Große DavidBowie Museumsschau bis 24. August 2014 in Berlin

Ist David Bowie museumsreif? Mit »Where Are We Now? « gab er an seinem 66. Geburtstag selbst die Antwort. Zum ersten Mal in seiner Karriere schaut der musikalische Verwandlungskünstler in leicht melancholischen Ton zurück nach Berlin. In die Schöneberger Hauptstrasse 155, wo er in den Siebzigern Tür an Tür mit Freund Iggy Pop sein Hauptquartier aufschlug. Konsumrausch in Inspiration einer neuen Stadt aufzulösend. Dazwischen verschwommene Bilder auf seinen Wegen zu den Hansastudios. Vor deren Fenstern sich im Angesicht der Grenzsoldaten einst ein Paar küsste. Verewigt als »Heroes«. Tony Ourslers Film nun im originalen Filmset zu sehen ist sicher ein Highlight der Ausstellung. Eine Sitzbank aus dem legendären »Dschungel« in einer Ecke, wie sich die Ausstellung auch sonst als dunkler Szeneclub gibt. Nur hängen hier echte Heckels an den Wänden! Bei seinen Besuchen im Brücke Museum formte ihr Eindruck Bowies Ausdruck als Maler und Zeichner.
Suche nach Ergänzungen seines Selbst treibt ihn an.
Ruhm kam in Verkleidung des Ziggy Stardust. Sternenglitzernde Rettung aus dem All, als England einen Winter mit Bergarbeiterstreiks, Stromausfällen und drei Tage Arbeitswoche in den Knochen hatte.
60 Bühnenoutfits glänzen im Berliner Scheinwerferlicht und zeigen eine innerliche Verwandlung. Steve McQueens Union-Jack-Gehrock verließ 1997 das Schneideratelier sauber und ohne Schlitze. Um für »Earthling« tauglich zu sein, musste es nachträglich zerschlissen und mit Erde eingerieben werden. Auf dem Coverfoto schaut er vom Betrachter weg. Es bleibt nur der Blick für die herrschaftliche Haltung unter der geschändeten Landesflagge.
„ … es macht mir Spaß, Leute zu schockieren.“ kolportiert George Tremlett in seiner lesenswerten Biographie. Dem Gedanken folgend, sind in der erweiterten Berlin Sektion vor allem lebensnahe Fotos des Berliner Nachtlebens oder von Arbeitspausen im Studio zu sehen. Oberlippenbart steht ihm nicht wirklich, und Holzfällerhemden wären zu jeder anderen Zeit unmöglich. Die Sensation ist dieses Lächeln in die Kamera eines Freundes. David Jones scheint hier auf, der sich hinter David Bowie sonst versteckt hält. Im Kopf dabei sein schüchternes Fotografenlächeln für die Kon-rads mit dem alles begann.
In wenigen Tagen werden 300 Exponate Richtung Chikago auf den Weg gebracht. Ab März 2015 sind sie ein Grund nach Paris zu fahren.

Ausstellung bis 24. August 2014 täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin


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Gestreifter Anzug für die Aladdin Sane Tour, 1973
Entworfen von Kansai Yamamoto
Fotografie von Masayoshi Sukita
Sukita © Sukita / The David Bowie Archive

Über Löw Jan 27 Artikel
Jan Löw, geboren 1965 in Jena, studierte Kunstgeschichte und Medienwissenschaft in Jena und Weimar. Er war langjähriger freier Mitarbeiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Löw arbeitet als freier Photograph in Berlin und in Thüringen.

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