Trotz des Ende 2020 geschlossenen Freihandelsabkommens haben sich die Rahmenbedingungen beim Handel mit dem Vereinigten Königreich deutlich verschlechtert. Das ist das Ergebnis der Studie „Die bayerische Wirtschaft ein Jahr nach dem Brexit“ der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Die von der Prognos AG erstellte Studie zeigt, wie eng Bayern außenwirtschaftlich mit dem Vereinigten Königreich verflochten ist und welche Hemmnisse trotz des Abkommens entstanden sind. „Die schlimmsten Folgen des Austritts aus dem Europäischen Binnenmarkt und der EU-Zollunion konnten verhindert werden. Aber von einem störungsfreien Handel kann nicht die Rede sein“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Beim Warenhandel sind neue nichttarifäre Handelshemmnisse entstanden. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen leiden unter dem aufwändigen Nachweis der Erfüllung der Ursprungsregeln. Der Dienstleistungshandel ist durch Sondervorschriften erschwert. Er bleibt zwar in den verschiedenen Bereichen weiterhin möglich, es fehlen jedoch klare und einheitliche Regelungen. Zudem ist die Mobilität zwischen den beiden Wirtschaftsräumen für Arbeitssuchende komplizierter geworden. „Für die Beschäftigten selbst und auch für deutsche Unternehmen, die britische Staatsangehörige einstellen oder Mitarbeitende aus Deutschland ins Vereinigte Königreich entsenden wollen, hat der bürokratische Aufwand erheblich zugenommen. Die fehlende automatische Anerkennung von Qualifikationen kommt erschwerend hinzu“, gibt Brossardt zu Bedenken.
Aus Sicht der vbw sind ergänzende bilaterale Vereinbarungen notwendig. „Im Warenhandel brauchen wir dringend Regelungen zur gegenseitigen Anerkennung von Produktvorschriften. Beim Dienstleistungshandel gilt es, den Flickenteppich durch Regelungen aus einem Guss zu ersetzen. Und wir müssen die Hürden bei der gegenseitigen Anerkennung von Qualifikationen vereinfachen. Ziel muss es sein, schnellstmöglich zu einem konstruktiven Miteinander zurückzukehren“, so Brossardt.
Der bayerisch-britische Außenhandel erlitt im Zuge des Brexits deutliche Einbußen. So fiel das Vereinigte Königreich im Ranking der wichtigsten Exportmärkte Bayerns vom zweiten Platz im Jahr 2015 bis 2020 auf den sechsten Platz zurück. Die Ausfuhren gingen zwischen Januar und September 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere drei Prozent zurück. Gleichzeitig sanken die bayerischen Einfuhren aus dem Vereinigten Königreich um 19 Prozent. „Die Zahlen belegen die Bedeutung von uneingeschränktem internationalen Freihandel und dass viele neu hinzugekommene Handelshemmnisse den Außenhandel auch künftig bremsen werden“, resümiert Brossardt.