Dein Schicksal liegt auf dem Server

Die digitalisierte Palmblattbibliothek von Yangon

Foto: Thomas Ritter

Außergewöhnliche spirituelle Erfahrungen zu machen, ist in Asien eher die Regel als die Ausnahme. Gelebte Spiritualität gehört von alters her zu den südostasiatischen Kulturen, seien sie nun hinduistisch oder eher buddhistisch geprägt, wie in Myanmar.

Es gibt keine Staatsreligion in Myanmar, aber die Mehrheit der Bevölkerung hängt der Theravada an, dem ältesten Zweig des im burmesischen Königreich von Bagan praktizierten Buddhismus. In Myanmar mischen sich bis heute auch animistische Glaubensvorstellungen mit denen des Buddhismus. Dazu gehört der Glaube an die „Nats“ – mächtige Geister, deren wichtigster Schrein sich am Fuße des Mount Popa befindet.

Die Kunst der Zukunftsdeutung ist ebenso wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens. Wenn ein neues Jahr beginnt, dann nehmen die Burmesen auch heute noch nur allzu gern die Dienste ihrer Zukunftsdeuter in Anspruch. Glück ist in ihren Augen nämlich etwas, das man nicht dem Zufall überlassen sollte. Wenn man ihnen Glauben schenkt, dann gehen auch tatsächlich die meisten Prophezeiungen in Erfüllung. Rund 80 % der Vorhersagen erweisen sich als akkurat. „Mahabote“ nennt man die traditionelle burmesische Astrologie, die in allen Gesellschafts schichten praktiziert wird. Der astrologische Kalender unterteilt die Woche in 8 Tage, wobei Mittwoch ( jener Tag, an dem Buddha geboren wurde), hier aus zwei Teilen besteht. In dieser Art von Kalender wird jeder Tag von einem Tier, einem Planeten und einer Himmelsrichtung dargestellt:

Sonntag: Nordosten – Sonne – Garuda (Vogelmensch)

Montag: Osten – Mond – Tiger

Dienstag: Südosten – Mars – Löwe

Mittwoch vormittag: Süden – Merkur – Elefant mit Stoßzähnen

Mittwoch nachmittag: Nordosten- Mondknoten – Elefant ohne Stoßzähne

Donnerstag: Westen – Jupiter – Ratte

Freitag: Norden – Venus – Meerschweinchen

Samstag: Südwesten- Saturn – Naga (Schlange)

Die traditionellen burmesischen Bräuche stehen in direkter Verbindung mit der Astrologie; sowohl die Aufteilung der Tage, die Prophezeiungen für künftige Ereignisse , als auch die den Neugeborenen gegebenen Namen. Das jeweilige Sternzeichen, und somit die Persönlichkeit, hängt vom Wochentag ab, an dem man geboren ist. Diesem Brauch folgend , führen die meisten Birmanen keinen Familiennamen, sondern einen mit ihrem Sternzeichen verbundenen zweiten Namen. Neben der weit verbreiteten „Mahabote“ Astrologie existieren in Myanmar auch weniger bekannte Formen der Zukunftsdeutung. Dazu gehört die Palmblattbibliothek von Yangon.

Die Urschriften der in den Bibliotheken aufbewahrten Palmblätter wurden von einer Gruppe mythologischer Wesen – den Rishis – verfaßt, die etwa 5.000 v. Chr. gelebt haben sollen. Der Überlieferung zufolge nutzten die Rishis ihre spirituellen Fähigkeiten dazu, aus der Akasha-Chronik die ​Lebensläufe von mehreren Millionen Menschen zu lesen und schriftlich auf den getrockneten Blättern der Stechpalme zu fixieren. Das gesamte Leben dieser Menschen, von der Geburt bis zum genauen Zeitpunkt ihres Todes, wurde in Myanmar auf den Palmblättern in Pali – einer Sprache, die heutzutage nur noch von wenigen Eingeweihten beherrscht wird – in eng geschriebenen Zeichen eingeritzt. Ein solches Palmblatt überdauert im Normalfall etwa 800 Jahre. Wenn es alt und brüchig geworden ist, wird eine Abschrift des Textes auf einem neuen Palmblatt angefertigt.

