Pressemitteilung – Am kommenden Donnerstag beginnt in München das 8. CINEMA IRAN Festival (13. – 16. Juli 2023). Es legt den Fokus auf Frauen und die feministische Revolte im Iran – und wird zahlreiche interessante Gäste begrüßen, die über die dortige Lage wie auch die iranische Film- und Kulturszene berichten werden. Darunter sind einige Kulturschaffende, die seit Herbst 2022 aus politischen Gründen den Iran verlassen haben, da ihnen Repression drohte, und die nun im deutschen Exil leben und arbeiten.
Bei der Veranstaltung MIND THE GAP am 16. Juli feiert die Filmemacherin Raha Faridi die Weltpremiere ihres dokumentarischen Kurzfilms ZURÜCKBLEIBEN, BITTE! Sie schildert darin ihre ersten Eindrücke im Berliner Exil, nachdem sie den Iran verlassen musste. Dort war sie aufgrund ihrer journalistischen und künstlerischen Arbeit wiederholt in Konflikt mit den Behörden geraten. Bereits 2009 musste Narges Kalhor in Deutschland Asyl beantragen, da ihr im Iran die Verhaftung drohte. Die Filmemacherin zeigt erstmals in München den experimentellen Kurzfilm SENSITIVE CONTENT, der mit dem 3sat-Nachwuchspreis im Deutschen Wettbewerb der 69. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ausgezeichnet wurde. Außerdem erläutert der bekannte iranische Kurator und Medienkünstler Amirali Ghasemi in einem Impulsvortrag, wie digitale Technologien die Medienkunst im Iran seit den 1990ern verändert haben. Die Veranstaltung MIND THE GAP thematisiert auch das Spannungsfeld zwischen „alten“ und „neuen“ Exilanten, zwischen Herkunft- und Aufnahmegesellschaft, zwischen Heimat und Leben im Exil.
Sonntag, 16. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP 8 / Projektor
Die Kuratorin Asieh Salimian und der Videokünstler Shahram Entekhabi präsentieren Arbeiten junger iranischer Videokünstlerinnen aus der Factory TT Video Art Collection in München. Die sechs Video-Werke werden am 15. Juli bei der Veranstaltung BREAKING BOUNDARIES vorgestellt. Die Kurator:innen, die beide ihren Lebensmittelpunkt erst vor einigen Monaten von Teheran nach Berlin verlegt haben, sind bei der Veranstaltung vor Ort.
Samstag, 15. Juli, 15 Uhr, Gasteig HP 8 / Projektor
Die vielfach ausgezeichnete Autorin und Journalistin Gilda Sahebi liest am 15. Juli aus ihrem Buch „,UNSER SCHWERT IST LIEBE‘: Die feministische Revolte im Iran“, das Anfang des Jahres unter großem öffentlichen Interesse im S. Fischer Verlag erschienen ist.
Samstag, 15. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP 8 / Projektor
Der Komponist und Regisseur Amen Feizabadi sowie die iranische Schauspielerin und Co-Drehbuchautorin Elham Korda präsentieren am 14. Juli BEYOND THE FENCES OF LALEHZAR, den das Goethe-Institut mitproduziert hat. Der experimentelle Spielfilm, der in seinem multimedialen Storytelling Musik, Tanz und Poesie vereint, spielt in der Teheraner Lalehzar-Straße, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Vergnügungsviertel der Metropole war. Der Film überwindet die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit und erinnert an die Unterdrückung, die weibliche Bühnenkünstlerinnen bei ihrer Suche nach Selbstausdruck erfahren.
Freitag, 14. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP 8 / Projektor
Zum Festival:
Das diesjährige CINEMA IRAN Festival greift mit „Frau Leben Freiheit“ das Motto der iranischen Frauen und Männer auf, die seit dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 auf den Straßen für Freiheit und Gleichberechtigung einstehen. Frauen stehen als Protagonistinnen im Mittelpunkt der fünf Filme von CINEMA IRAN; Frauen stehen als Regisseurinnen und Autorinnen hinter der Kamera. Der Kampf um die Selbstbestimmung der Frauen reicht von der Mitte des 20. Jahrhunderts und der kulturellen Ikone Forough Farrokhzad (I AM FOROUGH) zu TiTi, einer Frau, die aus einer iranischen Roma-Familie stammt und sich als Leihmutter zur Verfügung stellt (TiTi), und Zahra, Fan des FC Persepolis, die alles dafür tut, im Stadion den Spielen ihrer Mannschaft zujubeln zu können (THE FOOTBALL AFICIONADO).
