Die öffentliche Debatte um die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine wird immer abenteuerlicher. Wir sollten doch den US-Politikern mehr Glauben schenken: Wenn US-Kriegsminister Lloyd Austin sagt: „Wir wollen Russland in einem Maße geschwächt sehen, das es dem Land unmöglich macht, zu tun, was es in der Ukraine mit der Invasion getan hat“, dann sollten wir ihm glauben. Auch wenn der US-Präsident sagt, er werde der Nord-Stream-Gasleitung ein Ende setzen, was er ja jetzt getan hat, sollten wir ihm glauben. Wir sollten aber deshalb nicht aufhören, zu denken. Der französischen Intellektuelle Emmanuel Todd hat darauf hingewiesen, dass eine neue Achse Washington-London-Warschau-Kiew das Handeln der NATO in der Ukraine bestimmt.
Die Amis wollen Deutschland vors Rohr schieben und fordern die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern. Die Briten liefern ein paar Challenger-2-Panzer, um Deutschland unter Druck zu setzen. Die Polen erklären, ihre Leopard-Panzer auch dann liefern zu wollen, wenn Deutschland die Genehmigung nicht erteilt. Ministerpräsident Morawiecki will „nicht tatenlos zusehen, wie die Ukraine ausblutet“.
„Wir appellieren an Deutschland, Leopard-Panzer zu liefern“, sagt Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics. Sein litauischer Kollege Gabrielius Landsbergis meint, es gehe nun darum, die Furcht vor einer Niederlage Russlands zu überwinden – die Furcht davor, was dann passieren könne. Merkels Militärberater Erich Vad sagte kürzlich, dann werde Russland Nuklearwaffen einsetzen. „Deutsche fürchtet euch nicht vor einem Nuklearkrieg“, ruft uns da Landsbergis zu. Und Urmas Reinsalu, der Außenminister Estlands, mahnt zur Eile. Selbstverständlich sind auch Baerbock und Strack-Zimmermann für die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern. Und demnächst von Kampfjets. Und dann kommt die Forderung für den Einsatz deutscher Soldaten.
Wann begreifen es die Kriegshetzer in Politik und Journalismus? Seit Jahrzehnten erklären die USA, die Ukraine müsse zu ihrem Vorposten werden, um den eurasischen Kontinent zu beherrschen. Und deshalb rüsten die USA seit Jahren die Ukraine auf. Und deshalb schrieb die Rand-Corporation schon 2019: „Die Lieferung von tödlichen Waffen an die Ukraine durch die USA wird die Kosten in Blut und Geld für Russland erhöhen.“
Um ihre geostrategischen Ziele zu erreichen, sind die USA in den letzten Jahren dazu übergegangen, andere für sich kämpfen zu lassen. In Europa wollen sie vor allem Deutschland immer stärker in den Krieg hineinziehen. Es ist verheerend, dass vor allem die Grünen, aber auch CDU und FDP, an der Spitze Baerbock, Hofreiter, Merz und Strack-Zimmermann, ob sie es wissen oder nicht, die Deutschen in den Krieg hineinziehen.
Die Lieferung immer neuer Waffen macht es immer wahrscheinlicher, dass der Krieg sich auf Deutschland und Europa ausweitet. Wir müssen jetzt aufpassen, dass sich die „Kosten für Blut und Geld“, um es in der Sprache der Rand-Corporation auszudrücken, auch für Deutschland nicht immer weiter erhöhen.
Quelle: Oskar Lafontaine