Repräsentative Umfrage in beiden Ländern durchgeführt / Vorstellung der Ergebnisse in Berlin und Brüssel – bilaterale Unterstützung für Deutschland als Vermittler im Nahen Osten
Berlin. Mit einer Repräsentativumfrage wurde die deutsche und israelische Wahrnehmung voneinander untersucht. Wichtiges Ergebnis: bilaterale Unterstützung für Deutschland als Vermittler im Nahen Osten. Die Ergebnisse der Umfrage vom European Forum der Hebräischen Universität Jerusalem (HU) und dem Israelbüro der HSS in Israel sowie in Deutschland durchgeführten Umfrage wurden Anfang dieser Woche präsentiert. Stiftungsvorsitzender und CSU-Europaabgeordneter Markus Ferber: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Europa und Israel , insbesondere die Jugend auf beiden Seiten des Mittelmeers, kontinuierlich miteinander sprechen müssen, um unsere Freundschaft fortzusetzen und zu stärken.“
Prof. Dr. Gisela Dachs, Professorin am European Forum der HU und Hauptautorin der Umfrage, glaubt, dass sich Israel und Deutschland jetzt in einer kritischen Phase ihrer bilateralen Beziehungen befinden, da eine jüngere Generation beginnt, die Zügel in jedem Aspekt des Lebens in beiden Ländern zu übernehmen. Sie plant, weiterhin alle zwei Jahre ähnliche Umfragen durchzuführen, damit Änderungen in der Einstellung und Erfahrung aussagekräftig verfolgt werden können.
In Israel war die Affinität zu Deutschland an die ethnische Identifikation gebunden – jüdisch oder arabisch. Innerhalb der jüdisch-israelischen Bevölkerung war die Wahrnehmung Deutschlands fast ausschließlich von der Religiosität der Befragten abhängig. Mit zunehmender jüdischer Religiosität wird die Einstellung gegenüber Deutschland negativer. In Deutschland verlaufen die Bruchlinien eher zwischen den Altersgruppen, zwischen Männern und Frauen. zwischen Befragten aus den ehemaligen östlichen und westlichen Landesteilen sowie zwischen Befragten mit und ohne Migrationsgeschichte.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
• Eine Mehrheit von 62,7 % in Deutschland und 52 % in Israel erwartet, dass die neue Regierung in Deutschland die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel gegenüber Israel fortsetzt, einschließlich ihrer Positionierung, dass die Existenzsicherung Israels im nationalen Interesse Deutschlands liegt. 52,2 % der Deutschen finden es richtig, dass die deutsche Bundesregierung während des Israel-Gaza-Konflikts im Mai 2021 erklärte, Israels Recht auf Selbstverteidigung zu unterstützen. Dabei war die Zustimmung im Westen etwas höher, im Osten stimmt eine Mehrheit von 47,7 Prozent dieser Unterstützung nicht zu. Der Wert der Zustimmung liegt bei 43,1 Prozent.
• Gefragt nach der Möglichkeit, ob Deutschland als Vermittler zwischen Israel und anderen Ländern des Nahen Ostens auftritt, wünscht sich etwa die Hälfte der israelischen Befragten eine Beteiligung Deutschlands. Etwa der gleiche Prozentsatz der Befragten in Deutschland würde ihr Land gerne in dieser Rolle sehen, während 40,5 % dagegen sind. Jüngere deutsche Befragte wünschen sich viel mehr als ältere Befragte eine diplomatische Zusammenarbeit ihres Landes mit Israel.
• Nur eine Minderheit besucht das Land des jeweils anderen. 30 % der israelischen Befragten und 13,6 % der deutschen Befragten haben das Land des anderen tatsächlich besucht, und viele von denen, die dies getan haben, sind wiederholte Besucher. Auf deutscher Seite stammen die meisten Befragten, die Israel besucht haben, aus Westdeutschland, ohne Migrationsgeschichte und sind im Durchschnitt 63 Jahre alt.
• Wissensdefizit über die Kultur des anderen. Der Kontakt mit und das Wissen über das Land und die Kultur des anderen sind eher begrenzt. Außerdem haben deutsche Befragte Schwierigkeiten, zwischen israelischer und jüdischer Kultur zu unterscheiden.
• Eine Mehrheit der Deutschen stimmt zu, dass Antisemitismus ein Problem ist. 58 % der Deutschen stimmen zu, dass Antisemitismus derzeit ein Problem in ihrem Land ist. Die meisten Befragten (72 %) sehen ihn von der extremen Rechten ausgehen, gefolgt von (70,1 %) der gesamten Bevölkerung und 58 % von der muslimischen Minderheit. Deutlich mehr Befragte aus dem Westen Deutschlands sehen Antisemitismus als Problem an als aus dem Osten, wo Männer die Gruppe mit dem geringsten Anteil (38,5 %) waren, der zustimmte.
• Kritik an Israel wird nicht immer als Antisemitismus gewertet. 66 % der deutschen Befragten denken, dass Israel ohne Bezug zu antisemitischen Einstellungen kritisiert werden kann. In Israel sieht eine Mehrheit Kritik an Israel nicht unbedingt als eine Form von Antisemitismus an, glaubt aber, dass es zumindest manchmal eine Verbindung zwischen beiden geben kann. Fast die Hälfte der arabischen Befragten stellt diesen Zusammenhang überhaupt nicht her.
Die Hanns-Seidel-Stiftung hat diese Woche in Berlin und Brüssel die Plattform geboten, die zunächst in Israel vorgestellten Ergebnisse nun auch wichtigen Multiplikatoren in der deutschen und europäischen Politik vorzustellen. Federführend waren hierbei Prof. Dr. Gisela Dachs vom Europäischen Forum der Hebräischen Universität Jerusalem und die HSS-Repräsentantin für Israel und die Palästinensischen Gebiete, Julia Obermeier.
H1 Medienanalyse/Infas führte die Feldforschung in Deutschland und das PORI-Institut in Israel durch. Die Befragung in beiden Ländern wurde vom European Forum an der HU vorbereitet. In Israel wurde sie vom 5. bis 26. Oktober 2021 in persönlichen Interviews in den Wohnungen der Befragten durchgeführt und umfasste 1.006 Männer und Frauen ab 18 Jahren. In Deutschland wurde die Befragung im gleichen Zeitraum per Telefoninterview durchgeführt und umfasste 1.011 Männer und Frauen ab 18 Jahren. Beides sind repräsentative Stichproben der Bevölkerung jedes Landes. Die Umfrage wurde von der Hanns-Seidel-Stiftung im Rahmen ihrer Projektarbeit in Israel unterstützt und mitfinanziert.
Weitere Informationen zur Umfrage:
https://hu-ef-barometer.huji.ac.il/ (in englischer Sprache) oder unter https://www.hss.de/news/detail/aktuelle-studie-aus-israel-news8548/