Eine dieser Schicksalsbibliotheken befindet sich nahe der berühmten Schwedagon Pagode in der alten Hauptstadt Rangoon, dem heutigen Yangon. Das Haus, in dem die Bibliothek verwahrt wird, liegt am Fuße der Pagode zwischen buddhistischen Klöstern. Keine Werbung, nichts, das dem neugierigen Fremden den Weg weisen könnte, macht auf diesen besonderen Platz aufmerksam.

Doch mein einheimischer Begleiter ist zuversichtlich. Hier werden wir die „Pitaka Dhamma Library “, die Palmblattbibliothek finden. Zunächst geht es über steile Stufen zwei Stockwerke hinauf. Und dann stehe ich tatsächlich in den Räumlichkeiten der Bibliothek. Es riecht nach ätherischen Ölen und poliertem alten Holz. In Vitrinen und massiven Schränken stapeln sich unzählige Palmblattmanuskripte, alle fein säuberlich katalogisiert und beschriftet – ganz so, wie man sich eine Bibliothek vorstellt.

Doch Schicksalslesungen finden hier nicht mehr statt, wie sich bald herausstellt. Der buddhistische Mönch U Nyunt Mg, der diese Lesungen abhielt, hat seine Neunzig überschritten, und fühlt sich zu der konzentrierten und aufwendigen Arbeit des Lesens aus den antiken Manuskripten nicht mehr imstande.

Die Bibliotheksmitarbeiter verstanden meine Enttäuschung. Sie war mir sicher auch anzusehen. Warum ich denn unbedingt hier in der Bibliothek eine Lesung wünschte, wollten sie von mir wissen. Das ganze Prozedere ginge doch inzwischen viel einfacher vonstatten, und könne sogar in meinem Hotel stattfinden, ließen sie mich wissen. Ich war perplex. Wie sollte das funktionieren? Die Bibliothekare waren um eine Antwort nicht verlegen.

Von ihnen erfuhr ich, daß die Pitaka Dhamma Bibliothek tatsächlich nur noch die Funktion eines Archivs erfüllte. Der Inhalt aller hier aufbewahrten Palmblattmanuskripte war schon vor Jahren digitalisiert wurden, und lag jetzt auf Servern, welche die Regierung Myanmars hostet. „ Wenn Sie eine Lesung möchten, dann wenden Sie sich doch an Frau Kyi Kyi Sein. Sie hat das Projekt der Digitalisierung geleitet.“

Sie hatte noch viel mehr getan, wie ich später erfahren sollte. Frau Kyi Kyi Sein berät in ihrer Funktion als Präsidentin der Gesellschaft der burmesischen Zukunftsdeuter die Regierung Myanmars. Es ist im Wesentlichen ihrer Initiative zu verdanken, daß sich Myanmar ganz überraschend für das Ausland im Jahr 2005 eine neue Hauptstadt zulegte. Naypyidaw , der „Sitz der Könige“ im Herzen Myanmars ist rein flächenmäßig achtmal so groß wie Berlin.

Bereits ab 2000 begann die Errichtung der nach astrologischen Gesichtspunkten geplanten neuen Hauptstadt Myanmars. Während westliche Medien später vermeldeten, die burmesische Militärregierung „fürchte die Intervention des Westens im Namen der Demokratie“, ist es in Asien so ungewöhnlich nicht, neue Hauptstädte zu errichten, wenn die alten Anlagen energetisch nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprechen. Yangon, das alte politische und administrative Zentrum Myanmars, ist mit nahezu acht Millionen Einwohnern immer noch die bedeutendste Stadt Myanmars, doch energetisch steht sie in den Augen der Burmesen für die längst vergangene Kolonialzeit unter der Herrschaft Großbritanniens und anderer fremder Mächte. Yangon ist kein Wechsel auf die Zukunft. Daher mußte eine neue Hauptstadt her, und Frau Kyi Kyi Sein wußte, wo sie zu bauen war. ​

Als dann im Jahr 2005 Naypyidaw, der Sitz der Könige“ mit einer großen Parade eingeweiht werden sollte, stellten Myanmars Zukunftsdeuter eine weitere Forderung. Alle Mitglieder der Militärregierung sollten anläßlich dieser Zeremonie in Frauenkleidern erscheinen. Damit würden männliche und weibliche Energien im Sinne der göttlichen Harmonie ausgeglichen. Niemand verweigerte sich diesem Ansinnen. Niemand lachte darüber. Jeder folgte der Einladung. Die Militärs erschienen in Frauenkleidern, geschminkt und zurecht gemacht wie Bräute am schönsten Tag ihres Lebens. 

