1968 war damals – und heute? – Das Merkel-Land ist zu einem Albtraum verkommen

merkel bundeskanzlerin politikerin deutschland, Quelle: MIH83, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Um das Jahr 1968 ranken sich mannigfaltige Legenden. Als der Ayatollah vom Starnberger See, Jürgen Habermas, gefragt wurde, was von diesem glorreichen Jahr geblieben sei, antwortete er ironisch: „Frau Süssmuth.“ Doch diese Dame ist schon längst vergessen, was sich jedoch von dieser im Jahre 2021 endlich abgelatschten Kanzlerin keinesfalls sagen lässt: Frau Dr. Angela Merkel. Sie verkörpert nicht nur das totale Versagen einer sich als christlich ausweisenden Partei, sondern wird immer mit dieser 16 Jahre an der Regierungsspitze geduldeten Frau für die Zerstörung rechtsstaatlicher Grundsätze und ihrer irrsinnigen Zickzack-Überraschungspolitik nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Westeuropa in Erinnerung bleiben. Dass sich ein Politiker mal widerspricht, heute dies, morgen das verspricht, aber später das Gegenteil umsetzt, das kommt wohl immer und überall einmal vor, aber zehnmal? Und das ohne Konsequenzen? Dafür gibt es auch keine nachträgliche Entschuldigung. Oder? Schließlich kann sie doch nichts dafür, dass sie in der DDR als Pfarrerstochter zu einer Funktionärin der „Kaderreserve der SED“ sozialisiert wurde. Und was können die staatlich gestützten Kirchen dafür, dass ihr die Mitglieder davonlau- fen?

In der „DDR“ füllten sich 1968 zwar die Gefängnisse, aber zu einer Studentenrevolte konnte es dort nicht kommen. Nicht einmal in den Zeiten der „friedlichen Revolution“ von 1989, die in den Hauptrollen Michail Gorbatschow, USA-Präsident Ronald Reagan und dem polnischen Papst Johannes Paul II zu verdanken ist. Die meisten Bürgerrechtler, die damals eigentlich nur den Sozialismus verbessern wollten, spielten zwar auch eine wichtige Rolle, aber wer oder was brachte in Plauen, Dresden oder Leipzig die Massen auf die Straßen? War das ein Verdienst der Bürgerrechtler? Wohl kaum. Die Leute spürten aber, dass die Funktionäre wie gelähmt waren, denn was sollten sie tun gegen ihre eigene Losung „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“? Immerhin ahnten die Bonzen, wohin der Kurs Gorbatschows führen würde, der seine Besatzungs- soldaten nicht mehr einsetzen ließ, wie es noch im Juni 1953 gegen das streikende Volk geschehen war. Bis zuletzt ließen die SED-Bonzen zwar auf die Demonstranten einprügeln, selbst als Gorbatschow kurz vor dem „Fall der Mauer“ in Ostberlin zu Besuch war und den Satz gesprochen haben soll: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Auf Demonstranten zu schießen, das konnten sich Honecker und seine Bande jedoch nicht mehr erlauben, denn zu viele Westjournalisten berichteten in den Westsendern, wovon sich ja die meisten DDR-Bewohner informieren ließen. Das war der Grund, warum sich besonders in Sachsen immer mehr Arbeiter und Ange- stellte auf die Straße trauten und damit die feigen Funktionäre in die Knie zwangen. Ein Sohn meines Freundes, des Schriftstellers Gert Neumann, filmte aus einem Kirchturm mit zwei Freunden, von denen einer sogar ein Stasi-Zuträger war, die Montag-Demos in Leipzig aus dem Kirch- turm der Evangelisch-Reformierten Kirche. So ließ es sich nicht verhindern, dass jede Woche die ständig anwachsende Massenbewegung noch am selben Tag in der westdeutschen „Tagesschau“ gezeigt werden konnte.

Deshalb erinnerte sich die ältere Generation in Mitteldeutschland, wenn das Jahr 1968 in den Blick gerät, vor allem an die Niederschlagung des „Prager Frühlings“. Der noch immer nicht ausgeträumte Traum vom „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ oder vom „demokratischen Sozi- alismus“ wird nicht nur in der SED-Partei „Die Linke“, in den Führungsetagen der SPD oder bei den Grünen gesamtdeutsch weitergepflegt, sondern ebenso an fast allen Universitäten Europas und vor allem in den Redaktionen der Massenmedien samt den zwangsfinanzierten TV-Sendern.

Stichwort Fernsehen

Eine SED-Tante namens Karola Wille (*1958), die mit 18 Jahren schon der SED beitrat und von 1986 bis 1991 als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Internationale Studien der Karl- Marx-Universität Leipzig arbeitete, wurde bekanntlich MDR-Intendantin und zeitweise Vorsitz- ende der ARD. Sie äußerte sich öffentlich sogar zu ihren Pensionsansprüchen. „Und die können sich sehen lassen. Je länger sie ihren Job mache, desto mehr Rente könne sie als Ruhestandssalär erwarten, erklärte Wille – maximal 75 Prozent ihres letzten Grundgehalts. Da sie derzeit 275.000 Euro im Jahr verdiene, habe sie Anspruch auf eine Rente von 17.187 Euro monatlich.“ (WIKIPE- DIA)

