Teil 2 – Die philosophische Reihe: Sokrates, Platon und Aristoteles

philosophie griechenland socrates statue himmel, Quelle: solut_rai, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
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Sokrates

Sokrates (469 v. Chr.399 v. Chr.) hat selbst keinen Text hinterlassen. Die einzigen Quellen zu Sokrates sind der Komödiendichter Aristophanes (450 Chr.444 v. Chr.) und zwei seiner Schüler, der Historiker Xenophon (ca. 431 Chr. – ca. 354 v. Chr.) und der Philosoph Platon (428/427 v. Chr.348/347 Chr.), die ihn jeweils aus ihrer Sicht interpretierten. Sokrates stellt eine Zäsur im abendländischen Denken dar. Die griechischen Denker vor ihm werden als Vorsokratiker bezeichnet. Er hat die nachfolgenden Philosophengenerationen nachhaltig beeinflusst. Von den Sophisten (s. Glossar: Sophisten) unterschied ihn, dass er den Dingen auf den Grund gehen wollte (Pleger, 1998, S. 178180). Ihm ging es darum, die Wahrheit zu finden, die einer Sache zugrunde liegt.

Sokrates wirkte vor allem auf dem belebten Marktplatz von Athen, auf den er sich schon am frühen Morgen begab, wo er dann den Rest des Tages verbrachte. Der Marktplatz war damals einer der wichtigsten Orte der Begegnung und des Austausches. Wer wollte, konnte Sokrates dort zuhören. Anders als die Sophisten ließ er sich für seine Lehrtätigkeit nicht bezahlen. Er selbst bezeichnete sich als Philosoph (Freund der Weisheit). Seine Methode: fragen, in Frage stellen und hinterfragen. Damit machte er sich Feinde. Dieses bohrende Hinterfragen untergrub auch Autoritäten. So kam es zur Anklage. Die Anklagepunkte lauteten: ‚Ablehnung der vom Staat anerkannten Götter‘ und ‚Verderben der Jugend‘. Im frühen Christentum bildete die Kreuzigung Jesu eine Par- allele zum Tod des Sokrates.

Mit seinem berühmt gewordenen Ausspruch ‚Ich weiß, dass ich nicht weiß‘ machte er deutlich, was er seinen Mitmenschen voraushatte: das Bewusstsein des philosophischen Nichtwissens. Dies ist der Ausgangspunkt für den sokratischen Dialog:

Im sokratischen Gespräch hat die sokratische Frage den Vorrang. Die Frage enthält zwei Momente: Sie ist Ausdruck des Nichtwissens des Fragenden und Appell an den Befragten, zu antworten oder sein eigenes Nichtwissen einzugestehen. Die Antwort provoziert die nächste Frage, und auf diese Weise kommt die dialogische Untersuchung in Gang. (Pleger, 1998, S. 95)

Eine der ersten Methoden der praktischen Philosophie ist der sokratische Dialog. Sie wird auch Mäeutik genannt. ‚Mäeutik‘ bedeutet ‚Hebammenkunst‘ – eine Hommage an die Mutter des Sokrates, die Hebamme war. Platon bezeichnete die Mäeutik als ‚geistige Geburtshilfe‘: Es sollte bewusst gemacht werden, was im Verborgenen bereits in der Seele vorhanden ist. Wichtige Fragen waren zum Beispiel: Was ist Tapferkeit? Was ist Besonnenheit? Was ist Gerechtigkeit? Was ist Tugend?

Die im Dialog gewonnenen Einsichten haben meist einen engen Bezug zur Lebenspraxis. Eine solche Einsicht war auch das Leitmotiv des Sokrates: In allen Fällen, in denen man Unrecht nur dadurch vermeiden kann, dass man selbst Unrecht tut, ist es schlimmer, Unrecht zu tun, als Unrecht zu erleiden. So floh der zum Tode verurteilte Sokrates aus Respekt vor dem Gesetz nicht aus dem Gefängnis. Denn Flucht wäre Unrecht tun. Für Sokrates befähigt nur das Wissen um das Gute dazu, das Gute zu tun. Daraus folgerte er: Niemand kann wissentlich Böses tun. Dies scheint jedoch der Alltagserfahrung zu widersprechen. Für diesen scheinbaren Widerspruch ist folgende Lösung möglich: Unser Wissen um das Gute und Gerechte kann niemals unveränderlich, allgemein- gültig und unanfechtbar sein (Döring, 1996, S. 186). Wir können nie zu einer vollständigen Erkenntnis des Guten gelangen, aber wir sollten danach streben, um ein glückliches Leben führen zu können.