So nahmen sie die Parade der schneidigsten Truppen der Republik ab.

Seit diesem Tag schlägt das Herz Myanmars in Naypyidaw, dem Sitz der Könige.

Trotz ihrer offensichtlichen Popularität war es nicht einfach, Frau Kyi Kyi Sein zu finden. Erst nach einigen Tagen hatten meine birmanischen Freunde Erfolg, und konnten einen Termin vereinbaren. 

Das unscheinbare Büro der Zukunftsdeuterin befindet sich im ersten Stock des Bogyoke Aung San Market. Der auch als Scott Market bekannte Basar ist bedeutendes Einkaufszentrum m Zentrum von Yangon. Hier werden in mehr als 2.000 Geschäften alle erdenklichen Waren feilgeboten – von Lebensmitteln über Bekleidung bis hin zu wertvollen Schmuckstücken, Kunsthandwerk und Antiquitäten. Wer es darauf anlegt, kann in diesem Basar leicht einen ganzen Tag verbringen.

Zwischen einer Schneiderei und einer Zahnarztpraxis erwartete mich Frau Kyi Kyi Sein dann zur vereinbarten Stunde in ihrem schmucklosen Büro. Sie hatte ihren Laptop bereits in Betrieb. Von Palmblattmanuskripten, wie ich sie aus Indien, Sri Lanka oder Bali kannte, gab es hier erwartungsgemäß keine Spur. 

Ich fragte nach den Angaben, welche sie benötigte, um meine Palmblattinformation zu finden. 

„Ich brauche Ihren kompletten Namen und das Geburtsdatum. Geburtsort und die genaue Geburtszeit, wenn Sie diese wissen, sind auch hilfreich,“ ließ mich Frau Kyi Kyi sein wissen. „Die Informationen sind nach kalendarischen Angaben geordnet.“ Sie tippte meine Angaben konzentriert in die Suchmaske des Programms. Danach ein Mausklick, und kurz darauf spuckte der drahtlos vernetzte Drucker jede Menge Papier aus. Die Seiten waren in Burmesisch und Englisch bedruckt. 

Bild: Thomas Ritter

Frau Kyi Kyi Sein ordnete den Papierstapel, und das eigentliche Nadi-Reading begann.

„Sie sind bei ihrer Mutter aufgewachsen, die nicht verheiratet ist. Die Eltern Ihrer Mutter lebten im gleichen Haus. Sie hatten eine sehr behütete und glückliche Kindheit.“ Das stimmte.

„Ihren Vater haben Sie nie kennen gelernt. Der Mann, der als Ihr Vater gilt, ist im Monat November des Jahres 1994 verstorben.“ „Das trifft zu.“

„Sie haben studiert, und beschäftigten sich dabei mit Gesetzen, mit dem geschriebenen Recht ihres Landes. Dieses Studium haben sie nicht abgeschlossen.“ „Ja.“

„Derzeit führen Sie Ihr eigenes Geschäft. Sie veranstalten Reisen und schreiben Bücher. Sie haben in den vergangenen zwei Wochen eine Reisegruppe durch Myanmar begleitet. Die Gäste sind inzwischen abgereist.“ Auch dies traf zu.

Weiter hieß es in meinem Reading:

„Lord Buddha sagt in diesem Palmblatt, daß du auf diese Welt zurückgekehrt bist, obwohl sich der Zyklus deiner Leben bereits vollendet hatte. Du kamst, um anderen Menschen bei ihrer Entwicklung zu helfen.

Deine besondere Stärke ist die Kommunikation mit anderen Menschen – du schreibst, du reist und du berätst andere Menschen. Dies ist deine Aufgabe in diesem Leben.

Du wirst für andere da sein, die auf der Suche nach ihrem Weg sind und wirst ihnen helfen, diesen eigenen Weg zu finden. Du organisierst Reisen und Seminare. Damit verdienst du auch deinen Lebensunterhalt.

Auch wirst du mit den Ideen, die du in deinen Schriften verbreitest, nicht nur Freunde gewinnen, sondern auch mächtige Gegner. Dies werden jene sein, die sich den Wandlungen des Lebens entgegenstellen, weil sie verkennen, daß das Bild, welches sie sich von der Welt machten, nicht die Wahrheit ist. Für sie bedeutet die materielle Welt des Kali Yuga Macht und in der Macht sehen sie den Sinn ihres Lebens. Aber du bist gekommen, um Veränderung zu bringen und den Menschen zu helfen, sich aus den Fesseln der Materie zu befreien. 

