In Berlin präsentieren die Neue Nationalgalerie und die Kunsthalle der Deutschen Bank derzeit Werke von Otto Piene, dem „Kunsterneuerer“ des 20. Jahrhunderts. Mitte Oktober eröffnet das Guggenheim Museum in New York die Ausstellung ZERO – COUNTDOWN TO TOMORROW, 1950-60s. 2015 werden das Stedelijk Museum in Amsterdam und der Martin Gropius-Bau in Berlin die Künstler der Zero-Gruppe mit großen Präsentationen würdigen. Diese Ausstellung nimmt die Galerie ArtConsult zum Anlass, von 19. September bis Ende November 2014 ein Portfolio von rund 27 Werken der ZERO Ikonen nach der Kernzeit zu beleuchten. Gezeigt werden Arbeiten von Otto Piene, dem ein spezieller Fokus gilt, sowie Heinz Mack und Günther Uecker. Zu den ausgestellten Werken zählen:
Natürlich steht das O auch für Otto – für Otto Piene, aber primär für den Nullpunkt, die „Stunde Null“. Für Piene, der als Jugendlicher im zweiten Weltkrieg eingezogen wurde, war es ein Neubeginn nach dem Krieg zur Bewältigung seiner Erlebnisse. Seine Werke sind Überlebensstudien einer Zeit, in der Feuer allgegenwärtig war. Diese Eindrücke blieben nachhaltig und so auch sein Spiel mit dem Feuer. Bis ins hohe Alter zündelte die visionäre Lichtgestalt für seine Feuergouachen und Rauchgemälde. Mit brennbarer Farbe und Feuer ließ er das Licht selber malen und schuf so „Lichträume“, „Lichtgeister“ und „Lichtballette“. Bei seinen Werken WESTFALEN IST SCHÖN (1975), TRIO (1987/88), SCARAB (1996/97), KOHLE STERN (1999/2000) und YELLOW VOETEX (2000/2003), entstanden durch die brennbare Farbe, die er entzündete regelrechte Feuerblumen. Rußspuren und Brandblasen geben auch den sieben Werken aus dem aktuellen Zyklus, die Otto Piene erst in den letzten Wochen kurz vor seinem Ableben schuf, einen einzigartigen Charakter und eine dramatische Bildwirkung. Diese neuen Werken mit Titeln wie BARBEQUE (2014), BLACK IS BEAUTIFUL (2014) und LAVA (2014) bestechen durch ihre intensive Hintergrund Farbgebung und fast kreisförmigen Ruß- und Feuerzeichen. Zu den weiteren markanten Arbeiten von Piene zählen die Keramikwerke. Mit diesem Werkstoff arbeitete Piene seit Ende der 90er Jahre. Bei den beiden gezeigten Werken FEUERWASSER (2012) und REFLEXIONS (2012) schuf Piene als Weiterentwicklung seiner Rasterbilder eine Oberflächentextur, die mit seiner monochromen Farbgebung eine räumliche Wirkung erzielt. Die schimmernde, fast irisierende metallische Glasur aus Gold und Platin ruft in Korrespondenz mit der Umgebung jeweils neue Lichteffekte hervor.
Bei den Werken von Heinz Mack ist Licht, das seine Werke aus dem rein skulpturalen Umfeld heraushebt, eine der wichtigsten Komponenten. Seine Arbeit ERZENGEL MICHAEL UND GABRIEL (1972), die zu dem Werkkomplex der „Flügel“-Kunstwerke gehört, bekommt erst durch den Einfluss von Licht seine außergewöhnliche Aussagekraft. Die Dreidimensionalität des Werkes in Verbindung mit der Lichteinstrahlung bringt sowohl die Monumentalität, als auch die Erhabenheit des Werkes zum Ausdruck: Sie zeigt sich durch die filigran schimmernden Wabenstrukturen, die geradezu perfekt die Erhabenheit der titelgebenden Erzengel ausdrücken. Auch sein Werk OHNE TITEL (1973) lebt durch die Lichteinstrahlung. Es ist eine Frottage, eine Drucktechnik mit der Oberflächenstrukturen von Gegenständen auf Papier übertragen werden. Dadurch entsteht bei der Einstrahlung von Licht ein optisches Phänomen, welches dem Betrachter das Gefühl einer Bewegung im Bild gibt. Durch die Verwendung von schimmernder Silberbronze entsteht eine dreidimensionale Erscheinung.
