Vom 23. März bis 11. Mai 2024 zeigt die Galerie Schwind in Leipzig Gemälde der wichtigsten Vertreter der ersten Generation der Leipziger Schule. Der Begriff zeichnet sich durch einen hohen künstlerischen Anspruch, eine bewusste Analyse der Gesellschaft aus sowie das hohe malerisch-handwerkliche Niveau aus.
Zu den bedeutendsten Malern der DDR gehörten Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte, Bernhard Heisig und Ulrich Hachulla. Die Ausstellung beleuchtet verschiedene Schaffensphasen jener Künstler und veranschaulicht die Vielfalt der Malstile innerhalb der Leipziger Schule.
Der Stil Werner Tübkes (1929–2004), einer der Mitbegründer der Leipziger Schule, entsprach nicht, wie manchmal angenommen, dem sozialistischen Realismus, sondern einem magischen Realismus mit surrealen Zügen. Als seine künstlerischen Vorbilder betrachtete er Lucas Cranach und Albrecht Dürer. Tübkes Malstil zeichnete sich durch manieristische Verzerrung und die oftmals altertümlich gekleideten Figuren aus. Die Malerei von Bernhard Heisig (1925–2011) hingegen zeichnet sich durch einen gewissen Grad an Abstrahierung aus, die über den Sozialistischen Realismus hinaus geht. Insbesondere widmete er sich der Gattung der Historienbilder, ebenso der Stillleben, wie in der Ausstellung präsentiert wird.
Wolfgang Mattheuers (1927–2004) wird in der Ausstellung mit Werken aus seiner späten Schaffensphase nach der Wende präsentiert. Den Großteil seiner Werke dieser Zeit machen überwiegend stimmungshafte, in ihrer Ausführung teilweise spontane Landschaften aus. Aber auch Themen, die in der Zeit der DDR zu verorten sind, wie beispielsweise „Der Agronom“ von 1992 finden Eingang in das Spätwerk Mattheuers.
Willi Sitte (1921–2013), prägte die Kunstszene der DDR maßgeblich. Seine Doppelrolle als Maler und Präsident des Verbands Bildender Künstler sorgte insbesondere nach der Wiedervereinigung für Debatten im Rahmen des deutsch-deutschen Bilderstreits nach der Wende. Für Sitte sind die 70er und 80er Jahre die Jahrzehnte der großen, historisch komplexen Themen. In der Ausstellung zeigen Vorarbeiten zu den Bildern „Neofaschismus“ (Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden) und „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und Freiheit“ (Gemäldegalerie Neue Meister, Dresden) beispielhaft seine intensive Beschäftigung mit politischen Themen.
Ulrich Hachulla (*1943), der an der HGB Leipzig bei Werner Tübke und Bernhard Heisig gelernt hat, machte noch während seines Studiums 1964 bis 1968 durch seine eindringlichen Porträts und Milieuschilderungen auf sich aufmerksam. In zahlreichen Variationen von Stadt-, Café-, Fest- und Strandszenen untersucht Hachulla menschliche Beziehungen und reflektiert existenzielle Fragen von Macht, Einsamkeit und Verzweiflung, nicht ohne dabei die sich zuspitzende Krisenhaftigkeit seiner Zeit zu spiegeln. Von altdeutscher Malerei und italienischer Renaissance ebenso beeinflusst wie von der Neuen Sachlichkeit, entwickelte er dabei einen unverkennbaren, oft als spröde beschriebenen Figurenstil, der bei aller Detailfreude von subtiler Überzeichnung und Verfremdung gekennzeichnet ist.
Günter Thiele (*1930) bekannt als Stadtmaler Leipzigs, verdichtet in seinen Bildern die Farbigkeit. Die Bilder sind oft auf eine Harmonie gestimmt. Rötliches Licht färbt die Fassaden und strahlt überallhin. Ein bleiches Beige legt sich über die Menschen am Strand. Der Maler meidet grelle Helligkeiten, große Kontraste – Grau und Beige saugen sich an der Umgebung satt. Bilddetails werden ausgesiebt und die Bilder stilisiert.