Du wirst in den kommenden Jahren noch mehr dem Schreiben zuwenden als bislang. Viele wichtige Anregungen und Inspiration wirst er aus den vedischen Texten und den Epen Indiens beziehen. Du wirst deine Kenntnisse und dein Wissen in Seminaren, Vorträgen und Büchern weitergeben.

Doch du wirst auch sehr viel reisen in den nächsten Jahren, um deine Kenntnisse von der Welt und den alten Wissenschaften zu erweitern. Auf deiner Suche wird es dir gelingen, zunächst auf spirituellem Wege, doch in späterer Zeit auch körperlich, die Tore zu anderen Welten zu durchschreiten und an dem Wissen der Wesen dieser Welten teilzuhaben. 

Du wirst jedoch auch auf Reisen gehen, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, dieselben Erfahrungen zu machen, die du selbst gemacht hast. Du wirst für andere Reisen organisieren und sie auf diesen Reisen begleiten.“

Als Basis einer solchen Palmblattlesung, des „Nadi-Readings“ gilt die Lehre vom Shuka-Nadi. Dabei steht „Shuka“ für göttliche Weisheit und „Nadi“ für einen bestimmten Augenblick der Zeit. Diese Lehre beruht auf der Wahrnehmung von Vergangenheit und Zukunft jenseits unseres herkömmlichen Raum-Zeit-Begriffes. Darauf aufbauend, soll das Shuka-Nadi eine lebensberatende Funktion ausfüllen.

Nach der Lehre des Shuka Nadi existieren neben unserer dreidimensionalen Welt noch weitere, sehr komplexe Ebenen oder Dimensionen. Diese sind transzendent und mit unserer Wirklichkeitsebene auf eine bestimmte Weise miteinander verbunden. Normalerweise beeinflussen sich diese Ebenen nicht gegenseitig, daher können sie auch nicht wahrgenommen werden. Nur bei Veränderungen oder der Störung des Gleichgewichts dieser Sphären werden sie auch von weniger sensitiven Menschen bemerkt. Vorahnungen oder auch das kurzfristige Versetzen in andere Zeitebenen sind die Auswirkungen dieser Phänomene. Nach dieser Auffassung sind nicht nur individuelle Schicksale in der Akasha-Chronik gespeichert, sondern alle Ereignisse der Menschheitsgeschichte. 

Es heißt, daß sich jeder Mensch und jedes Geschehen in der Akasha-Chronik wiederfindet. Die Akasha-Chronik enthält also alles, was in diesem Universum war, was ist und was jemals sein wird. Für jemanden, der es gewohnt ist, in den westlichen Maßstäben des Verständnisses von Raum und Zeit zu denken, wird diese Aussage sicher nur sehr schwer nachvollziehbar sein. Sie basiert auf einem völlig anderen Zeitbegriff – nicht auf der linearen Abfolge von Ereignissen, welche das Abendland als Geschichte begreift, sondern auf einer Art von Zeitlosigkeit, die sich als Gleichzeitigkeit aller Ereignisse und Prozesse im Universum manifestiert. Die „Zeit“, so wie wir sie begreifen und „messen“, ist demnach nichts Anderes ein von unserem Gehirn kreiertes Ordnungssystem, mit dem es uns erst möglich wird, sich in Raum und Zeit – also dem gleichzeitigen Ablauf aller Ereignisse – zu orientieren. Im Folgenden soll ein recht einfacher, bildhafter Vergleich benutzt werden, der sich an unserem westlichen Zeitverständnis orientiert, um zu erklären, wie es den Rishis gelang, die Schicksale bestimmter Personen aus der Akasha-Chronik zu lesen. 