Platon

Die Philosophen, die sich dem Denken des Sokrates verpflichtet fühlten, wer- den als Sokratiker bezeichnet. Die wichtigsten Philosophenschulen in der Nachfolge des Sokrates waren die Akademie Platons und der aristotelische Peripatos. Auf Sokrates berief sich im 2. Jahrhundert n. Chr. auch der römische Kaiser Mark Aurel (121–180).

Platon wurde 428 oder 427 v. Chr. in Athen als Sohn einer vornehmen Familie geboren. Er gilt als der berühmteste Schüler des Sokrates. Auf seiner ersten Reise nach Sizilien (389/88 v. Chr.) kam Platon in Kontakt mit den Pythagoreern. Im Jahre 387 v. Chr. gründete er im Hain des Akademos in Athen eine Philosophenschule, die nach ihrem Lehrort Akademie genannt wurde. Dort lehrte Platon bis zu seinem Tod (348/47 v. Chr.). In seinem Buch ‚Politeia (Der Staat)‘ beschäftigte er sich mit der Frage, was Gerechtigkeit ist, und entwickelte seine Theorie des gerechten Staates. Platon war davon überzeugt, dass ein gerechter Staat von Philosophen geführt werden müsse. Denn nur die Philosophen hätten eine tiefe Erkenntnis des Guten. Platon unternahm drei Reisen nach Sizilien, um dort seine Idee einer Philosophenherrschaft zu verwirklichen. Doch seine Bemühungen scheiterten an der Realpolitik.

Um seine Lehre zu veranschaulichen, benutzte Platon Gleichnisse. In seinem Höhlengleichnis vergleicht Platon die Menschen mit Gefangenen in einer Höhle, hinter deren Rücken ein Feuer brennt. Zwischen den Gefangenen und dem Feuer befindet sich eine niedrige Mauer, hinter die Gegenstände (Kunstwerke) geschoben werden, die über die Mauer hinausragen. Die Gefangenen nehmen nur die Schatten wahr, die sie für die Wirklichkeit halten: „Auf keine Weise also können diese [KH: die Gefangenen] irgend etwas anderes für das Wahre halten als die Schatten jener Kunstwerke? – Ganz unmöglich.“ (Platon, Politeia, S. 224)

Ebenso seien die Gegenstände unserer Wahrnehmungswelt nur Schatten einer höheren Wirklichkeit, nämlich der Welt der Ideen. Die Ideen sind für Platon der Ursprung der konkreten Dinge, die uns umgeben und die wir wahrnehmen. Die Ideen seien vor den Dingen da, sie seien das Eigentliche. Die Ideen haben ein eigenes, unteilbares Sein.

So wie Schatten nur einen unvollständigen Eindruck von ihren Ursprüngen vermitteln, so seien auch die Dinge der uns umgebenden Welt nur unvollständige Abbilder der Ideen. Nur die Ideen seien ewig und vollkommen. Die Schönheit eines Menschen, einer Blume usw. vergeht, aber die Idee der Schönheit bleibe.

Auch Platon löste sich nicht ganz von den Stofftheorien. In seinem Werk ‚Timaios‘ beschreibt er, wie der Weltenschöpfer (Demiurg) aus den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde die Körper der Welt zusammensetzt. Er entwickelt darin die Vorstellung einer Welt, die wie bei den Atomisten aus kleinsten Figuren besteht, die die geometrische Form eines Dreiecks haben.

Platons Lehre warf neue Fragen auf. Einer der prominentesten Sokratiker, der sich von Platons Ideenlehre distanzierte, war Antisthenes. Dieser hielt Platon entgegen, dass man zwar ein Pferd sehen könne, nicht aber das Pferdsein. Platon soll Antisthenes entgegnet haben, dass er das Auge, mit dem man die Pferdheit sehen könne, noch nicht erworben habe (Döring, 1996, S. 206). Was aber veranlasst die Ideen, sich in der Materie (bei Platon das Nichts) abzubilden? Platon vermutete eine Gottheit oder eine Weltseele, die dies bewirkt. Seine Ausführungen zu diesem Thema bleiben mythologisch und lassen die sonst für ihn typische Stringenz des Denkens vermissen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Frage nach dem Verhältnis von Idee und Materie so grundlegend ist, dass sie sprachlich nicht mehr zu fassen ist. Platons Schüler suchten nach Antworten auf die Frage nach dem Verhältnis von Idee und Materie. Der Bekannteste unter ihnen war Aristoteles.

