Man weiß nicht, wie Johannes Kepler (1571-1630) wirklich ausgeschaut hat. Das bestätigt Andreas Boos, Historiker und Archäologe, stellvertretender Leiter des Historischen Museums der Stadt Regensburg und Leiter der Abteilung „Sammlungen und Ausstellungen“. Aber Kepler zeigt sein Gesicht authentisch als einer der großen europäischen Persönlichkeiten, die uns bis heute beispielhaft den Weg ebnen. Die Wiedereröffnung des „Kepler Gedächtnishauses“ in Regensburg – unter dem Namen document Kepler – fasziniert auf diversen Ebenen. So setzt sich die moderne Ausstellungsarchitektur von den historischen Innenräumen eindrucksvoll ab, was nicht zuletzt die Polaritäten als zeitloses philosophisches Prinzip spiegelt.
In seinem historischen Sterbehaus in der Keplerstrasse 5 gibt es das gibt es das weltweit eindrucksvollste Kepler Museum.
Begrüßt werden wir von der Büste des berühmten Naturwissenschaftlers gleich zu Beginn des Ausstellungsortes. Johannes Kepler ist ganz und gar gegenwärtig. Wir erleben, wie der berühmte Naturwissenschaftler gearbeitet hat, die kosmischen Gesetze gefunden hat, wie er als Mensch gewesen ist, seine Lebensstationen. Wie war es damals? Pablo von Frankenberg, Kurator und Kepler-Experte, stellt in seiner Rede beim Festakt – mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Regierungspräsident Walter Jonas und Kulturreferent Wolfgang Dersch – im Runtingerhaus heraus: Kepler war der Idealtypus eines Genies, dabei großzügig und offen, von mangelnder Selbstvermarktung, persönlich uneitel, er hatte schlechte Augen. Und trotz aller Widrigkeiten hochspannend bis heute: die Entdeckung des Gravitationsgesetzes und die Keplerschen Gesetze. Im Zentrum das heliozentrische Weltbild und Keplers Beweise im Vergleich zu Nikolaus Kopernikus ( 1473-1543) und Galileo Galilei (1564-1642).
Ein Audio – und Medienguide begleitet die Exponate in Gestalt von Büchern, historischen Instrumenten und Wissenswertem aus der Zeit. Der besondere Mehrwert der neuen Ausstellung ist das „Science Lab“. Interaktive Mitmachstationen werden entstehen zu Themen, mit denen sich Johannes Kepler beschäftigt hat, wie Bau von Fernrohren, zum Sehvorgang und zur Optik und Beschaffenheit des Mondes. So gestaltet wird die Kultur Europas lebendig und lässt uns generationenübergreifend die Geschichte der Wissenschaft und ihr Wirken erlebbar machen.
Das Museum konnte in den letzten Jahren umfassend renoviert werden, dank Unterstützung durch den Freistaat Bayern und der Europäischen Union, einer Förderung aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Haus wurde in enger Absprache mit der Denkmalpflege und im Sinne der Inklusion komplett barrierefrei erschlossen. Mit hoher Expertise und langjährigen Erfahrungen im Museumsbereich hat hier das Architekturbüro merz merz ganze Arbeit geleistet. Und nun gilt es, Kepler als interdisziplinäres Modellprojekt international auszubauen.
Die Städte Regensburg-Prag-Linz-Graz-Pisa zu vernetzen und eine Donauschifffahrt von Regensburg nach Linz und zurück bieten eine Metakommunikationsplattform. Und um die Jugend für Johannes Kepler zu begeistern, da dürfte nur noch „Dying in your arms tonight“ fehlen – als Variation der sphärisch anmutenden Musik von Heinz Grobmeier, Multiinstrumentalist.
Alle Fotos: Omnis Terra