Flaschensammelnde Rentner, die nun gar eine Erhöhung der Zwangsgebühren hinnehmen mussten, können solche Ungerechtigkeiten nicht fassen. Das Brutto-Durchschnittseinkommen betrug im Jahre 2020 3.975 €, doch der durchschnittliche Netto-Verdienst schrumpfte auf 2.084 € zusammen. Das ist die gebeutelte Mittelschicht oder moderne Sklavenkaste, der die meisten Steuern abverlangt werden, wovon neben den Funktionären und Beamten auch die fast vier Millionen Hartz-IV-Empfänger ausgehalten werden müssen. Allein 2018 gab es schon 678.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung. Und dieser Trend hält an, weil durch den Wust von Verordnungen, erlassen von einer riesig angewachsenen Beamten-Kaste unter immer sehnsüchtiger zu einem angeblich demokratischen Sozialismus neigenden Politikern, die einst so erfolgreiche soziale Marktwirtschaft unter Adenauer und Ludwig Erhard immer mehr in Richtung Planwirtschaft gedrängt wurde. Jeden Konsum-Scheiß gab es im Überfluss, nur Wohnungen waren schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in vielen Städten nicht einfach zu bekommen. Doch da konnte ich mir als kleiner Freiberufler mit Familie noch eine Vierzimmerwohnung mit 120 Quadratmetern in Berlin-Kreuzberg für knapp 500 DM leisten, während ich jetzt als Rentner für eine Zweizimmerwohnung auf Wohnberechtigungsschein 740 € hinblättern darf, was bekanntlich ca. 1480 DM wären. Damals gingen noch wenige Frauen arbeiten, denn der Lohn des Mannes reichte aus, um die ganze Familie zu ernähren. Heute nähern wir uns immer mehr den DDR-Verhältnissen an, wo die Beschäftigungsquote der Frauen Weltrekord erreichte.

Dass alle sozialistischen Länder in aller Welt nur Mangel, Not und Terror hervorbrachten, das scheint nur wenige im Wohlstand aufgewachsene Politiker abzuschrecken. Dazu kommt die massenhaft angeschwollene Kriminalität seit 2015, die von einer 16 Jahre an der Macht geduldeten Bundeskanzlerin direkt importiert wurde. Wer täglich trotz eines angerichteten Billionen-Schadens im Monat 39.420 € brutto verdient, kann gut und gern von einem Land faseln, „in dem wir gut und gerne leben“. Wir? Steinmeier als Bundespräsident verdient lediglich 20.208,33 € im Monat, ohne Verdienste vorweisen zu können. Er kann sich als SPD-Mann diesem Wir voll an- schließen: „Wir leben im besten Deutschland, das es je gegeben hat!“

Dabei muss doch eingesehen werden, dass sowohl Frau Wille als auch Frau Dr. Merkel oder Herr Steinmeier arme Mäuse gegen jene 1,5 Millionen Millionäre und 136 Milliardäre (im Jahre 2020) in Deutschland sind. Man sollte sich nur bewusstwerden, dass eine Milliarde tausend Millionen € sind. Kann jemand damit noch Muse haben und mal an nichts denken? – Nach dieser Denkpause fällt mir neidlos ein, dass die Kanzlerin als Dienerin des Volkes ja auch zu den Millionärinnen zählt, denn in ihrer gesamten politischen Karriere hat sie in den unterschiedlichen Ämtern insgesamt schon 5.536.000 Millionen Euro verdient. Außerdem hat sie einen gutverdienenden Mann, aber keine Kinder.

Zurück zu Frau Wille. Ihr Exmann war Militärstaatsanwalt in der DDR. Sie selbst veröffentlichte Ende 1986 in der „Neuen Justiz“ mit einem Stasi-Offizier der Hauptverwaltung Aufklärung die Zusammenfassung zur Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD. Darin heißt es: „Im politischen und ideologischen Arsenal der aggressivsten und reaktio- närsten Kräfte des Monopolkapitals nimmt der Revanchismus einen gewichtigen Platz ein…“

Was war das nur für eine revanchistische „friedliche Revolution“, die zuließ, dass Propagandisten des Sozialismus an solche Schaltstellen gelangen konnten? Wäre der Westen nicht selber schon von den 68ern unterwandert gewesen, dann hätte die „friedliche Revolution“ wirklich zu einer ganz anderen Demokratie-Qualität für das gesamte Deutschland führen können. Die Verbrecherpartei SED hätte natürlich verboten gehört. Immerhin fiel das dem Spitzenpolitiker Theo Waigel 30 Jahre später ein. Mittlerweile hat sich die Giftschlange SED schon mehrfach gehäutet und heißt zurzeit: „Die Linke“. In ihrem Ältestenrat haben sie sogar noch einen echten Nationalsozialisten: Hermann Klenner.

Die Chiffre „1968“ bezeichnet durchaus eine Weltrevolution. Das Gespenst des Kommunismus schlüpfte zwar erst in Europa aus der Flasche, doch der Impuls antibürgerlicher Hippie-Rebellion ging mit „Flower-Power“ und durchaus wertvollen kulturellen Impulsen von den Vereinigten Staaten aus und wollte sich im Pariser Mai gar wieder zu einer Französischen Revolution entladen, bevor sich das Phantom als „Wertewandel“ oder „Kulturrevolution“ in allen entwickelten Industrie-Gesellschaften bis hin nach Japan einnistete.

