Buchrezension: „Kirche im Wandel. Erfahrungen und Perspektiven. TRANSARA. Sakralraumtransformationen 1.“ von Alfred Gerhards

Lausbergs Buchtipp

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Alfred Gerhards (Hrsg.): Kirche im Wandel. Erfahrungen und Perspektiven. TRANSARA. Sakralraumtransformationen 1, Aschendorff Verlag, Münster 2023, ISBN: 978-3-402-21260-8, 59 EURO (D)

Der nun ca. schon ein Vierteljahrhundert andauernde Reflexionsprozess über die Umnutzung von Kirchengebäuden findet auf zahlreichen Ebenen statt.

Die DFG-Forschungsgruppe Sakralraumtransformation (TRANSARA) befasst sich aus interdisziplinärer Perspektive mit diesen Prozessen. Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf zwei Untersuchungsräume, den linksrheinischen Raum, der etwa das Gebiet des Bistums Aachen und die entsprechenden Gebiete der rheinischen Landeskirche umfasst und ein ähnlich großes Gebiet im Umfeld von Leipzig, hier durch evangelische Kirchenkreise sowie durch Anteile der katholischen Bistümer markiert.

Die Forschungsgruppe legt hier den Ertrag ihrer ersten Jahrestagung vor, die im Dialog mit Fachleuten unterschiedlicher Kompetenzen der Vergewisserung über den status quo diente und deren Ergebnisse zu einer perspektivischen Orientierung beitragen sollen.

Der Band beginnt mit einer perspektivischen Einordnung zur theologischen Architektur des Wandels, den zwei Antworten aus zwei unterschiedlichen methodischen Ansätzen folgen.

Danach gibt es eine umfangreiche Einführung in die Untersuchungsbereiche der Forschungsgruppe, die neben den Sachinformationen zu den Räumen Aachen und Leipzig einen Einblick in die Fragestellungen und die methodischen Ansätze bietet.

Den umfangreichsten Teil machen interdisziplinäre und transdisziplinäre Konkretisierungen aus. Zu Beginn wird das Kirchenbauportal „invisibelis“ als öffentliche Theologie vorgestellt, worauf eine Antwort aus kunstwissenschaftlicher Sicht erfolgt. Das Thema der Umsiedlung von Dörfern in Braunkohlegebieten und der der damit verbundenen Verluste und Neubauten von Kirchengebäuden wird von einem Pfarrer aus unmittelbarer Erfahrung referiert, worauf eine Antwort aus architektonischer Sicht folgt.

Danach steht das Thema Bestattung in Kirchen im Vordergrund, was in zwei Beiträgen behandelt wird. Anschließend werden praktische Erfahrung und kirchenrechtliche Reflexion beim Thema hybride Nutzung von Kirchen skizziert. Räume der Stille als potentieller neuer Sakralraumtyp werden dann diskutiert.

Ferner werden Partnerschaften für Kirchengebäude in den Blick genommen in Zusammenhang mit Neunutzungen und inhaltlicher Gemeindeentwicklung. Es folgt die Relevanz der emotionalen Dimension von Kirchengebäuden unter dem Gesichtspunkt des „materiellen Ankers.“

Danach schließen sich drei Einblicke in Erfahrungsräume anderer Länder an. David van Duinen aus Amsterdam, stellt niederländische Umsetzungsmodelle auf den Prüfstand. Mariateresa Giammetti berichtet über italienische Erfahrungen und Umnutzungsprojekten aus architektonischer Perspektive. Der Schweizer Kunsthistoriker Johannes Stückel bringt auch seine Erfahrungen und Perspektiven ein.

Werkstattberichte aus der wissenschaftlichen Arbeit werden dann vorgestellt. Dies beginnt mit einem abgeschlossenen studentischen Projekt zur Umnutzung der Kirche Sankt Johann Baptist in Herzogenrath-Merkstein. Die anderen Beiträge stellen Themen von studentischen Qualifikationsarbeiten vor. Dort werden das Thema „Wohnen“ in Nachkriegskirchen, Kirchen in Braunkohlegebieten zwischen Verlust und Neuanfang und die Nutzung von evangelischen und katholischen Kirchen durch orthodoxe Gemeinden.

Zum Abschluss gibt es Fragehorizonte und Perspektiven für weitergehende Forschung, wo auch Überlegungen zu neueren raumtheoretischen Ansätzen angestellt werden.

Im Anhang gibt es den Abbildungsnachweis und die Vorstellung der Autorinnen und Autoren. Es gibt Fußnoten in den Texten, deshalb erübrigt sich ein Literaturverzeichnis.

 

 

Dies ist der Auftakt eines spannenden Projekts, der mit Recht sich durch transdisziplinäre Perspektive und den Rückgriff auf internationale Erfahrungen auszeichnet. Die zahlreichen Farbabbildungen, Entwurfsskizzen und Diagramme sorgen für eine gute visuelle Anschauung. Der Aspekt der hybriden Nutzung von Kirchengebäuden, der an vier beschriebenen Umnutzungen ausgeführt wird ist besonders interessant.

 

 

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Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.