Am 26. Januar wird er 85: Ivan Steiger. Dem Tausendsassa kann nichts Besseres nachgesagt werden, als dass er die größte europäische Privatsammlung ins Leben gerufen hat. In Münchens Altem Rathaus ist sie seit 1983 von Kind und Kegel zu bestaunen. Vier Etagen nichts als Spielzeug. Altes und neues. Steigers Museum ist eine Schau. Unzählige hat es in den vergangenen vier Jahrzehnten Spaß bereitet mit Teddys auf Rädern und Modell-Eisenbahnen, einer Barbie-Kollektion aus 100 Püppchen, mit Brettspielen für lange Abende, Zinnsoldaten für die Kleinen und die „großen“ Sammler solcher Klein-Raritäten, mit Pferdchen zum Schaukeln und Satteln, mit Cowboys auf Kunststoffplättchen und Spiele-Büchern.
Als Tochter Helena 19 Jahre alt wurde, musste sie, zur Freude auch ihrer Mutter, all diesen Krimskrams, der ihr die Luft zum Atmen zu nehmen drohte, nicht mehr im eigenen Kinderzimmer dulden: die Stadt München machte Platz dafür im Alten Rathausturm. Dort gibt es seit 40 Jahren das Spielzeugmuseum. Das Helena heute, nachdem der Vater wieder nach Prag, in seine Heimatstadt, gezogen war, leitet.
Über regelrechte Spielburgen und jede Menge alter Puppenstuben und Puppenküchen gebietet Helena nun. Sie führt durch die Sammlung und erläutert die alten Stücke fachkundig. Die ältesten haben gute 200 Jahre auf dem Buckel. Die Sammelleidenschaft des Herrn Papa ist bis heute nicht einzudämmen. Wo immer er fündig wird und wenn immer er es sich monetär leisten kann, greift er zu. Bei jeder Gelegenheit wirbt er für seine erstaunliche seltenen Spielgeräte, -tiere, -comicfiguren, -baukästen – aus Europa bis aus Übersee und Asien. Kein Wunder, dass manche Museums-Werbe-Anzeige übertriebt, etwa mit dem Slogan, hier könne die historische Entwicklung des Spielzeugs seit vier Jahrhunderten verfolgt werden.
Helena Steiger ist froh, den Winter 2022/23 überstanden zu haben. Sie musste für ein Vierteljahr das Museum wegen gestiegener Energiekosten zumachen. Außer am Faschingsdienstag eignet sich jeder Tag des neuen Jahres für einen Museumsbesuch.
Auf der Prager Burg hat Helenas Vater erst vor kurzem ein weiteres, von ihm selbst geführtes Spielzeugmuseum eröffnet. Er kann es halt mit dem Spielzeug Sammeln nicht lassen. Jüngste Fotos zeigen ihn, den promovierten Buchautor, Karikaturisten (für SZ und FAZ, auch schon mal für die Münchner AZ), Buchautor und erfolgreichen Filmschaffenden, bei guter Laune. Von der ihm eigenen Heiterkeit des Gemüts gab er, der sich in München niedergelassen hatte und wieder nach Prag zurückging, 1989 ein 350 Buchseiten umfassendes Zeugnis ab: Mit 350 Zeichnungen schuf er für die Deutsche Bibelgesellschaft und den Verlag Katholisches Bibelwerk eine außergewöhnliche Heilige Schrift. Mit seinen Zeichnungen wollte er, wie er sagte, „Interesse für die Bibel erwecken“, wobei er ausdrücklich an ein junges Publikum dachte. Das Münchner Spielzeugmuseum im Alten Rathaus am Marienplatz ist täglich von 10 bios 17.30 Uhr auf. Helena Steiger freut sich über ge-“Steiger“-ten Zulauf.