Lange vorm Zusammenbruch der sozialistischen Kernstaaten und dem Einblick in ihre Archive erkannte der 1966 verstorbene ordoliberale Ökonom und konservative Denker Wilhelm Röpke: „In der Tat hat der Sozialismus unserem Erdteil Dinge gebracht, die vielen Sozialisten selbst keine rechte Freude machen können: Formulare ohne Ende, Schlangestehen vor Läden und Ämtern, stetige Einengung der Sphäre, in der das geplagte Individuum sich noch ohne behördlichen Schein und Stempel bewegen kann, Übermacht und Übermut der Bürokratie, wachsende politische Intoleranz und rücksichtslose Ausnutzung der Herrschaft durch sozialistische Regierungen, endlose Gesetze und Verordnungen mit ihren Strafen, Verfall des demokratischen Rechts- staates, Polizei aller Enden, Zwang und Propaganda, Willkür, Korruption.“
Ein Schelm, der hier und heute schon Ansätze oder gar Parallelen davon wahrnehmen will.

Vom Prager Frühling zum Prager Fenstersturz

Alexander Dubček wurde im Januar 1968 zum Chef der Kommunistischen Partei seines Landes gewählt. Er legte in Moskau ein Reformprogramm vor, das die volle Zustimmung der UdSSR bekam. Als er es dann real umsetzte, stieß er bei den Partnern im Ostblock auf Ablehnung, allen voran bei Walter Ulbricht. Im April bildete sich eine neue Regierung unter Oldřich Černík, und sofort wurden Reformprozesse eingeleitet, die das Parteiorgan „Rudé Pravo“ mit den Worten „tschechoslowakischer Weg zum Sozialismus“ zusammenfasste. Die Gesellschaft sollte liberalisiert werden und der Sozialismus ein „menschliches Antlitz“ bekommen. Die Zensur wurde abgeschafft und die bürgerliche Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit garantiert. Dubček wurde zur weltweit berühmten Symbolfigur des Prager Frühlings. Auf einem Gipfeltreffen im August versuchten die sozialistischen Bruderländer letztmalig diese Entwicklung zu verhindern – vergebens, denn Dubček hielt an diesen Reformen fest und genoss die Sympathie der Bevölkerung.

In der Nacht vom 20. zum 21. August walzten Truppen des Warschauer Paktes mit Panzerketten den „Prager Frühling“ nieder. Dubček wurde nach Moskau verschleppt. Dort blieb ihm nichts anderes übrig, als die Kapitulationsurkunde zu unterzeichnen und der Wiedereinführung politischer Verhältnisse nach altem Muster zuzustimmen.

Noch war Polen nicht verloren

Auch in Polen brodelte es. Die März-Unruhen kennzeichneten eine politische Krise, die dort tat- sächlich mit Studenten- Demonstrationen begann, besonders in Warschau, Danzig und Krakau. Die Aufsässigkeiten wurden durch Einheiten der Miliz und Reservisten der Volksarmee niedergeschlagen. Am 30. Januar 1968 kam es zu einer Empörung vor dem Denkmal Adam Mickiewicz gegen die Absetzung des Stücks „Totenfeier“ im Warschauer Volkstheater. Die Vorführungen waren stets ausverkauft, ständig gab es Szenenbeifall. Nach dem Vorstellungsende wurde skan- diert: „Wir wollen Kultur ohne Zensur!“ Die Miliz löste die Kundgebung gewaltsam auf und nahm 35 Demonstranten fest. Zwei Studenten wurden zwangsexmatrikuliert (darunter der 1981 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnete Adam Michnik), da sie mit Reportern der französischen Presse gesprochen haben.

In den Folgemonaten organisierte die KP Polens eine Kampagne gegen die „Aufrührer und Verräter der Nation“. Sündenböcke waren schon zuvor ausgespäht worden: Überlebende des Holocausts und deren Nachfahren. Sie wurden als „Zionisten“ verunglimpft, denn sie seien vom Ausland finanzierte Konterrevolutionäre, die bloß Jugendliche den Imperialisten in die Arme treiben wollten. „Arbeiter“ demonstrierten für die „Entfernung aller zionistischen Elemente aus Staat und Partei“. Zehntausende Juden sollen ihre Stellung verloren, einige Selbstmord begangen haben, knapp 20.000 verließen das Land. Darunter auch die Familie meines Freundes und Kollegen Gabriel Berger. Mit der Ausreise verloren sie automatisch die polnische Staatsbürgerschaft und wurden staatenlos.

Wiener Walzer der modernen Art

Ganz andere Probleme hatte man 1968 in Wien. Dort machte im Juni eine Revolte der besonder- en Art von sich reden. Im Hörsaal 1 der Universität Wien fand eine Aktion unter dem Titel „Kunst und Revolution“ vor rund 300 Zuschauern statt und wurde von den Aktionisten Brus, Export, Muehl und Wiener ausgeführt. Die nahezu vollständig versammelten Hauptdarsteller des Wiener Aktionismus brachen dort gleich mehrere Tabus: Nacktheit, das Verrichten der Notdurft, Masturbation, Auspeitschen, Selbstverstümmelung, das Verschmieren der eigenen Exkremente am nackten Körper und das Erbrechen durch Reizung der Speiseröhre – all´ das unter dem Ab- singen der Nationalhymne auf der ausgebreiteten österreichischen Nationalflagge. Die von Jour- nalisten aufgeschreckte Öffentlichkeit prägte lediglich den Begriff „Uni-Ferkelei“. Wenn das kein kultureller Niedergang und sittlicher Verfall ist, was sollte Dekadenz sonst sein?

