Jeder Dritte hat nur ein mittleres politisches Interesse

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Wer beim Ergebnis der Sonntagsfrage auf die Sozidemografie blickt, stellt fest, dass die Union bei den über 70-Jährigen überdurchschnittlich stark ist, FDP und Grüne bei den 30-bis 39jährigen, die AfD im Osten und die SPD bei Befragten mit Haushaltseinkommen unter 4.000,00 €.

Ich will heute aber einmal den Blick auf das politische Interesse der Befragten lenken. Elf Prozent der Befragten, jeder Neunte, bekundet ein schwaches politisches Interesse. Jeder Dritte (33 Prozent) sagt, er habe ein mittleres politisches Interesse. Und gut jeder Zweite (54 Prozent) hat nach eigenen Angaben ein starkes politisches Interesse.

Von den Befragten mit schwachem politischem Interesse weiß jeder Zweite (48 Prozent) nicht, wie oder ob er wählen würde bzw. würde er ungültig wählen oder gar nicht an der Wahl teilnehmen. Zum Vergleich: Von den Befragten mit starkem politischen Interesse sagen das nur acht Prozent.

Bei den befragten Wählern hat die SPD ihren höchsten Wert bei den Befragten mit mittlerem politischem Interesse (24 zu 21 bzw. 19 Prozent), die CDU/CSU knapp bei den Befragten mit schwachem politischem Interesse (29 zu 28 bzw. 27 Prozent) und Bündnis90/Die Grünen bei den Befragten mit starkem politischem Interesse (18 zu 12 bzw. 10 Prozent). Die Zustimmung zur AfD sinkt mit zunehmendem politischen Interesse: Politisch schwach interessierte Wähler bevorzugen überdurchschnittlich die AfD (21 Prozent). Bei den befragten Wählern mit mittlerem politischen Interesse sind es nur noch 17 Prozent und bei denjenigen mit starkem politischem Interesse lediglich 15 Prozent.

Das kumulierte zusätzlich mögliche Wählerpotential an Unentschiedenen und Nichtwählern ist bei der Befragtengruppe derjenigen mit schwachem und mittlerem politischen Interesse drei Mal so hoch wie bei den Befragten mit starkem politischem Interesse.

Deshalb sind diese Wahlberechtigten eine interessante Zielgruppe für alle Parteien. Sie wird leider oft übersehen.

Über Hermann Binkert 334 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.