Stellen wir uns die Zeit als einen gigantischen Strom vor, der sich aus der Vergangenheit von einer imaginären Quelle – der Einfachheit halber wollen wir sie mit dem Urknall, dem Beginn unseres Universums gleichsetzen – über die sich ständig im Fluß befindliche „Gegenwart“ in die Zukunft bewegt, bis hin zu jenem fernen Punkt, an dem das Universum einmal aufhören wird zu existieren. Stellen wir uns dieses „Ende aller Form“ deshalb als einen gigantischen Ozean vor, in den der Strom der Zeit mündet. Wir schwimmen wie alle anderen Wesen auch für einen bestimmten Abschnitt in diesem Strom der Zeit – tauchen an einer Stelle auf, um nach dem Ablauf unserer Lebensspanne wieder darin zu versinken. Dabei ist es für diese Erklärung erst einmal nicht notwendig, weiter zu diskutieren, ob wir nun nur einmal in diesem Strom auftauchen, wie es das westliche Verständnis von Geburt und Tod aussagt oder ob wir, gemäß der östlichen Lehre der Wiedergeburt, viele tausend Male in verschiedenen Abschnitten dieses Flusses der Zeit schwimmen. 

Als Schwimmer in diesem Zeitstrom ist unser Blickfeld natürlich stark eingeschränkt, so daß wir immer nur einen sehr geringen Teil der Strecke wahrnehmen, die vor uns liegt. Dies mögen im Einzelfall jeweils wenige Stunden, Tage oder allenfalls Wochen sein Nur für diesen kurzen Abschnitt ist es uns möglich, unser Leben wirklich zu überschauen und entsprechend zu agieren, statt nur zu reagieren. Weiter reicht unser Blick nun einmal nicht in die Zukunft. 

Es hat jedoch in allen Epochen der Geschichte Menschen gegeben, denen es möglich war, diese engen Begrenzungen zu überwinden. Stellen wir uns vor, dies seien jene Schwimmer im Strom der Zeit, denen es gelungen ist, den Fluß zu verlassen und an dessen Ufern zu wandeln. Wenn sie flußabwärts entlang des Stromes gingen, mochte es sein, daß sie ein wenig schneller waren als die Strömung der Zeit, in der alle anderen dahintrieben. So war es diesen einsamen Wanderern am Rande der Zeit möglich, eher als alle anderen die Untiefen (Verflachung des geistigen Lebens, Versinken in der Welt der Materie), die Stromschnellen (Kriege und Naturkatastrophen) und auch die toten Seitenarme (gescheiterte persönliche oder gesellschaftliche Entwicklungen) im Strom der Zeit zu erkennen. 

Die Menschen, denen das gelang, waren zu allen Zeiten als Wahrsager oder Propheten bekannt. Michael de Notre Dame, genannt Nostradamus, der Amerikaner Edgar Cayce und Niclaas, der „Siener“ van Rendsburg gehörten zu ihnen. 

Anderen Wesenheiten jedoch gelang es, sich über dem Strom der Zeit emporzuschwingen und aus der Höhe mit scharfem Blick zu überschauen, was in dem mächtigen Fluß der Zeit vor sich ging. Und irgendwann befanden sich diese Wesen so hoch über dem Strom der Zeit, daß sie ihn von seiner Quelle (der Entstehung des Universums) bis zu seiner Mündung (dem Ende aller Form) überschauen konnten. Aus dieser Position heraus brauchten sie nur noch die Ereignisse zu beschreiben, welche sich ihnen darboten, und die sie einer Aufzeichnung wert befanden. Aus einer solchen – natürlich rein geistig zu verstehenden – Position heraus mögen die Rishis einstmals all jene Informationen bezogen haben, die sie dann in den Texten der Palmblattmanuskripte niederlegten. Diese Schilderung stellt nur ein bildhaftes Beispiel dar, doch hoffe ich, dass sie zu verdeutlichen hilft, welch brisante Informationen die Palmblattbibliotheken bergen. Es ist nicht mehr und nicht weniger als unser aller Fahrplan in die Zukunft, den die Rishis für uns aufgezeichnet haben.

Die Akasha-Chronik, welche in ihrer Eigenschaft als Weltgedächtnis den eigentlichen Grund für jegliche Zukunftsdeutung liefert, hat allerdings nicht ausschließlich beschreibenden Charakter. Sie gleicht vielmehr einer Art von virtuellem Speicher, der ständig Dinge und Ereignisse aufnimmt, die initialisiert oder verändert werden. Daher schreibt die Akasha-Chronik den Verlauf von Ereignissen nicht unausweichlich vor. Es ist vielmehr so, dass jeder Mensch durch die Kraft seiner Gedanken im Stande ist, aktiv an diesem Prozeß teilzunehmen. 