Das sind die Filme von CINEMA IRAN 2023:
Eröffnungsfilm:
I AM FOROUGH
Europapremiere
Spielfilm, Iran 2022, 80 Minuten, Regie: Jahangir Kosari
Die Dichterin und Filmemacherin Forough Farrokhzad ist eine Ikone der iranischen Kulturszene. Nur wenige wissen, dass sie einige Monate in München lebte. Der Spielfilm erzählt ihre Lebensgeschichte und spiegelt sie durch die aktuelle Situation. Die Rolle der Forough wird durch die bekannte Schauspielerin Baran Kosari verkörpert. Sie ist die Tochter der Regisseurin Rakhshan Bani’Etemad und des Filmproduzenten Jahangir Kosari. I AM FOROUGH ist seine erste Regiearbeit. Für die andeutungsreiche Bildsprache ist der DoP Mahmoud Kalari verantwortlich.
Do., 13. Juli, 19 Uhr, Gasteig HP8, Projektor
BEYOND THE FENCES OF LALEHZAR
Münchenpremiere
Spielfilm, Deutschland/Iran 2023, 72 Minuten, Regie: Amen Feizabadi
In Kooperation mit dem Goethe-Institut im Exil
Dieser Film ist die erste gemeinsame Arbeit des Komponisten Amen Feizabadi (Regie, Drehbuch) und der Theaterschauspielerin und Regisseurin Elham Korda (Hauptdarstellerin, Drehbuch). Er feierte Anfang dieses Jahres auf dem Internationalen Filmfestival in Rotterdam Weltpremiere. Lalehzar war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Vergnügungsviertel Teherans mit Filmlichtspielen und Bars. Heute sind die Kinos geschlossen und kleine Elektroläden kämpfen um ihr Überleben. Der experimentelle Spielfilm vereint Komposition, Tanz und Poesie.
In Anwesenheit von Amen Feizabadi (Regie, Drehbuch) und Elham Korda (Hauptdarstellerin, Drehbuch)
Fr., 14. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP8, Projektor
Hier gehts zum Trailer:
TiTi
Deutschlandpremiere
Spielfilm, Iran 2020, 102 Minuten, Regie: Ida Panahandeh
Titi ist schwanger. Als Leihmutter verhilft sie kinderlosen Paaren zu Nachwuchs. Sie putzt im Krankenhaus und lernt dabei einen schwerkranken Astrophysiker kennen, der Schwarze Löcher erforscht. Titi ist in einer Roma-Familie aufgewachsen und versucht durch traditionelle Rituale seine Heilung zu unterstützen. Die Regisseurin Ida Panahandeh ist bekannt für ihre außergewöhnlichen und unbeirrbaren Frauenfiguren und ihre einfühlsame, überraschende Erzählweise aus konsequent weiblicher Perspektive.
Fr., 14. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP8, Projektor
Hier gehts zum Trailer:
THE FOOTBALL AFICIONADO
Special Screening
Dokumentarfilm, Iran 2022, 86 Minuten, Regie: Sharmin Mojtahedzadeh, Paliz Khoshdel
In dem Dokumentarfilm wird Zahra porträtiert, die als Fußball-Influencerin auf Instagram globale Bekanntheit erreichte und im ARD-Weltspiegel von Natalie Amiri vorgestellt wurde. Für Frauen ist der Besuch von Fußballspielen in Iran verboten. Seit vielen Jahren wehren sich die weiblichen Fußballfans dagegen und verkleiden sich als Männer, um im Stadion ihre Mannschaft anfeuern zu können.
Sa., 15. Juli, 18 Uhr, Gasteig HP8, Projektor
Hier gehts zum Trailer:
Abschlussfilm:
SUBTRACTION
Spielfilm, Iran/Frankreich 2022, 107 Minuten, Regie: Mani Haghighi
Filme von Meisterregisseur Mani Haghighi wurden schon mehrfach bei CINEMA IRAN vorgestellt. Das Drehbuch zu seinem aktuellen Film ist erneut in Zusammenarbeit mit Amir Reza Koohestani entstanden. Eine junge Fahrschullehrerin entdeckt im dichten Straßenverkehr Teherans plötzlich ihren Ehemann. Als sie ihn später darauf anspricht, streitet er die Begegnung ab. In dichter und regendüsterer Atmosphäre entwickelt sich ein nervenaufreibender Thriller um die Begegnung mit dem eigenen Doppelgänger.
So, 16. Juli, 20 Uhr, Gasteig HP8, Projektor
Hier gehts zum Trailer:
Online-Filme:
In Kooperation mit dem DOK.fest München kann CINEMA IRAN erstmals das Filmangebot auf die digitale Leinwand erweitern und zwei weitere Filme zum Motto „Frau Leben Freiheit“ zeigen, die deutschlandweit abgerufen werden können: THE UNSEEN und 1001 NIGHTS APART.
Kunstausstellung:
CINEMA IRAN kooperiert mit der Ausstellung DIASPORA IRAN: (BE) LONGING. Die Kuratoren Vinzenz Adldinger und Keivan Moussavi Aghdam präsentieren im Apartment of Art noch bis zum 23. Juli Arbeiten iranischer Künstler:innen.
Karten:
Vorverkauf über München Ticket