Ingo Friedrich mahnt: Bodenoffensive Israel: Jetzt weise sein

Nicht blinde Rache führt aus diesem Schlamassel, sondern nüchtern und klug kalkulierte Politik

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Die Erfahrung lehrt: selbst in der schlimmsten Herausforderung steckt fast immer auch eine Chance zur Veränderung, ein „Game changer“. Diese Chance zu erkennen und dann auch zu nutzen, ist große Weisheit und kann auch große Politik sein.

Bezogen auf die furchtbaren Ereignisse in Israel bedeutet dies: nachdem derzeit eine globale Abscheu gegenüber den Schandtaten der Hamas und gleichzeitig eine große Empathie für das angegriffene Israel festgestellt werden kann, sollte Israel dieses Momentum nutzen und unter Formulierung von Bedingungen zunächst auf eine Bodenoffensive verzichten. Derartige Bedingungen könnten sein: Freilassung der Geiseln und Einberufung einer großen Friedenskonferenz mit der Zielsetzung der endgültigen Anerkennung des Existenzrechts Israels durch das arabische Lager.

Eine Bodenoffensive jetzt hätte nur das Potential die globalen Sympathiewerte Israels zu verspielen, den Tod der Geiseln zu bewirken und die Krise zu eskalieren. Nicht blinde Rache führt aus diesem Schlamassel, sondern nüchtern und klug kalkulierte Politik.

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Dr. Ingo Friedrich war von 1979-2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments, von 1992 bis 1999 Vorsitzender der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament. Er war Schatzmeister der Europäischen Volkspartei (EVP) und Präsident der Europäischen Bewegung Bayern. Seit 2009 ist er Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats. Von 1999-2007 war Friedrich einer der 14 gewählten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. 2004 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Friedrich ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments und war Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule.