Pressemitteilung – Bei der 39. Edition des DOK.fest München sind 109 Filme aus 51 Ländern zu sehen:
vom 01. bis 12. Mai in den Kinos und Sonderspielstätten, ein Großteil davon zudem vom 06. bis 20. Mai deutschlandweit zuhause auf der digitalen Leinwand. Einen besonderen Fokus wirft das diesjährige Festival auf die stark auseinanderstrebenden Kräfte innerhalb der europäischen Demokratien. In der Reihe DOK.focus Democrazy laufen fünf Filme, die einen tiefen Einblick in fünf Länder bieten, von höchster staatlicher Ebene bis in den gesellschaftlichen Mikrokosmos: in Ungarn, Russland, Österreich, Norwegen und Deutschland.
Festivalleiter Daniel Sponsel: „Der große Wert der Demokratie besteht in ihrer Möglichkeit, die Interessen vieler Bevölkerungsgruppen zu vertreten und ihre Entfaltung zu ermöglichen, das umfasst sogar die antidemokratischen Aktivitäten ihrer Feinde. Ein Dilemma: Diese Kräfte werden größer und nutzen diese systematische Offenheit, um die Grundfesten der Demokratie auszuhöhlen. Die Filme der Fokus-Reihe beleuchten die zum Teil dramatischen Entwicklungen in fünf europäischen Ländern: In Ungarn werden Rechtsstaatlichkeit und demokratische Prinzipien sukzessive zurückgedrängt, Russland ist vom Weg zur Demokratisierung schon lange abgekommen und zur brutalen Autokratie geworden. In Österreich, Norwegen und Deutschland existiert ein mehr oder minder offener Konflikt um populistische Tendenzen. Ist die Demokratie wehrhaft genug?“
Martin Weinhart blickt in FRAGMENTE AUS DER PROVINZ (Deutschland 2024) in den thüringischen Landkreis Hildburghausen, wo rechte und multikulturelle Milieus in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. Im Sommer 2021 erhält der Landkreis große Aufmerksamkeit, als Hans-Georg Maaßen CDU-Bundestagskandidat wird: eine persona non grata in terra incognita. Kurt Langbeins PROJEKT BALLHAUSPLATZ (Österreich 2023) verfolgt, so der Untertitel, den Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz. NORWEGIAN DEMOCRAZY von Bård Kjøge Rønning und Fabien Greenberg (Norwegen 2024) porträtiert die Organisation SIAN (Stop the Islamization of Norway), die demokratische Debatten auf Gossenniveau führt. In Connie Fields DEMOCRACY NOIR (Dänemark, Deutschland, Ungarn, USA 2024) versuchen drei couragierte Frauen, die schrittweise Aushöhlung der ungarischen Demokratie durch Viktor Orbán sichtbar zu machen. Und in OF CARAVAN AND THE DOGS (Deutschland 2024) begleitet Askold Kurov russische Journalist*innen und Aktivist*innen im ersten Jahr nach Putins Invasion, darunter Dmitri Muratow von der „Nowaja Gaseta“ und die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden. Sie stehen vor einer schwierigen Entscheidung: unter immensem Risiko weitermachen, aufgeben oder ins Exil gehen?
Hommage für Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster
Die diesjährige Hommage widmet das DOK.fest München 2024 dem Regieduo Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster. Seit über drei Jahrzehnten macht das Ehepaar Filme. Die Anfänge der Zusammenarbeit waren geprägt vom Ende der DDR, in der Petra aufgewachsen war. So erzählt etwa TALES OF A RIVER von den Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung auf das Leben der Bürger*innen in Petras Heimatstadt Dessau. Behutsam nähern sich die Latasters der Zerbrechlichkeit des Lebens in NOT WITHOUT YOU, dem Porträt der Eltern von Peter, in IF WE KNEW begleiten sie Kinderärzt*innen in einer Frühchenstation. Und in MISS KIETS CHILDREN und JEROEN, JEROEN widmen sie sich dem großen Thema der Integration – auf die denkbar empathischste Weise.
Festivalleiter Daniel Sponsel: „Der einzelne Mensch und der unbedingte Glaube an ihn sind die Leitmotive der Arbeit von Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster. Ihr Sinn für die Bedeutsamkeit des Alltäglichen führt sie nicht zu den großen Dramen und Schauplätzen, sondern ganz nah heran an die Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz. Und in all ihren Werken scheint eines durch: ihre konsequent humanistische Haltung.“
MISS KIET’S CHILDREN © DOK.fest München