Rhein. Der Fluss in der Fotografie seit 1846

von Helge Drafz

Der Rhein. Bild von Jörg Vieli auf Pixabay.

Helge Drafz: Rhein. Der Fluss in der Fotografie seit 1846, Greven Verlag, Köln 2022, ISBN: 978-3-7743-0927-2, 40 EURO (D)

In diesem Bildband zeigt der Autor und Journalist Helge Dratz die Fotogeschichte des Rheins seit 1846. Die ersten Bilder zeigen noch die unangetastete Schönheit des romantischen Mittelrheintals vor der Industrialisierung. Dann folgen der große Brücken- und Hafenbau der boomenden Gründerzeitjahre, die Wirren der Rheinlandbesetzung, Kriegsverwüstung und Bonner Republik. Am Ende stehen die berühmten Fotokünstler an der Wende vom 20. Zum 21. Jahrhundert, Andreas Gursky und Axel Hütte. Aber es sind nicht nur Fotografien, die sich durch ihre Qualität oder ihres hohen Bekanntheitsgrades auszeichnen, im Band enthalten. Um eine Vielfalt zu gewährleisten, wurden in allen Epochen auch unbekannte und unbekanntere Fotografen oder bestimmte Positionen aufgenommen.

Hier finden auch Flussabschnitte außerhalb Deutschlands Berücksichtigung, die in Rhein-Bildbänden aus früheren Zeiten aus nationaler Engstirnigkeit oft zu kurz kamen. Vor allem Bilder aus der Schweiz und den Niederlanden werden in diesem Band ausgebreitet.

Die rund 500 Abbildungen bilden nicht nur die Geschichte eines Flusses, sondern der Fotografie selbst ab.

Zunächst wird die Zeit von den Pionieren der Fotografie bis hin zum Massengeschäft mit Bildern von 1846 bis 1871 behandelt. Danach geht es werden die Fotografen zwischen 1871 bis 1914 zwischen Fortschrittseuphorie und „Heimatschutz“ dargestellt. In der Zeit des Ersten Weltkrieges wird die Fotografie im Dienst des Militärs skizziert. Der Siegeszug der Bilder in der Weimarer Republik folgt danach.

Die Fotografie im NS-Staat und die Instrumentalisierung und Propaganda wird anschließend ausgebreitet. Weiterhin geht es um die Rhein-Bilder im Zweiten Weltkrieg. Der Wiederaufbau und die Zeit des Aufschwungs der Wirtschaft von 1945 bis 1949 werden dann beleuchtet. Rhein-Bilder als Identitätsstiftung für die Bonner Republik kommen dann an die Reihe. Ein Epilog über Fotografie als Kunst beschließt die Kapitel.

Die einzelnen Kapitel sind folgendermaßen strukturiert: Zuerst gibt es einen erläuternden Text zur Geschichte und Entwicklung der Fotografie, zu geschichtlichen und politischen Ereignissen im Rheinland, Deutschen Reich, Weimarer Republik etc., Motive und deren Intentionen, Aufnahmen und Serien von bestimmten Fotografen oder militärischen Aufnahmen, Nachlässen oder auch Exkurse in die Kunst und Bildwissenschaft. Dann folgt der Abdruck der Bilder. Einige sind großformatig auf zwei Seiten, manchmal vier auf einer Seite. Sie sind kurz umschrieben mit dem Namen des Fotografen bzw. Unbekannt mit dem Jahr oder Datum der Aufnahme sowie gibt es Hinweise zum Motiv. Die Motive variieren von Rheinlandschaften über Bilder mit Personen, Schiffen oder Brücken bis hin zu dokumentarischen Bildern.

Zwischendurch gibt es manchmal einen Abdruck von historischen Postkarten, Plakaten, Gedichte oder Zeitungsartikel.

Dahinter gibt es noch ausführlichere Bilderläuterungen geordnet nach Kapitel und Nummern.

Hier werden viele unveröffentlichte Bilder gezeigt, dazu gibt es eine sehr informative Geschichte der Fotografie und den historischen Epochen und Ereignissen. Leider zeigen die Abbildungen nicht explizit die fortschreitende Verunreinigung des Flusses durch den Menschen und die ökologischen Folgen auf.

Sonst ist der Bildband nicht nur eines der umfassendsten des Rheins in der Fotografie, sondern speist sich aus diversen Quellen, die meist unberücksichtigt blieben.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.