Moral und Anstand gingen zum Teufel

Ebenso lustig ging es in deutschen Kommunen zu. Fritz Teufel wurde als Spaß-Revoluzzer währ- end der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre der breiteren Öffentlichkeit bekannt. Mit Dieter Kunzelmann war er einer der Begründer der Kommune 1, die vor allem durch provokante Aktionen Aufmerksamkeit erregte. Teufel und andere wurden Anfang 1967 festgenommen, als sie beim Tütenwerfen beobachtet wurden. Die Polizei witterte ein Attentat auf den damaligen US- Vizepräsidenten Humphrey. Die Blamage war groß, als sich die Wurfgeschosse als Pudding- und Mehlbomben entpuppten. Im Juni 1967 wurde Teufel dennoch zum Teufel gejagt, weil er zu härteren Mitteln gegriffen hatte, nämlich zu Steinen. Während der Gerichtsverhandlungen fiel er durch witzig-sein-wollendes Verhalten auf. So kam er der Aufforderung des Richters, sich zu erheben, mit der Bemerkung nach: „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient!“ Später tendierte er immer mehr in Richtung des bewaffneten Kampfes. Nur zwei Jahre Gefängnis brachte ihm das Basteln von Brandsätzen ein, die in einem Münchner Gericht gefunden wurden. In der DDR wäre er dafür nicht unter „lebenslänglich“ davongekommen.

Der Journalist Thomas Schmid, ein Protagonist dieser Bewegung, gab rückblickend zu: „Aus dem Übermut wurde schnell Hass, aus dem kritischen Geist Überheblichkeit, aus der republikanisch-konstruktiven Gesinnung eine sozialistisch verkleidete destruktive. Wir jungen Leute, die von nichts wirklich eine Ahnung hatten, glaubten ernsthaft, dass diese erste gelungene deutsche Gesellschaft seit Menschenge- denken zutiefst marode und dem Untergang geweiht sei. In einer Geste ebenso maßloser wie unbegründeter Selbstgewissheit meinten wir, der Ladenhüter Sozialismus – der längst schon seinen verbrecherischen Charakter unter Beweis gestellt hatte – sei das Heilmittel für die angeblich restaurative, von innen her nicht mehr reformierbare Gesellschaft.“

Und was geschah in der einzigen und größten DDR der Welt?

Die Volksregierung der deutschen „Volksrepublik“ (Ja, mit solch einer Tautologie schmückten sich damals die Diktaturen!) beglückte ihre durch Volkspolizei, Volksarmee und die Volksgenos- sen von der unsichtbaren Front in Schach gehaltenen Untertanen mit einem neuen Verfassungsentwurf, nachdem die Volkskammer erst im Januar einstimmig ein neues Strafgesetzbuch mit Strafverschärfung für politische Delikte beschlossen hatte. Das erste Mal durfte das Volk am 6. April 1968 per Volksabstimmung darüber mit Ja oder Nein abstimmen. Worüber durfte abgestimmt werden? Zunächst wurde die DDR als „sozialistischer Staat deutscher Nation“ definiert, in dem die Führungsrolle der SED auf alle Zeiten festgeschrieben wurde. Außerdem erlaubte der Artikel 27 nur demjenigen seine „Meinung frei und öffentlich zu äußern“, der mit den Grundlagen der Verfassung übereinstimmte. Kritik an der Sowjetunion verbot sich von selber, denn im Artikel 6 stand wörtlich: „Die Deutsche Demokratische Republik ist für immer und unwiderruf- lich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbündet.“

Studenten der Leipziger Karl-Marx-Universität um Jürgen Rudolph sowie den christlichen Bio- logen Christof Tannert verteilten in Hausbriefkästen selbstgefertigte Flugblätter, auf denen dezent darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man dieses Mal wirklich abstimmen dürfe. Auf den Flugblättern stand: „Nein oder Ja. Lass Dein Gewissen entscheiden!“ Die Stasi brauchte lange, den Wahlhelfern auf die Spur zu kommen, die mittlerweile schon übers Land verteilt im Berufsleben standen. Doch ab 1971 saßen sie wieder in Leipzig ein, recht unbequem in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Dort wurde ihre Wahlhilfe als „psychologisch ausgeklügelte und deshalb besonders raffinierte Form der staatsfeindlichen Hetze“ bewertet. Das verkündete Wahlergebnis sorgte für Überraschung: Mehr als fünf Prozent der DDR-Bewohner stimmten gegen die neue Verfassung. Ansonsten wurde ungern mehr als ein Prozent Nein-Stimmen zugegeben.

Nach dem Einmarsch ins „Bruderland“, als der Versuch „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ gescheitert war und sich der Philosophiestudent Jan Pallach auf dem Wenzelsplatz aus Protest öffentlich verbrannt hatte, veränderten sich viele Biografien bis dahin loyaler und sozialistisch denkender DDR-Bewohner. Während Wolf Biermann als Kritiker des realen und Lobsänger des humanen Sozialismus in dieser Situation um sein Leben fürchtete und sich versteckte, hissten seine Jünger (darunter Funktionärssöhne wie der spätere Schriftsteller Thomas Brasch oder die Söhne des Dissidenten Professor Robert Havemann oder Sandra Weigel und die Liedermacherin Bettina Wegner) in Berlin die tschechoslowakische Flagge und verteilten Flugblätter. Andere schrieben lediglich, wie der spätere Kabarettist und Schriftsteller Bernd-Lutz Lange, „Dubček“ an Häuserwände und wurden ins Gefängnis gesteckt oder zu Spitzeldiensten erpresst. Die Intervention war auch für den aus dem Vogtland stammenden Bernd Eisenfeld ein Schock. Er schrieb der tschechoslowakischen Botschaft: „Halten Sie Stand – Behalten Sie Hoffnung.“ Auf einer Schreibmaschine stellte er Flugblätter mit Lenin-Zitaten her, die er in Halle verteilte. Er wurde verhaftet und zu 30 Monaten Freiheitsentzug verurteilt.