Aristoteles

 Aristoteles wurde (384 v. Chr.) in Stagira an der Ostküste der Halbinsel Chalkidiki als Sohn eines Arztes geboren. Er trat 367 v. Chr. in Platons Akademie ein und gilt als Platons berühmtester Schüler. Nach Platons Tod wurde er jedoch nicht dessen Nachfolger. Am makedonischen Hof in Pella wurde Aristoteles 343/42 v. Chr. Erzieher von Philipps Sohn Alexander dem Großen (356–323 Chr.). Mit Unterstützung des Stadthalters Antipater gründete Aristoteles in Athen eine eigene Schule, den Peripatos. Als der Makedone Alexander der Große starb, musste Aristoteles als vermeintlicher Makedonenfreund Athen verlassen. Er floh nach Chalkis auf Euboia, wo er 322 v. Chr. im Haus seiner Mutter an einem Magenleiden starb.

Aristoteles führte die philosophischen Ansätze seiner Vorgänger zu einem System zusammen. Er verband die Tradition des ‚Stoffdenkens‘, für die nur die sinnlich wahrnehmbaren Dinge existieren, mit der Auffassung Platons, der die Existenz ewiger Ideen lehrte.

Für Aristoteles begegnen uns Materie und Form immer nur in Verbindung miteinander. Die Welt, die uns umgibt: Häuser, Werkzeuge, Geschirr und vieles mehr – immer begegnen wir einer untrennbaren Verbindung von Materie und Form. Dies ist ein zentraler Gedanke von Aristoteles.

Aristoteles räumte der Sinnenwelt einen höheren Stellenwert ein als Platon. Offen blieb aber die Frage, wie das Verhältnis von Materie und Form zu denken sei. Dieses Problem wurde von Aristoteles nie gelöst, wes- halb im Mittelalter der sogenannte Universalienstreit entbrannte.

Was Aristoteles unter Materie verstand, geht aus seinen Beschreibungen nicht eindeutig hervor. Zum Teil ist es ein sinnlich wahrnehmbarer Stoff wie Erz oder Holz, zum Teil aber auch ein abstraktes Prinzip (wie eine Zahl), das selbst keiner Veränderung unterliegt.

In Bezug auf den Menschen verstand Aristoteles den Körper als Materie und die Seele als Form:

Die Seele ist aber das, wodurch wir primär lebendig sind und wahrnehmen und denken – sie dürfte folglich eine Art Begriff und Form sein, nicht aber Materie und das Zugrundeliegende. (Aristoteles, Über die Seele, 414a [S. 296 J])

Damit blieb Aristoteles einem Dualismus verpflichtet, der schon bei Platon zu finden war: Jenseits unserer konkreten Wahrnehmung (z.B. des Hauses, der Pflanze, des Kunstwerkes) liegen noch eine materiale Welt und eine formale Welt (z.B. die Haus-Form, die Pflanzen-Form, das Schöne) (Reichenbach, 2007, S. 63). Alles Seiende habe vier Ursachen: eine stoffliche (oder materiale), eine formale, eine wirkende und eine finale5 (Aristoteles, Metaphysik, 1013a). Ver- deutlichen kann man sich das etwa anhand eines Hufeisens. Dieses besteht aus einem bestimmten Stoff, nämlich Eisen (stoffliche Ursache oder causa materialis). Zudem verfügt es über ein typisches Aussehen (Form oder causa formalis). Der Hufschmied, der es herstellt, ist die Wirkursache (causa efficiens) des Hufeisens. Letztlich dient das Hufeisen dem Schutz des Pferdehufes, das ist seine Zweckursache oder Endbestimmung (causa finalis).

Bei der Formgebung entstehe Bewegung. Jede Bewegung setzt einen Beweger und ein Bewegtes voraus. Es ist wie bei den Dominosteinen, die zu einer Kette aufgereiht sind. Ein fallender Dominostein setzt den nächsten in Bewegung. Aber die Ursache der Bewegung des ersten Dominosteins ist kein fallen- der Dominostein, sie liegt außerhalb der Kette der Dominosteine. Vielleicht war es der Schöpfer dieser Kette, der den ersten Stein in Bewegung setzte. Ganz ähnlich folgerte Aristoteles, dass es in der Welt einen ersten Beweger geben muss, der aber selbst unbewegt ist. Unbewegt könne jedoch nur etwas sein, das selbst nicht ausgedehnt6 sei: „Unmöglich kann das erste Bewegende und Unbewegte irgendeine Ausdehnungsgröße besitzen.“ (Aristoteles, Physik, 267b)

Versuch einer Übertragung der aristotelischen Form-Stoff-Lehre auf moderne Produktionsprozesse

