Brennpunkt Rom. Sébastien Bourdons Münchner „Kalkofen“

Eröffnung: 12.02.2014, 19.00
Ausstellungsdauer: 13.02.–18.05.2014

Sébastien Bourdon (1616–1671), Mitbegründer der Académie royale de peinture et de sculpture, gilt als prominenter Vertreter der klassizistischen Barockmalerei in Frankreich. Als junger Mann lebte er eine Zeit lang in Rom. Die Stadt zog damals Maler aus ganz Europa an. Inspiriert von einem Gemälde des dort tätigen niederländischen Malers Pieter van Laer schuf er sein frühes Meisterwerk, das noch so ganz unklassisch aussieht: den »Römischen Kalkofen«. Schon im 17. Jahrhundert gelangte das Bild nach München. Seit 1750 ist es im Besitz der Wittelsbacher nachweisbar. Es schmückte das Schlafzimmer der Kurfürstin Maria Anna und später die Hofgartengalerie; seit 1836 hing der »Kalkofen« in der Alten Pinakothek.

Die Ausstellung rückt erstmalig dieses ungewöhnliche Gemälde Bourdons in den Fokus – und setzt damit eine Tradition der Alten Pinakothek fort, einzelne Werke aus Eigenbestand zum Gegenstand von Sonderausstellungen zu machen.

Virtuos gemalt, stellt der »Römische Kalkofen« vergangenes Alltagsgeschehen vor Augen – so scheint es zumindest. In Reichweite römischer Monumente lodert Feuer und steigt Dampf aus einer Grube. Offenbar entsteht hier aus den Überresten antiken Marmors der Grundstoff neuer Bauten. Männer in zerlumpten Kleidern arbeiten, spielen oder bereiten Spießbraten zu. Aber kann man sich tatsächlich, wie hier gezeigt, unbeschadet auf gebranntem Kalk niederlegen? Wie viel Wirklichkeit steckt im Bild, was hat der Künstler erfunden, was von anderen übernommen? Die Ausstellung sucht nach Antworten.

Thematisch und motivisch verwandte Bilder von Vorläufern und Zeitgenossen Bourdons sowie weitere Werke des Künstlers machen den kunsthistorischen Kontext verständlich und verdeutlichen die individuelle künstlerische Leistung des Malers. Gemälde, Zeichnungen und graphische Blätter aus dem In- und Ausland werden in die Alte Pinakothek reisen und flankierend neben Gemälde aus eigenem Bestand treten. So lässt sich der Münchner »Kalkofen« etwa mit dem Stich vergleichen, der sein verschollenes Vorbild, den »Großen Kalkofen« Pieter van Laers, wiedergibt (Albertina, Wien); auch Bourdons zweites Kalkofenbild aus dem Musée des Beaux-Arts in Valenciennes wird zu sehen sein. In einem separaten Dokumentationsraum erschließen Drucke, Fotografien und Reproduktionen topographische und technikgeschichtliche Zusammenhänge.

Darüber hinaus verdeutlicht die Präsentation die Ausnahmestellung des »Römischen Kalkofens« in Bourdons Œuvre. Bilder wie die »Befreiung der Andromeda« (München, Alte Pinakothek) oder die »Beweinung Christi« (Aschaffenburg, Staatsgalerie im Schloss Johannisburg) ermöglichen Einblicke in Bourdons weiteres Schaffen und zeigen zugleich, dass der Maler auch später noch von Eindrücken zehrte, die er in Italien hatte gewinnen können.

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