Durch unsere Emotionen, unsere Gedanken, Worte und Taten setzen wir Ursachen, deren Auswirkungen wir später erleben. Die Buddhisten nennen das Karma. Die Zukunftsdeutung ist in diesem Sinne ebenso wie die Akasha-Chronik lediglich Hilfsmittel zur Klärung von Ursachen, die in der Vergangenheit liegen und sich in der Gegenwart auswirken oder sich erst noch möglicherweise in der Zukunft auswirken werden. Die eigene Zukunft mittels einer Palmblattlesung zu kennen, bedeutet eben gleichzeitig auch, diese Zukunft beeinflussen zu können. 

Angst, Panik oder das Festhalten am Althergebrachten in Anbetracht der aktuell stattfindenden tiefgreifenden Veränderungen sind demnach falsche Signale. Die Wendezeit, in der wir leben, hat gemäß den Aussagen der Schöpfer der Palmblattbibliotheken nichts Erschreckendes an sich. Sie ist vielmehr eine große Chance zur Weiterentwicklung jedes Individuums ebenso wie der gesamten Menschheit. Eine solche Chance erhalten wir nur einmal in vielen Tausend Jahren. Nutzen wir sie!

Weitere Informationen zu den Bibliotheken des Schicksals und interessanten Reisen mit dem Autor gibt es hier:

Thomas Ritter, An der Frauenkirche 18, 01067 Dresden

Tel. / Fax: 0351-48454165, Mobil: 0172-3516849

www.thomas-ritter-reisen.de 

Bild: Thomas Ritter

Begriffserläuterungen

Akasha Chronik: Das Weltgedächtnis – ein zeitloses Kontinuum in Form eines virtuellen Informationsfeldes, welches alle Ereignisse enthält, die jemals waren, sind oder sein werden. 

Buddha: Siddhartha Gautama lehrte als Buddha den Dharma und wurde als solcher der Begründer des Buddhismus. Er wird im Allgemeinen als „der historische Buddha“ bezeichnet.

Kali-Yuga: das „Eiserne Zeitalter“ oder das “Zeitalter von Streit und Heuchelei”, welches vor fünftausend Jahren begann.

Rishis: bedeutet wörtlich „Rasende“ oder besser „Seher“. Die Rishis waren die Heiligen des vedischen Zeitalters in Indien. Das Sternbild „Großer Wagen“ steht mit seinen Sternen für die Sieben Rishis.

Veden: Der Hinduismus begründet sich in den Veden, d.h. heiliges Wissen, die von den Weisen (Rishis) „erschaut“ wurden und die sie dann in Worte faßten. Lange Zeit wurde dieses Wissen nur mündlich überliefert, seine Hüter wurden Brahmanen genannt, im ursprünglichen Sinne eine spirituelle Bezeichnung für einen Wissenden, einen, der im Kontakt mit dem Brahman steht. Erst später wurden diese rituellen und magischen Formeln, Lieder, Opfergebete und Hymnen in Alt-Sanskrit aufgeschrieben. Im Mittelpunkt stand dabei immer das Opfer, das auf genau vorgeschriebene Art ausgeführt werden mußte, um das Wohlwollen der Götter und die universelle Harmonie aufrecht zu erhalten. Die Bedeutung des Opfers erklärt sich schon allein aus der Tatsache, daß die Arier ein nomadisierendes Hirten- und Kriegervolk waren und somit Kulthandlungen in Tempeln, wie wir sie aus dem heutigen Hinduismus kennen, gar nicht möglich waren. Ebenso waren in dieser Zeit natürlicherweise personifizierte Naturgewalten wie Agni, Surya und Indra von großer Bedeutung. Sinn der Opferhandlungen war es, die Gunst der Götter auf sich zu ziehen, um recht irdische Dinge zu erlangen, wie viele Söhne, Wohlstand etc. Dem im Sinne des Dharma Lebenden, der alle Regeln seiner Kaste bezüglich Familie, Beruf, Gesellschaft etc. erfüllte, stand nach dem Tode das Land der Väter offen (entspricht der westlichen Vorstellung des Paradieses). Diese Religionsauffassung wird als Religion des Genießens im Gegensatz zu den später entstandenen Upanishaden verstanden, wo der Schwerpunkt auf der Erlösung (Moksha) liegt. Die ältesten vedischen Hymnen sollen in die Zeit bis 1500 v.Chr. zurückgehen, während die ältesten Upanishaden ab 750 v.Chr. anzusiedeln sind.

Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.