Vergessene Pracht. Stumme Zeugen der Vergangenheit – Lost Places in Europa

lausbergs buchtipp

Bild von Sergio Cerrato - Italia auf Pixabay

Sven Fennema/Björn Eenboom: Vergessene Pracht. Stumme Zeugen der Vergangenheit – Lost Places in Europa, Frederking & Thaler, München 2023, 978-3-95416-331-1, 49,99 EURO (D)

 

Europa hat eine reiche Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Einige dieser Orte haben jedoch im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verloren und wurden zurückgelassen. Viele dieser verlassenen Orte können heute besichtigt werden und bieten eine faszinierende Reise in die Vergangenheit. Auf der Suche nach der Magie dieser vergangener Zeiten unternahm Fotograf Sven Fennema Reisen zu nostalgischen Sehnsuchtsorten in Europa. „Es ist eine Zeitreise zurück zu einer vergessenen Pracht, die heutzutage keinen Platz mehr auf dieser Welt zu haben scheint. Diese Bauwerke haben es verdient, durch die Fotografie ein Denkmal zu erhalten, vor allem, wenn eine Restauration nicht mehr möglich ist.“ (S. 16)

So unterschiedlich die Länder in ihren Stilen und den Besonderheiten der Architektur auch sein mögen, die vereinigte Klammer sind der große historische und kulturelle Reichtum.

Nach einleitenden Bemerkungen werden die verlassenen Orte entlang von Ländern dargestellt. Zuerst gibt es einen einleitenden und stimmungsvollen Text, danach folgen Bilderstrecken auf einer Seite oder manchmal einer Doppelseite mit Zitaten und Angaben zum Objekt.

Dies beginnt mit Schottland, wo Stätten alter Schlösser und Landgüter in den Highlands wie Castle Campbell oder Castle Stalker, aber auch eine Telefonzelle, illustriert werden. Es folgt Wales mit einer verlassenen baptistischen Kirche und einem Schiefersteinbruch im Norden des Landes. Danach werden verlassene Orte in Belgien wie eine alte Eisenbahnbrücke in den Ardennen und ein Chateau aus dem 11.  Jahrhundert vorgestellt. Weiter geht die Reise in die BRD, wo ein verlassenes Schloss in Sachsen-Anhalt oder eine ehemalige Kirche in Muschau gezeigt werden.

In Tschechien findet man Kurorte mit verlassenen Hotels und ein Schloss. In Polen gibt es ein russisches Schloss oder eine evangelische Kirche in Großpolen zu entdecken. Georgien bietet danach Einblicke in Sanatorien und Kurorte, Abchasien alte Bahnhöfe und Hotelanlagen. In Rumänien werden die alte Synagoge von Konstanza und das Bad des Kurortes Herkulesbad präsentiert. In einem eigenen Kapitel wird das Dorf Geamana in Transsilvanien gezeigt, dass in den 1970er Jahren wegen Kupfervorkommen geflutet wurde.

Danach wird Italien mit einer alten Villa mit Balkon und ein Hotel am Felshang am Gardasee vorgestellt. In Spanien werden ein Geisterdorf in den Bergen und eine kleine Kirche in Navarra illustriert. Verlassene Orte in Portugal wie Klosteranlagen in allen Teilen des Landes und das Schloss von Chica beschließen die Kapitel.

Im Anhang gibt es noch Informationen über die Autoren.

 

Hier sehen die Bilder leerer Denkmäler vergangener, besserer Zeiten mit einer bizarren Schönheit des Vergänglichen im Mittelpunkt, deren Aussagekraft dazu dienen soll, dem Leser sich emotional und vorstellungsmäßig auf diese Orte einzulassen. Bild- und Textteil ergänzen sich hervorragend und bilden eine so wohltuend ausgewogene Einheit. Die tollen Bilder sind großformatig und schildern eine eigentümliche, verblichene und geheimnisvolle Aura. Ganz Europa kann dabei aus Platzgründen nicht abgedeckt werden, es werden bevorzugt Mittel- und Südeuropa behandelt.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.