Seit dieser Woche ist es offiziell, dass Sahra Wagenknecht eine eigene Partei gründen will. Nach unseren ersten Umfragen zur Akzeptanz einer solchen Partei, kann sie wahrscheinlich mit einem zweistelligen Ergebnis rechnen. Ob das am Wahltag dann tatsächlich so kommt, hängt entscheidend davon ab, ob es ihr gelingt, die häufig zitierte Repräsentationslücke zu schließen.
Wie schwer das für alle politischen Akteure derzeit ist, zeigt unsere aktuelle Kanzlerdirektwahlfrage. Wir wollten wissen, für wen sich die von uns Befragten am ehesten entscheiden würden, wenn sie den deutschen Bundeskanzler direkt wählen könnten. Fünf Kandidaten stellten wir zur Auswahl: Den amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Oppositionsführer und CDU-Chef Friedrich Merz sowie Alice Weidel und Sahra Wagenknecht. 15 Prozent würden Olaf Scholz wählen, von den Wählern seiner eigenen Partei bekäme er 57 Prozent. Es ist der beste Wert aller fiktiven Kandidaten. Für einen amtierenden Bundeskanzler aber kein überzeugendes Votum. Jeder Neunte (11 Prozent) würde Sahra Wagenknecht zur Bundeskanzlerin wählen. Jeweils jeder Zehnte (10 Prozent) würde für Friedrich Merz bzw. Alice Weidel stimmen. Annalena Baerbock würde derzeit bei einer Kanzlerdirektwahl lediglich jeden Elften (9 Prozent) überzeugen.
Welche Lücke in der Repräsentanz es im Blick auf die vorgeschlagenen Kanzlerkandidaten gibt, zeigt das Ergebnis, dass 38 Prozent der Befragten – und somit die relative Mehrheit – sagen, sie würden sich für keinen der genannten Kandidaten entscheiden. Besonders hoch ist die Zahl derer, die keinen der genannten Kandidaten wählbar finden bei den Wählern der Freien Wähler (49 Prozent), der FDP (47 Prozent) und der CDU/CSU (46 Prozent).
Es wäre bestimmt vernünftig, wenn wahrgenommene Repräsentationslücken nicht nur durch neue Parteien, sondern vor allem durch profilierte Köpfe in den Parteien geschlossen würden.