Was sonst noch passierte

Im Mai 1968 wurde auf Geheiß Ulbrichts in Leipzig die 1240 geweihte Paulinerkirche gesprengt, weil das Gotteshaus, das über 400 Jahre als Aula, Begräbnisstätte und Ort akademischer Feierlichkeiten das geistige Zentrum der Universität war, Atheisten und Kommunisten provozierte. Dietrich Koch wurde bei einer Protestansammlung vor der Kirche festgenommen und von der Deutschen Akademie der Wissenschaften, in der er als Physiker arbeitete, fristlos entlassen. Bald danach entrollte sich zum internationalen Bachwettbewerb in der Leipziger Kongresshalle in Anwesenheit hoher Funktionäre automatisch ein Plakat mit einer Zeichnung der Kirche und der Aufschrift „Wir fordern Wiederaufbau“. Koch hatte zusammen mit seinem Bruder Eckhard den Weckerauslösmechanismus gebaut. Nachdem die Initiatoren Welzk und Fritsche in den Westen geflohen waren, verhaftete der Staatssicherheitsdienst zwei Jahre später mehrere Leipziger, darunter auch Koch. Sie waren durch einen westdeutschen Linken bei der Stasi denunziert worden.

Für die Stasi hatten 1968 im wahrsten Wortsinn alle Ohren und Hände voll zu tun. Leipziger Medizinstudenten weigerten sich, Blut für Vietnam zu spenden, was natürlich ihre Strafversetzung in die Produktion bewirkte. Schauspielstudenten erlaubten sich, ein pazifistisches Pamphlet zu verfassen, ausgerechnet in diesem Jahr des verschärften Klassenkampfes, wo die Funken der Rebellion nicht nur aus dem transatlantischen Westen, sondern auch aus dem Osten ins Musterländle des Sozialismus stoben. Dass die männlichen Studierenden zur Armee eingezogen wurden, versteht sich von selbst.

Und dann gab es noch diese „Lyrik-Spinner“, wie Stasi-Offiziere sie unter sich zu nennen pflegten. Da Ulbricht ängstlich erwog, das renommierte Literatur-Institut in Leipzig zu schließen, das Diplomschriftsteller unter privilegierten Bedingungen heranzog, wurde dort schon im Frühjahr eine Säuberungswelle eingeleitet, der fast ein Drittel der Studenten zum Opfer fiel. Aber diese nach freiem Ausdruck suchenden Jungpoeten ließen sich nicht entmutigen, sondern missbrauchten ein volkseigenes Ausflugsboot auf einem Stausee zu einer Lyrik-Lesung, darunter Heide Härtl, die 1987 illegal den „bergen-verlag“ als ersten unabhängigen Verlag der DDR gründete; ihr damaliger Mann, der spätere Uwe-Johnson-Preisträger Gert Neumann; der Lyriker und Erzähler Kristian Pech; der spätere Gebrüder-Grimm-Preisträger Andreas Reimann (der 1968 als erster aus dem Freundeskreis verhaftet und wegen staatsfeindlicher Hetze zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war); Bernd-Lutz Lange (der vor allem durch den Aufruf der „Leipziger Sechs“ bekannt wurde und dazu beitrug, dass die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 mit über 70.000 Teilnehmern friedlich verlief) oder die Maler Dietrich Gnüchtel und Michael Flade (der ebenfalls übers Gefängnis in den Westen freigekauft wurde und sich dort, entsetzt über die linke Kulturszene, 1982 das Leben nahm), sowie der Verfasser dieser Zeilen, der damals als Motorbootfahrer die Aktion steuerte und mit Zitaten aus dem Programm der Prager Reformkommunisten die „River- boatparty“ anheizte. Außerdem war der damals noch unbekannte Heizer Wolfgang Hilbig aus Meuselwitz mit an Bord. Bei WIKIPEDIA heißt es richtig: „Im Sommer 1968 war er Teilnehmer der Stauseelesung von Leipzig, die weitere politische Repressalien für mehrere Lyriker, aber auch die Entdeckung Hilbigs als Lyriker zur Folge hatte.“

Im Westen nichts Neues?

Martin Luther King wurde im April 1968 während einer Kundgebung erschossen, kurze Zeit darauf der Präsidentschaftskandidat Robert Kennedy. Die Wahl gewann der Republikaner Richard Nixon. Sein Antipode Leonid Breschnew beanspruchte vor der UNO-Vollversammlung ein Interventionsrecht in den Ostblock-Staaten, was als „Breschnew-Doktrin“ bekannt wurde.

