Nach der Invasion der Ukraine durch Russland sind u. a. auch die Bundeswehr und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) sagen, dass nach ihrer Meinung die Verbesserung des Zustandes der Bundeswehr für die Bundesregierung eine hohe Priorität haben sollte. Im Westen (76 Prozent) ist diese Auffassung deutlich ausgeprägter als im Osten (66 Prozent). Interessant ist, dass hier über alle politischen Lager hinweg eine hohe Priorisierung dieses Bereichs absolut-mehrheitlich gewünscht wird.
Ebenfalls gut drei Vierteln der Befragten (76 Prozent) ist es wichtig, dass Deutschland „kriegstüchtig“ wird, also im Kriegsfall bereit wäre, sich gegen einen Angriff zu verteidigen.
Dazu passt, dass 61 Prozent sich für den Aufbau einer gemeinsamen europäischen Armee aussprechen. Gut jeder Vierte (26 Prozent) lehnt dies hingegen ab. Während sich im Westen 63 Prozent der Befragten dafür aussprechen, tut dies im Osten nur gut jeder Zweite (54 Prozent. Dennoch tun dies aber beide Befragtengruppen jeweils absolut-mehrheitlich. Am kritischsten zeigen sich hier die Anhänger der AfD, die in dieser Thematik gespalten sind zwischen Befürwortung (45 Prozent) und Ablehnung (44 Prozent) und Wähler des BSW, die mit 51 Prozent nur knapp absolut-mehrheitlich für den Aufbau einer europäischen Armee sind. Grundsätzlich gibt es aber – mit Ausnahme der AfD-Wähler – in allen Wählerschaften absolute Mehrheiten für eine gemeinsame europäische Armee (51 bis 77 Prozent).
Annährend drei von zehn Befragten (30 Prozent) halten es für wahrscheinlich, dass Deutschland in den nächsten zehn Jahren einen Krieg führen wird. Die relative Mehrheit (48 Prozent) hält dies hingegen für unwahrscheinlich. Je älter die Befragten sind, desto häufiger finden sie es tendenziell unwahrscheinlich, dass Deutschland in den nächsten zehn Jahren einen Krieg führen wird. Wähler der Grünen (33 Prozent), der FDP (36 Prozent) und der AfD (38 Prozent) rechnen etwas häufiger mit einem Krieg als die Wähler der anderen Parteien (22 bis 29 Prozent).
Die Verteidigungs- und Friedenspolitik, die jahrzehntelang weniger im Blickpunkt stand, ist auf die Tagesordnung der Politik zurückgekehrt. Vor dem 24. Februar 2022 wäre ein so deutliches Plädoyer für die Bundeswehr unwahrscheinlich gewesen. Die propagierte „Zeitenwende“ im Blick auf die Bundeswehr fand in vielen Köpfen statt. Die daraus erwachsene politische Herausforderung bleibt.