Klimavorsorge gegen Hitze und Trockenheit

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  • Deutschland und Europa erleben eine extreme Hitzewelle, mit bis zu 45 Grad in Südeuropa. Wasserknappheit, Dürre und Ernteausfälle, verheerende Waldbrände und Hitzetote sind die Folgen – die Klimakrise ist endgültig bei uns angekommen.
  • Auch wenn wir die Klimaziele einhalten und die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad begrenzen, müssen wir uns an die bereits jetzt sichtbaren Veränderungen anpassen.
  • Klimaschutz und Klimavorsoge sind entscheidend, um Deutschland besser für die Folgen der Klimakrise zu rüsten. Dafür setzen wir Grüne im Bundestag uns in der Ampelkoalition ein.

Die zunehmende Anzahl an Hitzetagen ist eine Bedrohung für uns Menschen und die Natur. Nicht jede Naturkatastrophe ist eine unmittelbare Folge der Erderhitzung, Starkregen, heiße Sommer, Waldbrände und Sturmfluten hat es schon immer gegeben – aber die Heftigkeit, Summe und die schnelle Abfolge der Extremwetterereignisse sind ein untrüglicher Indikator dafür, dass die Klimakrise da ist.

Einer aktuellen Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zufolge geht das bereits jetzt richtig ins Geld: Für 2021 werden die Schäden durch Extremwetter in Deutschland mit 80 Milliarden Euro angegeben.

Endlich ein Aufbruch für den Klimaschutz

Die Extremhitze unterstreicht die Dringlichkeit und Notwendigkeit konsequenten Klimaschutzes. Hitzewellen machen das Leben im Sommer insbesondere in den Städten zunehmend schwer erträglich. Global ist die Temperatur bereits um über 1 Grad gestiegen – aber was wir heute schon erleben, wäre bei einer ungebremsten Klimakrise nur der Anfang. In der Klimakrise gibt es kein „neues Normal“, nur immer weitere Eskalation. Darum hat die Ampelkoalition in einem ersten Schritt ein großes Energiegesetzespaket beschlossen, mit dem eine Ausbauoffensive der erneuerbaren Energien gestartet wird. Das ist ein historisches Aufbruchssignal für den Klimaschutz.

Zugleich ist klar, dass wir Menschen die globale Erhitzung bereits in Gang gesetzt haben, hinter diesen physikalischen Prozess gibt es kein zurück. Deshalb ist neben konsequentem Klimaschutz die Vorsorge vor den neuen Klimarisiken eine zentrale Aufgabe auf allen Ebenen.

Klimavorsorge heißt: Wir müssen vorbereitet sein und unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft so umgestalten, dass wir und die Natur höhere Temperaturen, Dürreperioden und Stürme besser aushalten. Je besser wir vorbereitet sind, desto geringer werden auch die Kosten sein, die wir als Gesellschaft für Ernteausfälle, kaputte Wälder, sinkende Pegelstände in Gewässern und Schäden durch Starkregen und Stürme aufbringen werden müssen.

Hitzeschutz in der Klimakrise

Innenstädte heizen sich um bis zu zehn Grad mehr auf als das Umland. Besonders gefährdet durch Hitzewellen sind ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Menschen mit Behinderungen sowie chronisch kranke Menschen. Allein 2018 sind nach einer im Fachjournal Lancet veröffentlichten internationalen Studie über 20.000 Menschen in Deutschland an Hitze gestorben.

Beschäftigte waren an knapp 80.000 Arbeitstagen hitzebedingt arbeitsunfähig – eine Vervierfachung innerhalb von nur zehn Jahren. Zudem setzt die Klimakrise unsere sichere Versorgung mit Trinkwasser unter Druck. Auch bei Einhaltung der Klimaziele und Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad werden wir mit den katastrophalen Folgen der Erhitzung leben müssen. Das Bundesumweltministerium hat dazu bereits im Frühjahr mit dem Sofortprogramm Klimaanpassung Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Nun gilt es, unsere Natur so zu schützen, dass sie uns auch in der Klimakrise Lebensgrundlage sein kann. Dazu zählen die großen Maßnahmen wie der Umbau unserer Energieversorung ebenso wie die kleinen – bei anhaltender Dürre werden schon gesunde, schattenspendende Bäume und wasserreiche Flüsse für uns alle immer wertvoller.

