Münchner Staatsoper auf Sparkurs: Spielzeit-Vorschau 23/24

GMD Vladimir Jurowski und Serge Dorny im Rheingoldsaal der Bayerischen Staatsoper: Ein Prost auf ihre 3. gemeinsame Spielzeit! Foto: Hans Gärtner

Staatsintendant Serge Dorny und GMD Vladimir Jurowski müssen aufs Geld schauen. Was machen sie in ihrer gemeinsam zu bestreitenden dritten Spielzeit an der BSO? Nicht mehr elf Opern wie zu Beginn, sondern nur mehr acht. Das erst kürzlich ins Leben gerufene, so schön münchnerisch klingende  Frühjahrs-Festival „Ja, Mai“ – der Fyer hierzu wird dennoch verteilt – legen sie auf Eis, und mit Mozart („Figaro“), Strauß („Fledermaus“), Puccini („Tosca“) und Tschaikowsky („Pique Dame“) locken sie, vielleicht noch mit Debussys („Pelléas“), die bisher zu wenig beachteten Kulinariker unter den Besuchern ins Nationaltheater. Freilich verlangen sie dabei, sich auf ihren  Kurs einzulassen, heißt: auf die Moderne: mit Weinbergs „Passagierin“, Ligetis „Le Grand Macabre“ und dem „Extra- Doppel-Pack“, den noch kein Opernhaus wagte: Respighis „Lucrezia“ sowie, man lese und staune, Orffs „Mond“. Der Sparkurs hat auch seine gute Seite. Ein Blick aufs Staatsballett führt in neue Gefilde mit „Le Parc“, dem Dreiteiler „Duato/Skeels/Eyal“ und dem Zweiteiler „Sphären.02/Preljocac“ und 18 Ballettabende mehr als bisher.

– Das Motto der nächsten Staatsopern-Saison fand Dorny beim Portugiesen  Fernando Pessoa: „Ein Brunnen, der in den Himmel schaut“. Es richtet sich an unsere Gesellschaft, die am Rande eines tiefen Abgrunds wandelt.

Die Bekanntgabe des Saison-Programms als Samstag-Matinee – eine prima Idee, auch wenn nur halbe Haus besetzt wurde. Das spendete Beifall, etwa für den an die BSO (für Ligeti) zurückkehrenden Ex-GMD Kent Nagano, für das Engagement der gefeierten Sopranistin Asmik Grigorian für die Lisa in „Pique Dame“ oder Diana Damraus Rosalinde-Debüt am Haus. Schade fanden einige, dass Musikchef Vladimir Jurowski nur zwei Premieren übernimmt: Johann Strauß und Weinberg. „Wozzeck“, „Die Nase“ und „Elektra“ lässt er sich nicht nehmen. Bei den Staatsopern-gewohnten großen Solisten-Namen fehlen gottlob nicht: Anja Harteros und Jonas Kaufmann („Tosca“), Christian Gerhaher (auf eigenen Wunsch: Golaud in „Pelléas“), Sonya Yoncheva für Norma und Cio-Cio-San sowie Georg Zeppenfeld als Gurnemanz. Freudige Überraschung: die famose Sopranistin Elsa Dreisig wird fest ins Ensemble aufgenommen.

Mit, wie Dorny verkündete, 94 Prozent Auslastung ist die BSO relativ gut dran. Wer sich keine teuren Tickets leisten kann, nütze das Sonderangebot:  Das 500 Jahre bestehende Bayerische Staatsorchester gibt unter Jurowski ein Marstallplatz-Konzert, am Max-Joseph-Platz gibt es eine Festpiel-„Tosca“  in Kornél Mundroczós Neuinszenierung unter Andrea Battistoni. Kostenpunkt: null Euro. Man muss nur kommen und sich`s gut gehen lassen.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.