Die zuerst in Paris ausgelöste „Studentenbewegung“ griff auf andere Länder über, besonders auf die Bundesrepublik. Diejenigen, die gegen den „Muff von 1000 Jahren unter den Talaren“ anrannten, hüpften infantil mit Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Geschrei durch die Straßen und streckten die Konterfeis kommunistischer Massenmörder in die Höhe. In den Familien des kaum noch vorhandenen Bürgertums verkehrten sich die Moralnormen der Wohlstandskinder zu einer selbstgerechten Kritik an der Elterngeneration. Eine vaterlose Generation wuchs durch die Kriegsfolgen heran und nutzte die Schuldgefühle der gedemütigten Generation, die „Hitler nicht nur nicht verhindert, sondern sogar gewählt hat“, brutal aus. Insbesondere der Vietnamkrieg bot den Ansatz zur „Entlarvung“ des von vielen Jugendlichen als unerträglich empfundenen Widerspruchs zwischen märchenhaften Idealen und der desillusionierenden Realität westlicher Demokratien. Ein Blick über den Tellerrand hinaus in Richtung Osten hätte sie eines Besseren belehren können.

Der Rest ist bekannt

So kam es zur Aufkündigung des antitotalitären Konsens zugunsten Stalins deutschem Antifaschismus und zur Radikalisierung des linken Spektrums. Trotz der Regierungsbeteiligung einer von dem Antikommunisten Kurt Schumacher weit abgerückten SPD wurden Prinzipien westlichen Demokratieverständnisses verworfen zugunsten utopischer Sozialismusvorstellungen aller Varianten – von Marx, Lenin und Trotzki bis hin zu Mao, Castro, „Che“ Guevara, Pol Pot, Kim Il Sung oder Enver Hoxha. Keine massenmörderische Peinlichkeit wurde ausgelassen. So konnte eine Außerparlamentarische Opposition (APO) den Boden für den Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF) bereiten. Parallel dazu lief der von Rudi Dutschke nach chinesischem Vorbild ausgerufene „lange Marsch durch die Institutionen“ an.

Besonders nach der Wiedervereinigung, die alle Linken bis auf die Ausnahmen Peter Brandt und Herbert Ammon mit allen Mitteln zu verhindern trachteten, gelangten sie an ihr Ziel. Mit „Joschka“ Fischer war 1998 ein Achtundsechziger mit seinen grünen Genossen an den obersten Schalthebeln der Macht angekommen. Ein vorbestrafter, ungebildeter Straßenkämpfer konnte Bundesminister und Stellvertreter des Bundeskanzlers werden, der 1987 selber noch, wie SPD-Genosse Oskar Lafontaine, für die Respektierung der DDR-Staatsbürgerschaft und die Auflösung der Zentralen Erfassungsstelle in Salzgitter eingetreten war, wo die Aussagen von politischen Häftlingen und Überläufern gesammelt worden waren.

Für Bettina Röhl (Tochter der Terroristin Ulrike Meinhoff) bestätigte sich, was die 1971 geborene und in einem linken Kinderladen aufgewachsene Sophie Dannenberg in dem Buch „Das bleiche Herz der Revolution“ so formulierte: „Die 68er waren groß im Zerstören von Institutionen und Werten: Die deutschen Universitäten haben sie auf dem Gewissen, die Familie, das Leistungsprinzip, Etikette und Anstand, Verlässlichkeit und Geborgenheit (…) Was die 68er damals ideologisch legitimierten, hat sich gesellschaftlich vollzogen, aber nicht als Utopie, sondern als Verwahrlosung.“ Die antizivilisatorische Bewegung der 68er, die viele nur selber an die Tröge der Macht und eines spießigen, herrschsüchtigen Wohllebens brachte, verkörpert den Abschaum auf dem Fluss der Geschichte. Es ist vonnöten, die untergründige Bewegung zum Vorschein zu bringen. Oberflächlich betrachtet, mag es, wie „Der Spiegel“ behauptete, eine „heterogene Masse mit unterschiedlichen Auffassungen“ gewesen sein, aber das, was sich heute alles der 68er Generation zugehörig fühlt und deren Wesen verschleiert, ist auf den Kern zu reduzieren, um diese Bewegung und ihre Auswirkungen benennen zu können. Es darf auch nicht vergessen werden, wo- ran uns Herbert Ammon erinnert: „Im Gefolge des Vietnam-Protests und der ›68er-Bewegung‹ fanden westliche ›Blumenkinder‹ in Kabul ihre Erfüllung in Haschischrausch und in Bewunderung unverstandener Religion.“

Jean-Maria Lustiger, der sich einst als Jude vor den Nationalsozialisten verstecken musste, kon- vertierte 1940 zum Katholizismus und gelangte 1983 zu Kardinalswürden. Als Chef der Pariser Studentenpfarrer erlebte er 1968 die Revolte, an deren Spitze der spätere EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit stand. Lustiger erkannte sofort die Richtung, aus der diese Bewegung kam und urteilte: „Hohle Phrasen, verbaler Radikalismus. Dieses Wiederaufleben des Irrationalen ist eine Spiegelung des Nazismus.“ Wie lange werden noch weitere Generationen sinnlos vergiftet und daran gehindert, dieser irrwitzigen Geschichte endlich zu entkommen, in der, wenn es nach „Joschka“ Fischer geht, „Auschwitz“ auch noch der Bundesrepublik Deutschland als ein nachträglich einverleibter Gründungsmythos zu dienen hat, auch, um die Wiedervereinigung verhindern zu können.

„Verhalten wir uns zur Zukunft“, schrieb der Philosoph Wilhelm Dilthey, „dann finden wir uns aktiv, frei. Hier entspringt neben der Kategorie der Wirklichkeit, die uns an der Gegenwart aufgeht, die der Möglichkeit.“ Wer Nachfahren nicht die Möglichkeit gönnt, ihre eigene Geschichte zu leben und zu gestalten, was unterscheidet ihn eigentlich von einem Zuchthauswärter?

