Sein größter Erfolg, der ihn innerhalb der DDR-Grenzen berühmt machte und ihm hohe Auflagen verschaffte, war sein erster Roman „Beschreibung eines Sommers“, erschienen im Jahr des Mauerbaus 1961 und schon 1962 verfilmt mit Manfred Krug und Christel Bodenstein in den Hauptrollen. Erzählt wird eine Liebesgeschichte im ungewöhnlich heißen Sommer 1959 auf einer Großbaustelle, die an der Politik scheitert. Wenn man so will, kann man diesen Roman, neben Brigitte Reimanns Erzählung „Ankunft im Alltag“ (1961), als erstes Buch einer eigenständigen DDR-Literatur bezeichnen, weil dort die neuen Verhältnisse grundsätzlich bejaht und zugleich kritisiert werden.
Karl-Heinz Jakobs wurde am 20. April 1929 in Kiauken im ostpreußischen Landkreis Elchniederung geboren und noch 1945 als Flakhelfer zur „Wehrmacht“ eingezogen. Nach der Kriegsgefangenschaft übte er die verschiedensten Berufe aus und wurde 1956 von der Baustelle des Kraftwerks Trattendorf bei Spremberg zum Studium am Leipziger Literaturinstitut delegiert, seit 1958 arbeitete er als freier Schriftsteller.
Nachdem er im Herbst 1976 gegen die Ausbürgerung des „Liedermachers“ Wolf Biermann protestiert hatte, wurde er aus der SED ausgeschlossen und 1959 auch aus dem DDR-Schriftstellerverband, weil er es gewagt hatte, während einer Westreise im Düsseldorfer „Haus des Deutschen Ostens“, dem heutigen „Gerhart-Hauptmann-Haus“, ohne Erlaubnis der DDR-Behörden aufzutreten. Er wurde 1981 ausgebürgert und lebte seitdem in Velbert/Rheinland, wo er noch drei Romane schrieb und am 4. November verstorben ist.
Von grundsätzlicher Bedeutung ist aber auch sein 1983 veröffentlichter Roman „Das endlose Jahr“, weil er hier ein Thema aufgegriffen hat, das von DDR-Autoren eher gemieden wurde: die mangelnde Aufarbeitung des Stalinismus im SED-Staat, dessen markantester Vertreter Walter Ulbricht (1893-1973) war. Eines Tages nämlich hatte der in Falkensee bei Berlin wohnende Karl-Heinz Jakobs Post aus Dresden bekommen, von der ihm unbekannten Altkommunistin Dorothea Garai (1899-1982), die zwei Jahrzehnte in sibirischen Arbeitslagern und in der Verbannung verbracht und 1955 hatte nach Dresden ausreisen dürfen. Niemand im SED-Staat wollte die Geschichte ihrer gnadenlosen Verfolgung hören, bis sie den ostpreußischen Autor traf, der Sibirien bereist hatte. Er wusste, wie fast alle DDR-Leute damals, nichts vom Stalinismus, die Partei hatte dieses Thema bis zum Untergang 1989 mit voller Absicht unerörtert gelassen, um die eigenen Machtpositionen nicht zu gefährden. Ungläubig hörte er zu, was sie zu berichten hatte und ließ sich mehrere Tonbänder besprechen, die er mit ins Rheinland nahm. Mit diesen Aufzeichnungen schrieb er noch ein zweites Buch über das Schicksal Dorothea Garais „Leben und Sterben der Rubina“ (1999).
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