Karl Grüner – Der Maler vom Schliersee – Wie Phoenix aus der Asche

Karl Grüner, Quelle: Angelika Weber, OMNIS TERRA MEDIA

Ein Heiliger wie Franz von Assisi gleicht einem Rufer in der Wüste. Sein Echo klingt heute aktueller denn je. Bewegende Beispiele öffnen einem an Allerheiligen das Herz. Wer im Münchner Schlachthofviertel schon mal einen Film gedreht hat, der weiß, was einen vor Ort erwartet: das Schreien der Tiere, die schon auf dem Weg im Lastwagen das Ende ihres Lebens spüren. Was wir später genussvoll verspeisen, hat seinen Preis! Und was mit dem Thema Leben und Tod polarisierend zusammenhängt, kann hier in der Zenettistraße deutlich wahrgenommen werden: entsetzliche Laute und Gerüche, das Quietschen, Murren und Knurren. Und innen im Schlachthof spritzt das Blut auf die weißen Kittel. Wer hier arbeitet, kennt die Lebensumstände, besser als unter der Brücke an der Isar ist es allemal, sagt man. Die Kamera lässt einen das Schauspiel erleben, so nah, wie es nur der Schlachter erfährt. Die Farben spiegeln sich facettenreich überall: an den Mauern, Wänden, Wägen, den Kunstwerken im heute so hippen Stadtviertel. Und wo man inzwischen Volkstheater und Amtsstuben kombinieren kann, wo Stiere, Schweine und Pferde hauteng über die Rampen getrieben wurden, wo Waschanlagen heute industriell reinigen, was König Ludwig II. und Max Pettenkofer einst als Hygienestandard für die Sanierung Münchens initiierten, genau in diesem Umfeld ist jemand wie Karl Grüner aufgewachsen.

Karl Grüner ist jetzt 80 Jahre alt. Er hat Historisches und Aktuelles, Bayerisches, Katholisches und Liberales in seiner DNA gespeichert. Eine geniale Verknüpfung von Intellektuellem und Natürlichkeit lässt ihn wie eine Kunstfigur wirken. Und doch: Grüner ist ein Mann, wie er leibt und lebt, wie er munter vor einem sitzt, wie er sein Büro und seinen Laptop managt, wie er kocht, vor allem, wie er Pinsel und Spachtel im Studio seines Hauses im 1. Stock schwingt. Aus dem studierten Theologen und Redakteur bei der Münchner Kirchenzeitung, Referenten in der Erwachsenenbildung, Studienleiter der Journalistenschule ifp, Ausbilder von Journalistinnen und Journalisten und Webdesigner ist zusätzlich ein Maler und Poet geworden: Schliersee statt München, Bergwelt und ländliche Idylle statt Grossstadtbetriebsamkeit. Blick auf hölzerne Balken und Farbpaletten. Kräutergarten vor dem einige hundert Jahre alten Bauernhaus. Hier ist nun die Heimat eines spätberufenen Künstlers, der als Maler die Fesseln sprengt. Inspiriert von Gerhard Richter und seinem Freund Werner Schubert-Deister, Maler, Grafiker und Bildhauer in der DDR, Regimegegner, verstorben 1991, transferiert er nun Seelenverwandtschaften, Gemütszustände und geistige Verfassungen in Substanzen, die greifbar und erlebbar werden. So dynamisieren seine expressionistisch wirkenden Formen in den Gemälden diverse Lebenswirklichkeiten, die den Betrachter motivieren und inspirieren. Wie viel Energie strömt aus seinen Kunstwerken, die positiv beflügeln und selbst den tristen Alltag erlebbarer machen!

Wie ist Karl Grüner als Spätberufener auf diese Talente als Maler und Dichter gestoßen? Während einer Erkrankung konnte er vor einigen Jahren bei einer Ergotherapie mit Zeichnen, Malen und Modellieren seine schlimmen Panikattacken auflösen. Grüners Lebensgefährtin regte ihn an, weiterzumachen. Und so ist aus dem lauten Schreien ein Glücksgefühl gewachsen, eine Umwandlung von Verzweiflung und Todesängsten in ein harmonisches Spektrum, das, von Farben und innovativen Formen geprägt, Materielles in höhere Seinsstufen und Schwingungen versetzt: Belebend ist dieser Rhythmus, im Einklang mit der Schöpfung Gottes, ganz im Sinne von Franz von Assisi, dem großen Vorbild von Karl Grüner. An der Ausstellung „Hibatzld“ ( 15.11.– 23.11.2022) hat sich Karl Grüner mit einer kleinen Auswahl seiner Werke beteiligt. Eine Fortsetzung ist in Verhandlung und sehr zu wünschen. Näheres auf seinen Websites „aquarelle.karl-gruener.de“ und „malerwinkel.karl-gruener.de

Hier zeigen wir einige seiner Bilder

Botanik
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Stufen(Hermann-Hesse)
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Raubvogel
Prometheus
Phönix-aus-der-Asche
Ohne Titel
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Koralle
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Eruption
Botanik
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Karl Grüner, Quelle: Angelika Weber, OMNIS TERRA MEDIA

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Über Angelika Weber 48 Artikel
Angelika Weber, M.A., studierte Bayerische Geschichte, Anglistik, Theaterwissenschaft, Philosophie und Geschichte der Medizin. Sie arbeitet mit nationalen und internationalen TV – Anstalten zusammen. 1997 erhielt sie für ihre Film- und Dreharbeiten das Bundesverdienstkreuz.