Leoni Hellmayr: Der Mann, der Troja erfand. Das abenteuerliche Leben des Heinrich Schliemann, wgb. Paperback, Darmstadt 2021, ISBN: 978-3-534-27349-2, 20 EURO (D)
Die Autorin Leoni Hellmayr stellt in diesem Buch den Aufstieg Heinrich Schliemanns vom Kaufmannsjungen bis zum weltberühmten Archäologen vor. Dabei ordnet sie seine Lebensereignisse wie auch seine beruflichen Taten in den größeren Zusammenhang der Zeitgeschichte ein. Dazu gibt es Kartenmaterial und historische Abbildungen.
Schliemann wird als jemand charakterisiert, der keinen Stillstand ertrug, der eine innere Unruhe und eine andauernde Rastlosigkeit Zeit seines Lebens verspürte: „Im Prinzip war er immer unterwegs. Bewegung und Rastlosigkeit, oft körperlich und geistig, gehören als feste Größe in sein Leben – seine verzweifelte Suche nach etwas, vielleicht nach sich selbst, offenbar auch.“ (S. 8)
In Schliemanns Leben schien sich alles um den Mythos zu drehen, was schließlich so weit ging, dass er einen eigenen Mythos um sich selbst herum erschuf.
Seine spannungsreiche Beziehung zum damaligen Nestor der deutschen Archäologie Ernst Curtius steht ebenso im Vordergrund wie Schliemanns Geltungsdrang, als wegweisender Archäologe wahrgenommen zu werden. Im damaligen Griechenland war er ein Held. Seine Beisetzung war ein Staatsbegräbnis, an dem sogar der König Georg I. teilnahm.
Auch der private Schliemann und vor allem sein Verhältnis zu Frauen werden beleuchtet. Erstaunlich ist die Tatsache, dass er zwölf (!) Sprachen fließend beherrschte.
Die Autorin sieht Schliemann bis heute als „höchst umstrittene Figur. Doch gerade die Widersprüchlichkeit seines Charakters und die Leidenschaft seines Handels machen ihn neben seinen archäologischen Entdeckungen und seinem überaus bewegtem Leben zu einer Persönlichkeit, die selbst im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Faszination verloren hat.“ (S. 283)
Nach sehr kritischen und negativen Werken über Schliemann und seine Person ist diese Biografie einer Balance zwischen den Schattenseiten Schliemanns und seinem tatsächlichen Wirken sowie seinen Verdiensten. Ohne Schliemanns Imponiergehabe rechtfertigen zu wollen, wird er als ein Wegbereiter der modernen Archäologie gesehen. Schliemann wird wahrscheinlich immer ein umstrittener Forscher und Mensch bleiben, dieses Buch ist kein finales Endprodukt.