Mit ursprünglichen Materialien – Holz, Nägel, Steine, Asche, Sand – und in der für ihn typischen Formensprache reagiert Uecker auf die „Verletzung des Menschen durch den Menschen“, auf die Zerstörung der Natur und Aggression. So drückt Günther Ueckers Werk VERLETZUNGEN – VERBINDUNGEN (2012), eines seiner typischen Nagelobjekte, „unalphabetisch“ das Unsagbare in unserer Welt aus. Bei seiner Kunst, geprägt von einem tiefen, schon beinahe körperlich erlebbaren Humanismus, steht die Würde des einzelnen Menschen mit seiner Verletzlichkeit und seiner Schönheit im Fokus. Mit seinen Objekten und Bildern klagt Uecker subtil die Gewalt gegen Völker und Individuen und die Zerstörung der Natur an.
ZERO
1958 von Otto Piene (1921 – 2014) und Heinz Mack (geb. 1931) gegründet, leiteten die ZERO Künstler – Günther Uecker (geb. 1930) kam später hinzu – eine „Stunde Null“ der Kunst ein. Die Arbeiten der ZERO Künstler sind geprägt durch experimentelle Gestaltungsprinzipien und neue, provozierende Aspekte. Bewusst setzten sie sich ab von der durch den Nationalsozialismus kompromittierten figürlichen Kunst und formten einen Gegenpol zum Informel und dem Abstrakten Expressionismus. Im Vordergrund stehen Licht, Raum, Bewegung und Dynamik. Eine Gestaltungsweise, die schon damals weit über das bis dahin traditionelle Kunstverständnis hinausging. Die Vielfalt der Materialien der ZERO Kunst zeigt sich in Werken aus Aluminiumplatten, Glas, Spiegel, Keramik und Leuchtkörper.
ArtConsult
Das Galerie-Programm umfasst zeitgenössische Positionen unterschiedlichster Couleur, von Fotografie über abstrakte und gegenständliche Leinwandarbeiten bis zu Objekten und räumlich konzentrierten Installationen. Der Fokus liegt auf der Kunst des 20. & 21. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Expressionismus, Zero und Pop Art sowie den Interpretationen dieser Kunstrichtungen von zeitgenössischen Künstlern.
Dabei versteht sich die Münchner Galerie als ein KUNSTSALON für die Sinne im besten Wortsinn: ein Ort der Begegnung, des Wohlfühlens, des Kennenlernens, des Genusses und der Emotionen. In diesem KUNSTSALON wird nicht nur moderne Kunst gezeigt, sondern es finden regelmäßig Ausstellungen, klassische Konzerte und Lesungen statt. In der Galerie ArtConsult wird Kultur gelebt.
Die Galerie ArtConsult wurde 2011 von Dirk G. Kronsbein zunächst in der Maximilianstraße gegründet und ist seit 2013 in der Wurzerstraße zu finden. Als Begründer der international agierenden ultrafilter international AG, hat der erfolgreiche Unternehmer mit dem KUNSTSALON seiner privaten Passion als Kunstmäzen und -sammler einen professionellen Rahmen gegeben. Geleitet wird der KUNSTSALON von Sarah Kronsbein, die zuvor in Düsseldorf als Interior Designer ganzheitliche Konzepte für Bürogebäude und Hotels entwickelte. In Kooperation mit externen Kuratoren und Experten der zeitgenössischen Kunst konzipiert sie Ausstellungen und erstellt Bücher, Kataloge und Werkverzeichnisse. Unterstützt wird Sarah Kronsbein dabei seit Januar 2014 vonder Kunsthistorikerin Eva-Maria von Gienanth, die über eine langjährige Erfahrung im Kunsthandel u.a. als Direktorin bei der Galerie Sprüth Magers verfügt.
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Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18 Uhr; Sa 11-15 Uhr; und nach Vereinbarung
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