Möglich ist vieles

Ich bin wahrlich kein Freund des Islams. Für mich ist der Koran, durch den ich mich durchgequält habe, eine Bibel des Satans. Doch war ich von Anfang an gegen den Einmarsch der Bundeswehr in Afghanistan. „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt“, so sprach der damalige sozialdemokratische Verteidigungsminister Peter Struck am 11. März 2004. Nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington am 11. September 2001 hatte die NATO erstmals seit ihrer Gründung 1949 den Verteidigungsfall gegenüber der Aggression aus Afghanistan erklärt. Deshalb wurden auch Bundeswehrsoldaten dorthin geschickt. Scheinheilig behauptete die Bundesregierung, dass Deutschland dort keinen Krieg führe. Trotzdem sind dort in 20 Jahren 59 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Wozu? Welche Zukunftsmöglichkeit sollte dortzulande eröffnet, erstritten oder erkämpft werden?

Ich kann nur dem Historiker Heinrich A. Winkler zustimmen, der in einem WELT-Interview äußerte: „Es ist ein Desaster für den gesamten transatlantischen Westen. Die Irrtümer der ersten Stunde rächen sich. Die Annahme, man könne ein sehr stark vom islamistischen Fundamentalismus geprägtes Land wie Afghanistan binnen weniger Jahre in eine westliche Demokratie verwandeln, war naiv. Insbesondere das Nation Building war eine Illusion. Im Nachhinein wäre es vernünftig gewesen, die Intervention in Afghanistan nach der militärischen Ausschaltung von al-Qaida abzuschließen. Für das aktuelle Debakel sind alle westlichen Nationen verantwortlich, an erster Stelle die USA.“

Ausgerechnet jene, also Linke, Grüne und Herz-Jesus-Marxisten, die sich unser Land nicht bunt genug an Rassen, Religionen und Kulturen wünschen, wollen aber jene Länder besiegen, die nicht ihren Vorstellungen von Humanismus entsprechen. So wenig es Gleichheit unter den Menschen und Völkern gibt, so wenig gibt es eine Gleichzeitigkeit auf unserem Planeten. Manche Menschen leben noch wie Urmenschen im Urwald, andere leben in Phasen der Ackerbauern und Viehzüchter oder ziehen noch gemächlich mit Kamelen durch die Wüsten, während andere ruhe- und arbeitslos in Hochhausvierteln herumwuseln. Dabei ist es selbstverständlich, dass jede Zivilisation ihre eigenen Vorstellungen von Gut und Böse entwickelt hat. Ganz grob betrachtet gibt es zwar eine Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, aber für die Moslems steht ihre Scharia über allen weltlichen Gesetzen. Für sie beschreibt die Scharia „die Gesamtheit aller religiösen und rechtlichen Normen, Mechanismen zur Normfindung und Interpretationsvorschriften des Islam“ (Mathias Rohe). Und da ihr Gott der einzige ist, folgen sie ihm und seinen von Mohamad empfangenen Anweisungen.

Wollen wir vergessen, wie lange die Germanen brauchten, Christen zu werden, die sich später mit Luther von den Katholiken trennten und somit den dreißigjährigen Krieg in Europa mit auslösten? Erst durch die Gewaltenteilung und Trennung weltlicher von geistiger Macht konnten europäische Länder, und selbst hier keinesfalls gleichzeitig, zur Demokratie, zum Pluralismus und einer individualistischen Lebensweise finden, der brutale Ausbeutung, Kinderarbeit und Armut in der Frühzeit der Industrialisierung vorausgingen, bevor gegen die falschen Prophezeiungen von Marx Wohlstandsgesellschaften entstanden sind, in denen jedoch trotz aller verbuchten Menschenrechte durchaus große Gegensätze herrschen und immer herrschen werden, denn wer Gegensätze abschaffen will, schafft damit auch Freiheiten ab.

Wir haben also noch die Vielfalt an Glaubens-, Bildungs- und Lebensmöglichkeiten auf unserem Planeten. Entwurzelte Globalisten möchten gern den Planeten auf ein Niveau hieven, das ihrem Geschmack entspricht, währen hierzulande eine Mehrheit von grünen Gutmenschen die vielfältigen Unterschiede aller Welt in ihr Land holen möchten. Beides ist anmaßender Irrsinn. Fordern die Grünen nicht ein „Einwanderungsministerium“ mit dem Ziel ununterbrochener Zuwanderung nach Deutschland und in die EU? Die Integrationspflichten sollen dann nur noch bei den Staatsbevölkerungen und nicht bei den Zuwanderern liegen. Damit es hier so wird, wie es in Nordafrika schon ist?

Dennoch ist es eine Tatsache, dass die in den modernen Demokratien entwickelte Technik sich weltweit ausbreitet. So kommt es zu den grotesken Zuständen, dass die Taliban, die unserer Meinung nach noch einer mittelalterlichen Religionsvorstellung anhängen, uns nun mit unseren Handys und eigenen Waffen bekämpfen, die sie nicht entwickelt haben, die ihnen aber in die Hände gefallen sind. Insgesamt dürfte jedoch gültig sein, was der Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität Ruud Koopmans herausfand: „Erfolgreiche Industrienationen finden sich fast nur außerhalb der islamischen Welt. Ich habe etwa Ägypten und Südkorea verglichen, zwei Länder, die Anfang der 70er Jahre auf ähnlichem Wirtschaftsniveau waren. Südkorea hat seitdem den Anschluss an den westlichen Wohlstand geschafft, während Ägypten heute schlechter dasteht als die meisten anderen Länder.“

