DASMAXIMUM in Traunreut läutet mit Werken Arnulf Rainers eine neue Aera ein – Im Heiligtum des Übermalers

Vor Arnulf Rainers Serie „Straßenräuber“, 1980: Miro Craemer, Maria Zerres, Ksenija Protic, Bernhart Schwenk, Verena Hein, Foto: Hans Gärtner

DASMAXIMUM in Traunreut läutet mit Werken Arnulf Rainers eine neue Aera ihres Museums-Konzepts ein: neben der famosen Dauer-Schau werden ab sofort Wechselausstellungen präsentiert. Von Hans Gärtner.

Ihr Name ist auf der Künstler-Liste des Museums für Gegenwartskunst DASMAXIMUM zuletzt genannt: Maria Zerres. Voraus gehen: Georg Baselitz, John Chamberlain, Walter De Maria, Dan Flavin, Imi Knoebel, Uwe Lausen, Blinky Palermo und Andy Warhol. Weltbekannt alle. Weltklasse durchwegs. Dabei spielt die aus dem Westerwald kommende Maria Zerres eine Sonderrolle; gab sie doch den Fassaden und Dächern der Flachdachhallen des von Galerist Heiner Friedrich 2011 gestifteten 4.300 Quadratmeter großen, zum Museum umgewidmeten Geländes Farbe: Rot, Gelb, Blau. Aktuell tritt Zerres als Kuratorin hervor. Aufgrund Zerres` langjähriger Beziehung zu Rainer kann Museumsleiterin Maria Schindelegger mit einer Attraktion aufwarten. Erstmals sind 25 von Maria Zerres ausgewählte Bildwerke des 1929 in Baden bei Wien geborenen Künstlers zu sehen, der als „Übermaler“ Weltruf genießt.

Wer Arnulf Rainers eigenwillige, nicht von allen Kunstfreaks ohne weiteres nachvollziehbare Werke sehen will, muss Geduld haben, bis er zugelassen wird. Wie in einem Heiligtum hängen und liegen sie aus. Um Abstand von mindestens einem Meter wird mündlich und schriftlich gebeten. Freundliche junge Museumswarte sorgen für Ordnung. Sie kennen sich mit den Exponaten kaum aus, händigen aber den „tröpferlweise“ ins Rainer-Kabinett Zugelassenen eine Beschreibung mit Infos aus.

Einige Blätter, in rohe Holzrahmen gelegt, geben „Straßenräuber“ wieder.  Dunkel und wild mit Ölkreide und Ölfarbe überzeichnete „Porträts“ liegen über Originalen des 19. Jahrhunderts, decken sie zu, lassen da und dort die ursprünglichen Köpfe bedeutender (Heinrich Heine, Gottfried Keller, Karl Schönherr) oder unbedeutender Autoren durchschimmern, die einst auf Aluplatte, Papier oder einem Stück Sperrholz lagen.

Bernhart Schwenk, Sammlungsleiter für Kunst der Gegenwart an der Münchner Pinakothek der Moderne, half den Besuchern der Traunreuter Vernissage bei der Deutung der eigentlich zum Fürchten aussehenden „Vagabunden im Gestrüpp“. Er gestand, einst selbst gefragt zu haben, wem sie wohl auflauerten, diese „Fratzen“, von denen nur mehr Mund und Augen wahrnehmbar sind. „Gesellen der Unberechenbarkeit“ seien es, die hier rätselhaft ihr Unwesen trieben. Trost für alle, die mit diesen seltsamen Patronen ihre liebe Not haben mögen: Auch der Experte der Moderne, der aus München mit Verena Hein von „PIN“ und Miro Craemer angereist war, zeigte sich beim ersten Ansehen der von Arnulf Rainer um 1980 „erneuerten“ Gesichter irritert. Verbergen und Verdrängen von Ängsten aber, so Schwenk, gehörten ebenso zum Goutieren von Kunstwerken wie Neugier.

Arnulf Rainer ist als „Übermaler“ in die Kunstgeschichte eingegangen. Das betonte Ksenija Protic in ihrer Begrüßung. Eine „Kulturtat ersten Ranges“ sei es gewesen, dass der Münchner Galerist Heiner Friedrich, der in Kürze seinen 85. Geburtstag feiern kann, früh die kunsthistorische Bedeutung Arnulf Rainers erkannte. 2011 kam Rainers Werk als „große Schenkung“ in die Staatsgemäldesammlung, als „Schatz von außergewöhnlicher Qualität“, wie die Rednerin betonte, der man zum besseren Verständnis ihrer wohlgesetzten Worte an die überraschend zahlreich erschienenen Gästen ein Mikrofon gewünscht hätte. Dass die meisten Vernissage-Besucher keinen Sitzplatz fanden, gehöre, so einer der „Freunde und Förderer“ des Museums, zum Konzept des Stifters: Konzentration, Ruhe, Innewerden.

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Aktuelle Öffnungszeiten DASMAXIMUM, 83301 Traunreut, Fridtjof Nansen-Str. 16: Sa und So 11 – 16 Uhr, Besichtigungs-Termine audh nach Vereinbarung, Telefon: +49 8669 1203

Eines der „großen Kreuze Arnulf Rainers“, 1988 (B. Schwenk) dominiert das Kabinett der ersten Wechselausstellung von DASMAXIMUM, Foto: Hans Gärtner
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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.