Archipenkos Skulptur, Beuys Objekt, Heckel, Kirchners und Munchs Malerei, Kiefers und Picassos Zeichenkunst, Gerhard Richters Farbauftrag kann jeder auch in den Münchner Galerien Thomas studieren. Nur eben in getrennten Häusern. Was die Art Basel so besonders macht, ist die Zusammenschau unterschiedlichster Stile des Umgangs mit Farben, Tönen, Räumen und Bildmedien. Gern wird sie die Königin der Kunstmessen genannt. Wer hier ausstellen darf, stellt es gediegen auf seiner Website dar. Bessere Werbung für einen Kunsthändler gibt es nicht. Und gleichzeitig funktioniert die Art Basel für alle, die Kunst und Geld nicht in einem Satz lesen wollen, als Inspirationsquelle. Eben, wegen der neuen Bezüge zu dem, was im nächsten White Cube an qualitätvollem wartet.
An die tausend Galerien haben sich zur Teilnahme beworben. Gut 300 wurden vom sechsköpfigen Auswahlkomitee selektiert. Berlin based Tim Neuger und Jochen Mayer sitzen in dieser, wohl weltmächtigsten Ratingagentur des Kunstmarktes. Einzig die Galeriegiganten Zwirner und Gagosian stehen da drüber. Gagosian zeigt unter anderem die Edelstahlskulptur Ballerinas des Persiflage Künstlers Jeff Koons. Eine kleine Nachwehe des New Yorker Wettrennens, weil Koons mit Neuware zu Zwirner ging. Koons hatte Zwirner selbst um die Ausstellung gebeten. So sieht moderne Werbung aus. Stante pedes reagierte der Platzhirsch. So organisiert man sich eine Doppelausstellung in New York. In Basel ist bei Zwirners Neo Rauch immer noch angesagt. Titel des 271 x 150 cm Werkes, „Der Pate“.
Dass Museumsqualität auch mit kleineren Formaten gelingt, zeigt Galerist Daniel Blau, bekannt für seine guten Beziehungen zur Warhol Foundation. Vor zwei Jahren fand er dort im Archiv 300 frühe Handzeichnungen aus den Fünfzigern, als Warhol ein junger Werbeillustrator war. Sie wirken wie Übungen, die Hauptlinien in einem fotografierten Gesicht zeichnerisch zu finden, und lassen höchstes Können aufscheinen. Wem die hier gezeigte Auswahl Lust auf mehr macht, der sieht sich vom 15. September bis 15. November ihre umfassende Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München an. Der Ausstellungskatalog „From Silverpoint to Silver Screen“ ist schon jetzt im Buchhandel erhältlich.
Wunderbar naheliegend auf der Art Basel sind Schieles Portraitstudien des Dr. Franz Martin Haberditzl bei St. Etienne. Ein paar Meter entfernt, sehen wir durch die Augen von Erwin Blumenfeld auf Leonor Finis Antlitz. Eine klassische Silbergelatine Fotografie. Zu sehen bei Bruce Silverstein. Nebenan bei Kicken aus Berlin Blumenfelds Solaristionsexperiment „Hat and Profile“ aus dem Jahr 1944. Sehr viel sensibler wirkt Man Rays Ergebnis mit der gleichen Dunkelkammertechnik „Natascha Laying Down“, ausgestellt bei Edwynn Hook.
Steht einem nun der Sinn nach raumgreifender Erfahrung, ist die „Art Unlimited“ die erste Wahl. Ai Weiweis Zeltstadt zur letzten Documenta ist hier zu sehen. Oder die sehr experimentell anmutende Installation des Atelier van Lieshout.
Draußen auf dem Messeplatz hat sich einiges getan. Silberglänzend leuchtet der Hallen Neubau von Herzog & de Meuron entgegen. Hineingezogen ist die Design Miami/Basel. Mit der Attraktivität des Ortes ist auch das kaum steigerbare Selbstbewusstsein im Auftritt gewachsen. Es ist fast unglaublich, was hier an Inneneinrichtung geboten wird. Manchmal, so scheint es, bieten sich hier neue Erkenntnisse, was unsere Species ausmacht. Doch es gibt auch beruhigend nachhaltiges, wie Alvar Aaltos Bett mit Rollcontainer und Seitentisch bei Jacksons. Oder die vollständige Vereinigung von Sinn, Form und Zweck in den Ledersesseln von Finn Juhl. Zu sehen bei der Dansk Møbelkunst Gallery.
Art Basel und Design Miami/Basel: Basel, Messeplatz, bis 16. Juni 2013
https://www.artbasel.com/en/Basel
https://www.basel2013.designmiami.com
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