Die Mehrheit der Deutschen ist gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr. Der Bundespräsident und die Regierung der Großen Koalition sind dafür. Die Gründe sind mannigfaltig, brauchen keiner Erwähnung. Im Folgenden werden Kriege analysiert, und zwar willkürlich nach ihren teilnehmenden Kombattanten.
Unter dieser Voraussetzung existieren drei Hauptarten von Kriegen. Kriege zwischen souveränen Staaten, Bürgerkriege innerhalb souveräner Staaten und terroristische Attacken. Mischformen kommen vor.
Dass souveräne Staaten sich bekämpfen, erscheint uns Mitteleuropäer, die nur von Freunden umgeben sind, unwirklich altmodisch. Diese Kriege gehören in die Mottenkiste der Geschichte. Es herrscht die wissenschaftlich fundierte Meinung, dass sich Demokratien niemals militärisch bekämpfen. Sollte es sich trotzdem ereignen, dann war zumindest eine der Demokratien nicht lupenrein.
In Kriegen zwischen souveränen Staaten haben die Teilnehmer wirtschaftliche, politische oder strategische Interessen. Die Bevölkerungen leiden möglicherweise als Folge des Krieges. Ist es vorstellbar, dass ein souveräner Staat einen anderen angreift, weil dessen Bevölkerung oder Teile davon unterdrückt werden? Unwahrscheinlich, jedoch möglich, wenn beispielsweise der unterdrückte Bevölkerungsteil des angegriffenen Staates derselben ethnischen Gruppe angehört wie die der Herrscher des angreifenden Staates. Als Beispiel möge der Krieg um Ruanda dienen, der sich bis in den Kongo ausgeweitet hat. Diese humanitären Kriege sind Ausnahmen. Gewöhnlich bestehen bereits vorher wirtschaftliche, politische oder strategische Interessen. Die humanitäre Komponente – falls sie vorkommt – ist ein Nebenprodukt oder ein Kollateralschaden. Als Beispiel möge die Invasion in den Irak dienen, nachdem die irakische Regierung mehrere tausend Kurden vergast hatte. Ein humanitärer Krieg ist definiert als ein Krieg, der geführt wird, um die Zivilbevölkerung des angegriffenen Landes zu schützen.
Bürgerkriege sind uns geläufig. Als Beispiel möge der Sudan dienen. Sie finden häufig in Staaten statt, deren Grenzen die imperialen Großmächten nach Belieben gezogen und sich nicht um die ethnische oder religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung innerhalb der neuen Grenzen interessiert haben, bevor sie diese in die Unabhängigkeit entlassen haben. Dazu gehören die meisten Staaten Afrikas und des Nahen bis Mittleren Ostens. Der Krieg beginnt aus einem für unwissende oder aufgeklärte Europäer nichtigem Anlass und endet in einem grausamen Gemetzel. Wenn zusätzlich wirtschaftliche, politische oder strategische Interessen vorliegen, greifen eine oder mehrere westliche Großmächte ein, die humanitäre Gründe vorschieben. Undemokratisch regierte Staaten, die in das Geschehen eingreifen, erwähnen selten die humanitäre Komponente, da sie ihrem Volk keine Rechenschaft schulden. Gewöhnlich unterstützen die Großmächte die einheimischen Kombattanten mit Waffen und Geld oder halten ihren Schützlingen zumindest den Rücken frei, damit die UNO sie nicht verurteilt und sie weiterhin kämpfen können. Der Bürgerkrieg kann, zumindest bevor die Interventionen aus dem Ausland starten, als humanitärer Krieg durchgehen.
Der terroristische Krieg ist jedem seit 9/11 bekannt. Ein unbedeutender Staat gewährt Terroristen Schutz, Unterkunft und Ausbildungsmöglichkeiten, um einem Drittstaat zu schaden. Als Beispiel möge der Krieg in Afghanistan dienen. Hier treten die Interessen des angegriffenen Drittstaates offen zu Tage. Das Vorschieben einer humanitären Komponente ist nicht notwendig und wird es dann eingesetzt, wenn die Generalität des Drittstaates ihre gesteckten Kriegsziele nicht erreicht.
Mischformen von zwei oder aller drei Kriegsarten sind häufig. Als Beispiel von Mischformen aller drei Kriegsarten möge der Krieg in Syrien dienen, der als Bürgerkrieg in der Folge des arabischen Frühlings begonnen hat und nun als Stellvertreterkrieg zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien mit Unterstützung der USA und dem schiitischen Iran mit Unterstützung Russlands fortgeführt wird, zusätzlich mit einer bedeutenden terroristischen Komponente.
Somit sind alle Kriegsarten von der Antike über die Neuzeit und wahrscheinlich in die Zukunft abgehandelt. Wir sehen, dass ein humanitärer Krieg, ein Krieg, der die Leiden der Zivilbevölkerung beenden, zumindest lindern soll, in den allermeisten Fällen nur ein vorgeschobenes Argument ist. Nach zwei verlorenen Weltkriegen gaukelt die deutsche Regierung dem Volk vor, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr notwendig sind, um humanitäre Kriege nicht nur zu führen, sondern auch um sie zu gewinnen. Es wundert nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr stellt.
Kann das Verhalten der Mehrheit als pazifistisch bezeichnet werden? Nein! Der Pazifismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat von den Pazifisten Mut gefordert. Die Pazifisten wurden von Staat und Gesellschaft verfolgt, oft gefoltert und getötet. Die heutigen modernen Pazifisten schwimmen im Mainstream und werden mit Friedenspreisen bedacht. Heute erfordert es Mut, sich gegen moderne Pazifisten, gegen den Mainstream zu stellen.
Die altmodischen Pazifisten haben sich geweigert, am Krieg teilzunehmen, da sie im Krieg die Ursache für das Leid der Zivilbevölkerung erkannt haben. Die modernen Pazifisten missgönnen den deutschen Soldaten den Auslandseinsatz, da sie richtigerweise erkennen, dass humanitäre Kriege nur vorgeschoben sind, um profane Eigeninteressen durchzusetzen. Jedoch unterdrücken moderne Pazifisten bewusst den möglichen Nebeneffekt, dass durch militärische Einsätze demokratischer Staaten das vorgefundene Leid der Zivilbevölkerung gemindert wird. Den modernen Pazifisten ist die ideologische Argumentationsreinheit wichtig, wichtiger als das Leben und die Freiheit Unschuldiger.
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