Das Verhältnis von Stoff und Form lässt sich anhand eines Produktionsprozesses in einem Industriebetrieb in die heutige Vorstellungswelt übertragen. Ein Beispiel ist die Herstellung von Gussteilen. Die einzelnen Produktionsschritte bauen aufeinander auf und sind zweckmäßig angeordnet. Der Zweck eines Schrittes ist auf den nächsten Schritt ausgerichtet. Jeder Schritt setzt den vorhergehenden voraus. Alles ist auf ein Endziel ausgerichtet: das fertige Gussteil. Wie sieht diese Stufenfolge im Einzelnen aus? Am Anfang steht die ‚reine‘ Form des Gussteils (z.B. eine Konstruktion am Computer, das Design-Modell), die am Computer entwickelt wird. Das reale Gussteil wird nie so perfekt sein wie die Konstruktion am Computer. Zunächst muss das Rohteil entgratet werden, um Unebenheiten und Angüsse zu entfernen. In diesem Arbeitsschritt wird das Teil der ursprünglichen Idee (‚reine‘ Form) weiter angenähert, ohne jedoch jemals deren Perfektion zu erreichen. Am Schluss werden die einzelnen Teile daraufhin überprüft, wie nahe sie der ursprünglichen Idee (dem Design) kommen. Weichen sie zu stark ab, werden sie aussortiert.

Die vier von Aristoteles genannten Ursachen (Gründe) lassen sich auch auf die Herstellung technischer Produkte übertragen: Die causa materialis entspricht dem Rohmaterial (z.B. die Metallmischung für den Gießprozess), die causa formalis dem Design bzw. der Konstruktion (z.B. das Bild im Computer), die causa efficiens dem Herstellungs- bzw. Produktionsprozess (z.B. Gießen, Entgraten) des Gegenstandes und die causa finalis dem Nutzen bzw. der Zweckbestimmung des Produktes (z.B. Gewinnmaximierung für das Unternehmen, Einsatz beim Endverbraucher usw.).

Plotin. Neuplatonismus

Flüsse entspringen einer Quelle, die natürlichen Zahlen entspringen der Zahl ‚1‘, und meine Reise nach Ägypten entsprang der Idee, eine interessante Kultur kennenzulernen: Allem geht etwas voraus, aus dem es entspringt. Aber was ist das Erste, aus dem alles hervorgeht? Diese Frage beschäftigte in der Spätantike auch Plotin. Geboren wurde er 204 n. Chr. Über seine Herkunft schweigt Plotin. Vermutlich wurde er in einem griechisch sprachigen römischen Gebiet geboren. Er starb 270 in Minturnae, einem Ort zwischen Rom und Neapel.

Plotin war vom philosophischen Denken Platons beeinflusst. Seine Philosophie gewann jedoch eine Eigenständigkeit, die über Platon hinausging. Plotin war einer der wichtigsten und tiefgründigsten Vertreter des Neuplatonismus. Platons Philosophie hinterließ eine Kluft zwischen dem Geistigen (Welt der Ideen) und dem Materiellen (Welt der sinnlichen Dinge), wobei das eine nicht aus dem anderen hervorgehen kann. Das Nichtgeistige könne nicht aus dem Geistigen hervorgehen, da der Geist denkend sei, das Nichtgeistige aber nicht denken könne. Daher könne auch das Geistige nicht aus dem Nichtgeistigen hervorgehen, da das Nichtgeistige nicht denkend sei, das Geistige aber denken könne. Es müsse also zweierlei geben: Geistiges und Nichtgeistiges. Wo aber zwei sind, muss beiden etwas vorausgehen, so wie die ‚1‘ der ‚2‘ voraus- geht. Erst wenn ich die ‚1‘ kenne, kann ich aus ‚1 + 1‘ die ‚2‘ entstehen lassen. Die Pflanzen, die Tiere, das Leben und das ganze Universum müssen eine Quelle, einen Ursprung haben (Plotin, PhL, Bd. 1, S. 283ff.). Dieser Ursprung kann nicht das Sein sein, denn dem Sein steht das Nichtsein gegenüber, und damit sind es schon zwei. Alles Seiende muss zuerst Eines sein, weshalb das Eine auch dem Seienden vorausgeht. Das Eine ist also das absolut Erste.

Es ist der erste Grund allen Seins. Das Eine steht in seiner Erhabenheit über der Sinnenwelt. Es steht aber auch über den Ideen. Es gibt zum Beispiel viele tapfere Krieger, aber es gibt nur eine Idee von Tapferkeit. Die Idee der Tapferkeit muss zuerst Eines sein. Das Eine war für Plotin auch nicht gleichbedeutend mit Gott, es stand noch darüber (Plotin, VI 9, 6 [S. 444]).

