Der Niederländer Leonaert Bramer (1596-1674), ein Zeitgenosse Rembrandts, war einer der produktivsten Zeichner des »Goldenen Zeitalters«. Konkurrenzlos pflegte er eine ungewöhnliche Besonderheit: gezeichnete Illustrationsfolgen zu literarischen Sujets, die jeweils Dutzende von Blättern umfassen. Ursprünglich zusammengeheftet, können die flott hingeworfenen und trefflich auf den Punkt gebrachten Zeichnungen als Vorform der Graphic Novel gelten. Es finden sich Zyklen zum Alten und Neuen Testament, zu Texten der klassischen Antike bis hin zu neuerer Literatur. Das Münchner Kabinett verwahrt aus altem Bestand zwei Zyklen zu spanischen Romanen: Illustrationen zum Schelmenroman »Lazarillo de Tormes«, dem ersten Picaroroman überhaupt und ‚dem’ Volksbuch in Spanien bis heute (73 Blätter), sowie zu einem 1627 erschienenen Werk der Hochliteratur, Francisco Gómez de Quevedo y Villegas’ »Sueños«, in dem der Ich-Erzähler in Traumsequenzen bizarre Visionen von Hölle und Jüngstem Gericht durchlebt (62 Blätter). Zudem wird ein mit Hilfe des Freundeskreises und der Dr. Pesl-Stiftung Bayern neu erworbener Klebeband mit 49 Illustrationen Bramers zu Livius’ Geschichtswerk »Ab urbe condita« präsentiert.
Bettler, Diebe, Unterwelt: Leonaert Bramer (1596–1674)
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