Arm und Reich – Fabel von den hungrigen Tieren

Vorab zur Einführung eine kleine Erzählung.

Bildquelle: Michael Gallmeister

Letztes Jahr im Herbst habe ich am Strand von Liepaja eine Kleinigkeit gegessen und hatte noch Brotkrumen in der Hand welche ich den um mich versammelten Krähen Raben und Möwen zuwarf. Hier haben wir eines der gravierenden Beispiele von haben und nicht haben, von Arm und Reich. Wir Menschen besitzen Nahrungsmittel im Ueberfluss derweil die Tiere immer danach betteln, suchen, hasten, wühlen. In den Augen der Tiere sind wir die Reichen und sie die Armen, Almosenempfänger.

Sie kamen immer näher und es waren ca 10 bis 20 Vögel bis ich auf die Idee kam zu probieren ob sie das Brot auch direkt aus der Hand nehmen würden. Nach viel geduldigem Warten waren es nicht die Raben oder Krähen sondern eine kleine pfiffige Möwe die es wagte aus meiner offenen Hand den Brotkrumen zu klauben ohne dabei meine Hand zu verletzen.

Nun saß ich vor kurzem in Rkount (Marokko) am Meer mit einer Horde halbverhungerter Katzen und Hunde.

Schon seit Jahren treiben sie sich dort herum, selten haben Fischer was für sie übrig, aber die Vermehrung scheint dennoch ausgezeichnet zu funktionieren.

Anstelle eines braunen mageren Hundekojoten tummeln sich jetzt vier kleine fast gleich aussehende.

Sobald auch nur das geringste Anzeichen andeutet, das man etwas essen würde, oder wo ich im Begriff wäre etwas vorzubereiten zum Essen, da sammelt sich die ganze Bande vor der Garage mit natürlich allen möglichen Versuchen in die Garage reinzukommen.

Die Versorgungslage dort ist so schlecht das sowohl Hunde als auch Katzen einfaches Brot fressen.

Dann warf ich ihnen ein paar Brotkrumen hin und das Gezanke und Gestreite ging los, allerdings weniger lautstark, eher still und verbissen.

Nun dachte ich mir ein kleines Käsebrot zu machen, mit Butter und Käse und den Rand des Fladenbrotes mit Resten von Butter den Tieren zu überlassen. Ich verteilte die Butterbrot Krummen werfenderweise um mich herum.

Die Unbestechlichen

Das Gerangel wurde größer da sich schnell herumsprach, dass es sich nicht nur um Brot sondern auch noch um zusätzliche Milchprodukte handelte. Dann dachte ich mir ebenso wie in Lettland ein Experiment durchzuführen und einen Brotkrumen mit Butter in die Hand zu legen und zu schauen wer von denen denn der mutigste und erste sei.

Es heißt ja so schön, jeder hat seinen Preis, dann wollen wir mal sehen wie bestechlich ihr Hunde und Katzen seid.

Bildquelle: Michael Gallmeister

Das Experiment nahm seinen Gang die Katzen versammelten sich rechter Hand und nur ein Kätzchen schlich ganz vorsichtig in die Nähe meiner Hand ohne allerdings auch nur im entferntesten in der Lage zu sein den Brotkrumen daraus zu schnappen. Die Hunde befanden sich linker Hand und zwei kleine davon zappelten in der Nähe unschlüssig hin und her, misstrauisch schwanzwedelnd und doch wieder ängstlich ohne psychisch in der Lage zu sein den Brotkrumen zu schnappen. Der kleine Hund schaute mich an, er würde er so gerne, wenn da nicht irgendwie die Barriere wäre, die der zu persönlichen Berührung. Die ganze Show zog sich ca. eine halbe Stunde in die Länge, ich schmierte noch ein wenig mehr Butter drauf, fütterte noch mal mit einem kleinen geworfenen Brotkrumen mit Butter an, aber nichts zu machen sie frassen nicht aus der Hand,es waren wohl die Unbestechlichen.