Das Eine ist eine unaussprechliche, unbegreifliche und nicht-begriffliche Größe: weder seiend noch nicht seiend; weder lebendig noch nicht lebendig; weder geistig noch materiell; ohne Unterschied und ohne Vielheit – es ist nur Eines.

In Plotins ‚Weltdrama‘ geht alles aus dem Einen hervor. Da aber diese ursprüngliche Einheit mit Begriffen nicht zu fassen ist, kann man auch nicht durch Denken zu ihr gelangen. Man kann das Eine nur anerkennen. Erlösung geschehe nicht durch die Offenbarung eines jenseitigen Gottes, sondern nur durch die mystische Versenkung, in der sich die verlorene Seele mit dem Urgrund (unio mystica) vereinigt (Gadamer: Plotin, PhL, Bd. 1, S. 275).

Das Sinnliche und Leibliche erfuhr in der Philosophie Plotins eine Abwertung. Die Materie wurde bei Plotin mit dem Bösen und Schlechten gleichgesetzt. Materie war für ihn nicht ein bestimmtes Material wie Holz oder Metall, sondern das Unbegrenzte, Formlose und Unsichtbare, der ‚Grund‘ der Welt. Materie war für Plotin nicht seiend. Andererseits wären ohne Materie die Natur und ihre verschiedenen Formen nicht möglich.

Plotins Überlegungen prägten maßgeblich das Christentum, wo die Abwertung der materiellen Welt zur Geringschätzung des Leibes beitrug. Ein solches Weltbild hat historisch gesehen viel Leid über die Menschen gebracht. Plotin beeinflusste insbesondere die Philosophie des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit.

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Zum Buch:

Was außerhalb meines Geistes ist und was ich davon wissen kann

Gedanken über Materie, Geist und Realität

von Kay Herrmann

ISBN 978-3-8260-7848-4

Es wurden u.a. Grafiken der Düsseldorfer Künstlerin Aischa Sabbouh-Eggert verwendet: https://sabbouh.de/uber-mich.html

 

Autor Prof. Dr. phil. Dipl.-Phys. Kay Herrmann über sich:

Mir ist es wichtig, Wissenschaft nicht nur für Fachkreise darzustellen, sondern allen Interessent:innen zugänglich zu machen. Deshalb sollen im Buch philosophische Hauptgedanken auch grafisch illustriert werden.

Als Physiker hat mich immer wieder beeindruckt, dass sich die Grundgesetze der Physik meist in mathematisch schönen und sehr einfachen Formen darstellen lassen. Deshalb spielte die Verbindung von Wissenschaft und Kunst in meinem Leben stets eine besondere Rolle. Von dieser Idee sind auch meine Installationen beseelt, die ich unter dem Projektnamen ‚Kosmografikum‘ zusammengefasst habe. Ziel ist es, physikalische und mathematische Objekte (z.B. ein 17 Meter langes Foucaultsches Pendel oder das Modell eines Hyperwürfels) in einer künstlerisch wertvollen und spannenden Form zu präsentieren (https://www.kayherrmann.de/kosmografikum.html).

Der Autor ist seit Februar 2019 Außerplanmäßiger Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität Chemnitz, Institut für Pädagogik.

„Wissenschaft liefert Erklärungen. Aber Erklärungen sagen nicht viel über Wahrheit und Realität. Das Reale wird als Widerstand, als Widerfahrnis, aber auch als Stabiles und Robustes erlebt.“

Sie wollen mehr zum Buch erfahren? Auf den Seiten https://www.kayherrmann.de/vita.html und https://www.kayherrmann.de/ausserhalb-meines-geistes.html sowie https://verlag.koenigshausen-neumann.de/product/9783826078484-was-ausserhalb-meines-geistes-ist-und-was-ich-davon-wissen-kann/ finden Sie weitere Informationen.

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Über Kay Herrmann 10 Artikel
Prof. Dr. phil. Dipl.-Phys. Kay Herrmann. Studium der Physik und Forschungsstudium der Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehramt für die Fächer Physik und Mathematik an Oberschulen beim Sächsischen Landesamt für Schule und Bildung, 2011 Habilitation (Privatdozent, venia legendi) im Fach Philosophie an der Technischen Universität Chemnitz, seit 2019 Außerplanmäßiger Professor für Philosophie an der Technischen Universität Chemnitz und seit 2020 Fachausbildungsleiter für Physik an der Lehrerausbildungsstätte des Landesamtes für Schule und Bildung in Chemnitz.