Datenschutzrisiken in an Kinder gerichtete Android-Apps weltweit

Incogni Research

Bild von Michael Treu auf Pixabay

Angesichts fehlender Transparenz bezüglich Datensicherheit und Privatsphärepraktiken bei Apps für Kinder greifen diese Apps mitunter auf fragwürdige Methoden zurück, um Kinder ausbeuterischer Werbung oder kriminellen Machenschaften auszusetzen. Incogni hat die 10 beliebtesten an Kinder gerichtete Apps aus insgesamt 59 Ländern analysiert und herausgefunden, dass die Hälfte dieser Apps in großem Stil Daten junger Nutzer abgreifen, wobei viele von ihnen nicht den allerbesten Datenschutzrichtlinien folgen.

In der heutigen Welt, in der Kinder viel Zeit mit mobilen Geräten verbringen, entwickelt sich der Schutz ihrer personenbezogenen Daten zu einer immer größeren Herausforderung. Unzureichende elterliche Aufsicht kann die ungewollte Preisgabe von Daten von Kindern noch weiter begünstigen, nicht nur zu Marketingzwecken, sondern auch in weitaus böswilligerer Absicht.

Incogni, eine führende Entfernungssoftware für personenbezogene Daten, hat eine Analyse von speziell an Kinder gerichteten Android-Apps durchgeführt und dabei beunruhigende Datenschutzpraktiken aufgedeckt, denen sich solche Apps auf globaler Ebene bedienen.

Grundlage für diese Analyse bildeten die 10 unter Kindern beliebtesten Apps aus 59 Ländern, was insgesamt 74 einzelnen Apps entsprach – die meisten von ihnen Gaming-Apps. Der Untersuchungsschwerpunkt konzentrierte sich dabei auf die im Google Play Store zu findenden Richtlinien zur Datensicherheit dieser Apps.

34 der 74 untersuchten beliebten Kinder-Apps erhoben Incogni zufolge Nutzerdaten und 21 gaben diese Daten an Dritte weiter.

Die 34 datenerhebenden Apps sammeln Daten auf Basis von durchschnittlich 5,7 Datenpunkten und teilen Informationen aus durchschnittlich 2,8 Datenkategorien. Insbesondere 11 Apps fielen hierbei als besonders datenhungrig auf und sammelten 7 oder mehr Datenpunkte, während 5 Apps 10 oder mehr Datenpunkte erhoben, hauptsächlich ungefährer Standort der Nutzer (4), E-Mail-Adressen (8), Fotos (2) und Kaufhistorie (8). Diese 11 Apps waren für 55 % aller durch die analysierten Apps gesammelten Datenpunkte verantwortlich, einschließlich Analysedaten, App-Funktionalität, Betrugsprävention sowie Werbung/Marketing.

Nahezu alle datensammelnden Apps gaben an, Daten zu verschlüsseln und der Google Play Families-Richtlinie zu unterliegen. Lediglich 62 % dieser Apps gewährten ihren Nutzern allerdings das Recht auf Löschung ihrer Daten.

Im weltweiten Vergleich wiesen in Ozeanien beliebte Apps mit 5,3 Datenpunkten pro Nutzung den höchsten Durchschnittswert auf, wobei Neuseeland hier den ersten Platz belegte. Apps in Europa nutzten durchschnittlich 5 Datenpunkte; Finnland belegte mit 6,7 Datenpunkten Platz 1, gefolgt von Irland (6,2), Portugal (6,0), Polen (6,0) und Spanien (5,6). Die in Deutschland beliebtesten Apps griffen auf 5,1 Datenpunkte zu, in GB waren es 4,6 und in Frankreich lediglich 3,1. Zu den beliebtesten Kinder-Apps in Europa zählen: Avatar World: City Life, Toca Life World: Build a Story, Kahoot: Play and Create Quizzes and Bluey: Lets Play.

Nordamerika belegte im Ranking der datenhungrigsten Regionen Platz 3; hier wurden von den beliebtesten Apps durchschnittlich 4,1 Datenpunkte gesammelt und 0,2 geteilt. Unter Amerikanern häufig genutzte Apps sammelten mit 4,9 Datenpunkten fast doppelt so viele wie in Mexiko, wo dieser Wert bei nur 2,6 lag.

Komplexe Privatsphäre-Einstellungen, gesetzliche und regulatorische Schlupflöcher und lasche Vollstreckungsmaßnahmen tragen zum Fortbestehen ausbeuterischer Praktiken bei. Verschärft wird dieses Problem durch fehlendes elterliches Wissen.

Incogni betont die Notwendigkeit einer verbesserten Transparenz und Benutzerkontrolle und fordert die App-Entwickler auf, der Privatsphäre und Sicherheit ihrer jüngsten Benutzer Priorität einzuräumen.

„Um dieses Problem anzugehen, sind gemeinsame Anstrengungen seitens der Eltern, Aufsichtsbehörden und Technologieunternehmen erforderlich, um klare und strikte Standards festzulegen und durchzusetzen, die der Sicherheit und Privatsphäre von Kindern im Internet Priorität einräumen, einschließlich Sensibilisierung der Eltern für dieses Thema, Selbstregulierung der Branche und gesetzliche Rahmenbedingungen.“ So führt es Darius Belejevas, Leiter von Incogni, aus.

Incognis Studie, die auf den Rankings von Appmagic.rocks2 in der Kategorie Kinder basiert, umfasste in 59 Ländern beliebte Apps. Die Informationen zu jeder der 74 identifizierten Apps wurden dann den Richtlinien zum Thema Datensicherheit der Google Play Store-Seiten entnommen und auf nationaler sowie regionaler Ebene zu Analysezwecken weiter zusammengefasst. Die Datenerhebung im Google Play Store erfolgte am 28. November 2023.

​​Der vollständigen Text der Studie und Bilder sind hier zu finden: Studie

Die der Studie zugrunde liegenden Daten können hier eingesehen werden: öffentlicher Datensatz

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