Das Merkel-Land ist zu einem Albtraum verkommen

Für kreative und aufgeschlossene Menschen ist dieses Land so heruntergekommen, dass Tausende gut ausgebildete und weiterdenkende Fachleute Deutschland verlassen. Selbst der mehrfach preisgekrönte Schriftsteller Matthias Politycki hat Deutschland aus Hamburg gen Wien verlassen, wo sich nach der üblem Dekadenzphase wieder die Wiener Gemütlichkeit breitzumachen scheint. Er beklagt wie Reiner Kunze die Diskussionskultur in der Bundesrepublik und kritisiert: „Ich sehe die Freiheit der Fantasie, die Freiheit des Gedankens und der Sprache tatsächlich bedroht.“

Ist es etwa nicht so, dass nur noch das in der Öffentlichkeit akzeptiert wird, was die Regierungssicht verkörpert? Hatten wir das nicht schon bis zum Erbrechen in beiden deutschen Diktaturen? Das wird dann von Staatsabhängigen gar noch Haltung genannt. Vielen Ostblockbewohnern dürfte das bekannt vorkommen. Bis 1989 gab es für DDR-Bewohner als zentrale Informationsquelle das Westfernsehen. Diese wichtige Quelle ist aber infolge der Infiltration der 68er in alle Medien zu einer Agit-Propaganda-Maschine verkommen. Wer das offen ausspricht, gilt als rechts ganz im Stil der Ostblockerfahrung „Wenn Du nicht für den Sozialismus bist, bist Du für den Krieg!“. Ins Aktuelle übersetzt: „Wenn du dich nicht impfen lässt, gefährdest du weltweit das Leben der Menschheit!“

Außerdem wird kaum die Frage erörtert, ob nicht jeder Bürger, der heutzutage den Mut aufbringt, sich als Rechter zu orten, das natürliche Recht dazu hat. Linke dürfen mit Steuergeldern einen einseitigen „Kampf gegen rechts“ führen. Hat das etwas mit einer ausgewogenen Demokratie zu tun? Wer rechts ist wird gleichzeitig in die rechtsextreme Ecke abgesondert. Und wer lauert dort schon? Natürlich der Nazi. Will man immer noch nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Nationalsozialisten auch den Kapitalismus abschaffen wollten, also links waren? Und dass sie wie schon Lenin zuvor von schwerreichen Kapitalisten, zumeist aus den USA, gesponsert worden waren?

Einerseits drängen ausgerechnet jene, die Deutschland am meisten hassen, dazu, dieses Land als eines mit einer höheren Moral zu präsentieren als man sie den westlichen Verbündeten zugesteht. Denn von hier aus werden die Pläne umgesetzt, die angebliche Pandemie im Keim zu ersticken, das Weltklima zu retten, alle Grenzen zu öffnen, während sie sich selber zumeist in den vornehmen Vierteln hinter hohen Mauern verschanzen und ihre Kinder auf Privatschulen schicken, während die verrotteten Schulen im Land auf ein tiefes Niveau gesunken sind, vor allem dort, wo die SPD und die Grünen das Sagen haben.

Schon vor dem Mauerfall bejubelte der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“ im Sinne Hegels, weil er vermutete, dass der westliche Liberalismus samt Demokratie und Marktwirtschaft nun zu seinem weltweiten Siegeszug durchstarten könne. Und was lernen wir daraus? Nie waren Prognosen unsicherer. Das bis in die Anfangszeit der Kohl-Ära durchaus stabile Parteiensystem ist löchrig wie ein Schweizer Käse geworden und stinkt entsprechend zum Himmel. Frau Dr. Merkel hinterlässt mit ihrer unglaublichen Inkompetenz gegenüber dem Grundgesetz und unserer Rechtsordnung einen für die Geschichte der Bundesrepublik einmaligen Scherbenhaufen.

Der Sieg der Taliban ist erneut ein furchterregender Schlag gegen die zunehmende Unfähigkeit des Westens und alle menschliche Vernunft. Dafür stehen bei uns Political Correctness, die Gendersprachverpanschung, die Versimpelung unserer eigenen Geschichte, der Kampf gegen rechts und gegen Rassismus, die explosive Zunehme der Gewaltkriminalität, der radikale Feminismus, die höchsten Steuersätze und Strompreise, neben der Wohnungsnot die Vermehrung der Armut, die Islamisierung der Gesellschaft, der Kampf gegen Nazis, gegen den Mittelstand, gegen Viren sowie die Rettung des Weltklimas auf der Tagungsordnung, von Putins Größenwahn ganz zu schweigen – all das, was ein modernes Irrenhaus kennzeichnet.

 

Über Siegmar Faust 46 Artikel
Siegmar Faust, geboren 1944, studierte Kunsterziehung und Geschichte in Leipzig. Seit Ende der 1980er Jahre ist Faust Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), heute als Kuratoriums-Mitglied. Von 1987 bis 1990 war er Chefredakteur der von der IGFM herausgegebenen Zeitschrift „DDR heute“ sowie Mitherausgeber der Zeitschrift des Brüsewitz-Zentrums, „Christen drüben“. Faust war zeitweise Geschäftsführer des Menschenrechtszentrums Cottbus e. V. und arbeitete dort auch als Besucherreferent, ebenso in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er ist aus dem Vorstand des Menschenrechtszentrums ausgetreten und gehört nur noch der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik und der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft an.