Erinnerungszeichen in der Haimhauser Straße in München

Erinnerungszeichen auf Tafel. Copyright: Tom Hauzenberger

Pressemitteilung – Am Donnerstag, den 16. November, werden in der Haimhauser Straße 2 Erinnerungszeichen für Therese Treumann sowie Doris, Heinrich und Dr. Martin Flaschner gesetzt. Die Gedenkveranstaltung findet um 15 Uhr in der Seidlvilla am Nicolaiplatz 1B statt. Teilnehmen werden unter anderem Stadträtin Nimet Gökmenoğlu in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München und Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Um 16 Uhr wird das Erinnerungszeichen am ehemaligen Wohnort in der Haimhauser Straße 2 angebracht.

Therese Treumann, geb. Nachtigall, wurde 1869 in Nürnberg geboren. 1891 heiratete sie den Hopfenhändler Karl Treumann. Sie lebte mit ihm in Bamberg und brachte dort 1892 Sohn Martin und 1895 Tochter Doris zur Welt. 1926 zog das Paar nach München, vier Jahre später starb Karl Treumann. 1933 zog Therese Treumann zu ihrer Tochter Doris Flaschner in die Haimhauser Straße 18 (heute 2). Diese lebte dort seit 1927 mit ihrer Familie. Sie hatte 1919 in Bamberg den Rechtsanwalt Dr. Martin Flaschner geheiratet, der 1882 als Sohn des Rabbiners Dr. Sigmund Flaschner geboren wurde. 1920 kam ihre Tochter Hanna zur Welt, 1924 Sohn Karl Heinrich. Seit 1921 lebte die Familie in München. Martin Flaschner war hier Syndikus der Israelitischen Kultusgemeinde München und des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Außerdem gehörte er zu den Initiatoren der „Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung“ und war Vorsitzender des Vereins Lessinghaus e.V.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten änderte sich das Leben der jüdischen Familie grundlegend. Martin Flaschner starb am 14. März 1934 mit 51 Jahren nach kurzer Krankheit. Am 3. März 1936 starb Therese Treumann. 1937 lebte bei Doris Flaschner nur noch ihr Sohn Heinrich; ihre Tochter Hanna absolvierte eine Hachschara, eine landwirtschaftliche Ausbildung, und emigrierte später nach Australien. Auch Heinrich Flaschner entschied sich 1940 für eine Hachschara-Ausbildung, unter anderem in der landwirtschaftlichen Lehrstätte der zionistischen Jugendbünde in Spreenhagen. Sicher hoffte er, nach Palästina emigrieren zu können.

Weder ihm noch Doris Flaschner gelang es, der Vernichtung zu entkommen. Die Gestapo deportierte sie am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski, wo sich ihre Spuren verlieren. Doris Flaschners Bruder Martin Treumann überlebte die Shoah. Seine 19-jährige Tochter Anneliese wurde mit Heinrich und Doris Flaschner deportiert; auch ihre Todesumstände sind ungeklärt.

Programm am Donnerstag, 16. November 2023

15 Uhr
Gedenkveranstaltung
Seidlvilla, Zenzl-Mühsam-Saal, Nicolaiplatz 1B

Gabriele Wiesmüller, Geschäftsführerin Seidlvilla Verein e.V.

Stadträtin Nimet Gökmenoğlu in Vertretung des Oberbürgermeisters der
Landeshauptstadt München

Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde
München und Oberbayern

Dr. Eva Tyrell, Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Andreas Burkhardt, Initiator der Erinnerungszeichen

Erika Kolle verliest die Biografien

Janne Weinzierl, Bezirksausschuss 12 – Schwabing-Freimann

16.00 Uhr
Übergabe der Erinnerungszeichen
Haimhauser Straße 2

Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. 

Heinrich Flaschner. Bildquelle: Stadtarchiv München
Doris Flaschner. Bildquelle: Stadtarchiv München