Wie kam es zu dem Buch „Rundgemälde von Jenas Umgegend“?
Kaufmann: Zufällig fand ich andernorts beim Stöbern in einer Bibliothek die Urfassung aus dem Jahre 1832, dem Sterbejahr Goethes. Der Name des Jenaer Heimatdichters Wilhelm Treunert (1797-1860) war mir geläufig. Verwundert war ich, dass es dieses Büchlein, welches nur von Jena spricht, in unserer Stadt nirgends zu finden war.
Können Sie die Personen nennen, die an dieser Publikation mitwirkten?
Es waren deren fünf: Der Buchhändler und Verleger Gunter Philler, sein Sohn Christian Philler, der den Satz und die Gestaltung übernahm, Thomas Schlemmer als Lektor, der Jenaer Arzt Dr. Philipp Zollmann und ich. Zollmann hat aus seiner Sammlung tolle Stiche von Ludwig Heß beigesteuert.
Worum geht es in diesem Buch, dessen farbiges Titelbild von Carl Wiederhold stammt?
Treunert, den die Jenaer Bürgerschaft auf dem Grabstein ihren „edelsten Sohn“ nannte, hat den Mitbürgern über Jahre zu Neujahr einen lyrischen Text geschenkt. 1832 wurde es ein Langgedicht. Der lyrische Sprecher des Erzählgedichts blickt vom „Michaeliskirchthurme“ aus Morgens, Mittags, Abends und zur Mitternacht auf seine Stadt. Zunächst ist vom Markt, dem Rathaus, dem Pulverturm, der „Grünen Tanne“ dem Paradies und weiteren Örtlichkeiten die Rede. Der Blick schweift weiter und Treunert plaudert souverän von den Dörfern im Umland von Ammerbach bis Ziegenhain. Auch von Dornburg, Tautenburg und von der Burgstadt Kahla geht die Rede. Treunert spricht von Geschichte, von Bräuchen, den zugereisten Studenten, erzählt Anekdoten. Auch Selbsterlebtes kommt nicht zu kurz: Als junger Mann kämpfte Treunert, ein glühender Verehrer des Weimarer Herzogs Carl August, gegen Napoleon. Dies erklärt warum er mit dunklen Gedanken von Cospeda spricht.
Wen könnte das querformatige Büchlein mit 83 Seiten ansprechen?
Um so älter die Leser sind, um so weiter reichen die Erinnerungen. Wer kennt etwa noch das „Luftschiff“ oder gar den „Mädelstieg“, den wir heute Magdelstieg nennen.
Freude könnte auch die studentische Jugend haben, die zunehmend mehr mit dem Rucksack wandernd oder auf dem Rade unterwegs ist.
Können Sie noch mehr über Treunert und sein Werk verraten?
Ich könnte, die Dichtung aber spricht für sich. In meinem Vor- und Nachwort ist Weiteres zu finden.
Übrigens ist das Werk Treunerts nur in der „Bücherstube“ am Johannistor zu erwerben – für 18 Euro.