. Der Umstand, dass es statt eines Duells zwischen Scholz und Merz nun ein Triell mit Habeck wäre, führt dazu, dass die Zustimmung für Scholz sinkt und für Merz steigt. Wähler, die sich bei einem Duell zwischen Scholz und Merz hinter Scholz versammeln, würden sich nun zu 22 Prozent auf die Seite Habecks schlagen. Weiter führt die Kandidatur Habecks auch dazu, dass ein Prozent mehr Befragte für Merz votieren würden. Dies lässt sich auch damit erklären, dass sich u.a. vor allem mehr Wähler des BSW (19 statt 13 Prozent) und der Freien Wähler (14 statt 10 Prozent) bei einer Mitkandidatur Habecks auf die Seite von Friedrich Merz und somit gegen die rot-grünen Kandidaten schlagen würden. Dennoch würde bei einem Triell zwischen Scholz, Merz und Habeck die relative Mehrheit von 42 Prozent der Befragten keinen davon wählen.
Als dritte Variante haben wir neben Scholz, Merz und Habeck auch noch die AfD-Chefin Alice Weidel in ein Kanzlerdirektwahlquartett aufgenommen. Auch diesmal bekäme Friedrich Merz mit 19 Prozent von allen Kandidaten den größten Zuspruch. Dicht dahinter würde allerdings Alice Weidel mit 17 Prozent folgen. Olaf Scholz käme auf 15 Prozent Zustimmung und Robert Habeck auf 13 Prozent. Bei vier zur Auswahl stehenden Kandidaten wären es nur noch 29 Prozent, die keinen davon wählen würden. Dies ist aber dennoch die relative Mehrheit. Beim Duell zwischen Scholz und Merz lag die Zahl derjenigen, die „für keinen davon“ stimmen wollten, um 54 Prozent (25 Prozentpunkte) höher. Interessant ist auch, dass Alice Weidel (73 Prozent der AfD-Wähler) und Robert Habeck (59 Prozent der Grünen-Wähler) bei ihren Anhängern deutlich mehr Zuspruch finden als CDU-Chef Friedrich Merz (51 Prozent der CDU/CSU-Wähler) und Bundeskanzler Olaf Scholz (49 Prozent der SPD-Wähler) bei den ihren. Die Zustimmung zu Merz und Scholz in den eigenen Reihen dürfte sich wahrscheinlich erhöhen, wenn klar ist, dass sie für ihre Parteien als Kanzlerkandidat antreten.