Klimavorsorge – an das Unvermeidbare anpassen

  • Unsere Städte müssen fit gemacht werden für die Herausforderungen der Klimakrise, damit sie lebenswert bleiben. Dafür brauchen wir mehr Stadtgrün, Frischluftschneisen, Gebäudebegrünung, und kühlende Wasserflächen. Die Entsiegelung von etwa Straßen- und Parkraum sowie Freiflächen und die Begrünung von Dächern und bereits versiegelter Flächen spielen dabei eine wichtige Rolle. Gerade für Bürgerinnen und Bürger ohne Balkon oder Garten sind öffentliche Grünflächen, Parkanlagen und Wasserläufe wichtige Orte, an denen sie sich erholen, abkühlen und durchatmen können. Daher fördert der Bund die Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel mit 176 Millionen Euro zusätzlich.
  • Hitzeaktionspläne schaffen Verbindlichkeit der Maßnahmen und Transparenz darüber, was wann wie geplant ist. Das Ziel ist, die Zahl der Hitzetoten und hitzebedingte Gesundheitsgefahren so weit wie möglich zu verringern. Solche Aktionspläne müssen flächendeckend verfügbar und die darin vorgeschlagenen Maßnahmen verbindlich sein. Für vorsorgenden Gesundheitsschutz hat beispielsweise Frankreich einen vierstufigen Hitzeaktionsplan eingeführt. In ihm werden sämtliche Maßnahmen koordiniert und abgestimmt.
  • Die Information, Sensibilisierung und Unterstützung besonders gefährdeter Menschen muss gestärkt werden, um sie vor den Folgen von Hitzewellen zu schützen. Ähnlich wie beim Hochwasserschutz muss ein Hitzewarnsystem etabliert werden, das alle erreicht und Hitzewarnungen mit verständlichen Informationen zum gesundheitsgerechten Verhalten verbindet. Insbesondere für ältere und kranke Menschen sollten Hitze-Hotlines eingerichtet werden.
  • Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Bislang ist die Versorgung in Deutschland gesichert. Doch in heißen Sommermonaten kommt es bereits heute in manchen Kommunen und Landkreisen zu Engpässen. Wir wollen deshalb Grundwasservorkommen langfristig schützen und für die öffentliche Trinkwasserversorgung sichern, indem wir einen Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung gesetzlich festschreiben und im Raumordnungsrecht mehr Vorranggebiete für die Trinkwasserversorgung ausweisen. Die Bundesumweltministerin wird daher bis Ende des Jahres die nationale Wasserstrategie vorstellen.
  • In der Landwirtschaft werden wir gezielt Leistungen in den Bereichen Umwelt-, Klima-, Natur- und Tierschutz fördern, wie etwa den Humusaufbau. Denn nur wenn der Boden gesund ist – mit genügend Humus – kann er ausreichend Wasser speichern.
  • Wir wollen die Natur schützen, damit sie uns schützt. Fluss- und Bachtäler müssen, wo möglich, wieder naturnah gestaltet werden – mit ausreichenden Auen und Retentionsräumen. Dazu können durch extensivere Nutzung auch landwirtschaftliche Flächen dienen. Die Böden können durch eine naturnähere Land- und Forstwirtschaft und bodenschonende Bearbeitung wieder aufnahmefähiger gemacht werden.
  • Wir brauchen den Umbau des Waldes hin zu Mischwäldern, die weniger brandgefährdet und außerdem ökologisch viel vorteilhafter sind. Mono-Kultur-Nadelwälder können der Klimakrise wenig entgegen setzen. Naturnahe Wälder mit standortgerechten, heimischen Baumarten in allen Altersstufen sind besser gegen Waldbrände und die Klimakrise insgesamt gerüstet als Nadelbaummonokulturen.

Gerade die letzten beiden Punkte werden wir stark machen bei der Umsetzung des bundesweiten Programms natürlicher Klimaschutz, das Maßnahmen wie Moor- und Auenrenaturierung und den Umbau zu naturnahen Wäldern unterstützt, die zugleich dem Klimaschutz, der Biodiversität und der Klimavorsorge dienen.

Quelle: Grüne im Bundestag

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