Man nimmt gerne die weggeworfenen Reste der Reichen aber wenn die Reichen einem mehr oder minder persönlich aus der Hand etwas geben wollen, dann ist es im höchsten Grade verdächtig und das schienen diese Tiere instinktiv zu spüren.

Nun kommen wir zum Schluss dieser kleinen Erzählung wie es aussieht haben die Vögel als Wildtiere ein naiveres Zutrauen zu Lebewesen die ihnen etwas überlassen, als die gezähmten und gezüchteten Haustiere welche ein instinktives tief eingewurzeltes Misstrauen an den Tag legen wie die Menschen selber.

Ja, derweil ich also vor der Garage auf der Treppe saß und dieses Experiment mit den Tieren durchführte dachte ich mir auf einmal, wenn ganz schlaue sich an mir vorbeigeschmuggelt haben sind die schon längst die Leiter hochgesprungen und haben Käse und Butter aufgefressen und hinter mir freut sich eine Horde von ca 10 Katzen.

Bettelnd und stehlend ist das Haustier, annehmend und zurückhaltend das Wildtier.

Und bei uns Menschen tanzen einige oben auf dem Butterberg herum, gefesselt in ihren Fallstricken des Mammons.

Ist Reichtum der einzige Weg aus der Armut?

Also einer der ersten Fragen wäre, macht es Sinn sich abzumuehen um reich zu werden. Der Weg ist meist beschwerlich und lang und das Ergebnis nicht immer genügend zufriedenstellend. Wenn Reichtum der einzige Weg aus der Armut wäre, und unter Armut verstehe ich dass die existenziellen Bedürfnisse nicht befriedigt werden können, dann hätten wir nicht 8 Milliarden Menschen auf der Erde. Davon sind ca ein Prozent als wirklich reich zu bezeichnen und etwa 10% als wohlhabend da sie ein eigenes Auto haben und unterhalten können. Also gibt es für die restlichen ca 90% einen einfacheren Weg seine existenziellen Bedürfnisse zu befriedigen, als reich zu werden.

Aber die gesamte westliche Wirtschaftspropaganda zielt darauf ab den verbleibenden 90% mit aller Macht der Propaganda einen lüsternen Stachel der Gier einzupflanzen, das heißt sein ganzes Denken und Handeln darauf auszurichten immer mehr Geld zu verdienen.

 

Wass passiert mit dem Reichtum?

Eine ganz andere Frage wäre zu welchen Zwecken wird der Reichtum Weniger verwendet. Zu ihren eigenen, persönlich übersteigerten Bedürfnissen, oder abgeparkt in Aktien, Immobilien, Konten.

Sicher gibt es einige verrückte die an Raumfahrtprojekten rumbasteln oder technische Neuerungen entwickeln. Damit durchaus auch wieder Arbeitsplätze schaffen aber der Großteil des reichen Kapitals gammelt in irgendwelchen Ecken ungenutzt vor sich hin.

Die Reichen als Motor der Wirtschaft das halte ich für etwas überzogen in der Interpretation, denn die Wirtschaft besteht nicht darin wenige Luxuswaren herzustellen für reiche Kunden, sondern beschäftigt sich hauptsächlich mit der Massenproduktion zur Versorgung der Erdbevölkerung mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Kommunikationsmitteln, Wohnungen und Fahrzeugen.

Das heißt auf den Punkt gebracht sind die wenigen Reichen auch wirtschaftlich eigentlich völlig überflüssig, so wie in deren Sicht die vielen Menschen bis auf wenige Dienstleister für die Reichen ebenso überflüssig erscheinen.

 

Können Reiche mehr geniessen?

Psychologisch gesehen ist der Unterschied zwischen Armen und Reichen geringer als man gemeinhin annimmt. Die Reichen können nicht wesentlich mehr essen nicht wesentlich mehr trinken nicht wesentlich mehr Sex haben, das heißt auch ihre Genussfähigkeit ist genauso physisch eingeschränkt wie bei den armen Menschen. Sie können das kurzfristig durch Stimulationsdrogen zwar erhöhen aber dafür ist der Ernüchterung auch viel schmerzhafter und bitterer. Zudem stehen die wirklich Reichen eigentlich unter dauerhafter Beobachtung was ich als einen durchaus schweren psychischen Druck empfinden würde, da man sich nicht unbeobachtet frei in der Öffentlichkeit und im Privatleben bewegen kann.

Krise und Vermögen

In Krisenzeiten, welche immer eine Phase der Umverteilung der Vermögen nach sich zieht, wird den Menschen, welche durch die Krise benachteiligt werden, die Spaltung zwischen armen und reichen Menschen viel deutlicher.

Krisen entstehen eigentlich nie ohne Vorspiel ohne Vorbereitung, vielleicht Naturkatastrophen wie ein Vulkanausbruch ausgenommen, aber selbst diese ließen sich durch Klimaveränderung, bedingt durch die Industrialisierung, eventuell erklären.

Die Corona-Krise war der gigantische Versuch die totale Kontrolle über die Bevölkerung zu erlangen.

Von China forciert und von der IT und Medizinbranche freudig aufgenommen und weiterentwickelt, weiter gesponnen. Zwei Jahre lang verdienten alle diese Branchen insbesondere Pharmaindustrie, Homeoffice Dienstleister und Hardware-Hersteller sich goldene Nasen. Derweil der Kultur- und Gastronomie Sektor fast vollständig zusammenbrach, der Energie und Rüstungssektor rückläufig war.

In dieser Zeit brauchten die Menschen weniger Geld, da sie es für Freizeitvergnügungen, Reisen kaum ausgeben konnten, da sie sich über längere Zeiträume faktisch in Hausarrest befanden.

Die relativ arme Bevölkerung konnte sich damit trösten, dass auch die Wohlhabenden weitgehend genauso den Beschränkungen unterlagen. Eine Solidarität des Leidens bildete sich heraus wo jeder Zweifel und jeder Zuwiderhandlung als moralisch verwerflich betrachtet wurde.

Bis sich an einigen schrägen Beispielen die Ungleichheit zwischen Arm und Reich offenbarte so z.b. Politiker ohne Masken im Flugzeug unterwegs waren oder private Partys gefeiert haben ohne irgendwelche Bußgelder zahlen zu müssen. Das heißt wie auch in allen Krisenzeiten setzt sich immer das Geld durch, mehr Geld bedeutet im Kapitalismus somit mehr Freiheit, mit Geld lassen sich Gesetze umgehen, aushebeln.

Nur dass das Geld in seltensten Fällen für die Erlangung von Freiheit verwendet wird vielmehr meistens dazu dient es weiter zu vermehren somit sind vermutlich die meisten Reichen Sklaven ihres eigenen Vermögens.

 

Umverteilung

Solange Menschen ihre existenziellen Bedürfnisse auf der Erde nicht befriedigen können müsste aller Reichtum darauf verwendet werden diese Lücke zu stopfen.

Der Kommunismus Sozialismus Bolschewismus hat versucht die Reichen sprich die bürgerlichen Kapitalisten zu enteignen, aber durch ihr eigenes System wiederum eine Oligarchie geschaffen. Jede Revolution korrumpiert sich selbst. Wenn man also etwas an dieser ungerechten Konstellation zwischen Arm und Reich ändern möchte muss das Wirtschaftssystem grundlegend geändert werden und nicht das Gesellschaftssystem. Denn letzteres besteht aus einer über 2000-jährigen Gewohnheit. Ein Wirtschaftssystem was das Horten und die Ansammlung von Vermögen, Gütern, Immobilien, erschwert bis unmöglich macht, wäre der einzige effektive Ansatz, etwa im Sinne Silvio Gesells.