Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ruft das Jahr 2020 zum Kaiserjahr in Rheinland-Pfalz aus. Das Kaiserjahr wird von der großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ vom 9. September 2020 bis zum 18. April 2021 im Landesmuseum Mainz beherrscht. Ein schwerer und gediegener Katalog vervollständigt die faszinierende Ausstellung.
Es ist anzuraten, den Katalog, das gewichtige schwere und große Buch, wegen seiner Unhandlichkeit nicht zur Ausstellung mitzunehmen.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Bernd Schneidmüller:
Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa.
wbg Theiss ISBN-13: 978-3806241747
560 Seiten 48€
Der Katalog liegt schwer auf der Hand. Es ist unmöglich, das gesamte herrliche Werk zu besprechen. Den Nord-Eifeler erfreut, dass Dr. Karl Graf zu Eltz im Kuratorium sitzt. Ein Großteil der Leihgaben zur Ausstellung kommen aus ganz Deutschland und aus vielen Regionen Frankreichs.
Eine kurze Kaisergeschichte:
Der Titel „Kaiser“ hat einen universellen Anspruch. Karl der Große ist weder ein deutscher, noch ein französischer Kaiser, sondern Römischer Kaiser, der von einem Papst gesalbt wird. Ohne päpstlichen Segen kann kein König jemals Kaiser werden. Und es gibt damals im Mittelalter nur einen Kaiser! Die oströmischen Kaiser werden in westlichen Europa vernachlässigt. Erst nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sprießen in Frankreich, Österreich, Großbritannien und sogar Deutschland (Preußen) viele weitere unechte Kaiser aus dem Boden. Das deutsche Kaisertum dauert weniger als 5 Jahrzehnte von 1871 bis 1918. Die Osteuropäischen Kaiser in Bulgarien, Serbien und Russland versehen sich als Nachfolger der Oströmischen Kaiser.
Ausstellung:
Beginnen wir mit Karl dem Großen, der in Aachen seinen Thron hat. Dieser durch seine Schlichtheit beeindruckende, ja überwältigende Kaiserthron Karls befindet sich im Dom zu Aachen. Unbedingt aufsuchen! Nicht daraufsetzen: soll Unglück bringen und ist zudem verboten!
Sehr hilfreich ist die Karte auf den Seiten 60&61 des Katalogs, die das gesamte Frankenreich der Karolinger abbildet. Ende des 9. Jahrhunderts (S. 69) gibt es bereits ein Ost- und ein Westfränkisches Reich. Beinahe alle Kaiser entstammen dem deutschen Ostfränkischen Reich. Kriegswichtig ist ein zweischneidiges Hieb-Schwert mit breiter Klinge (Spathae, S.91).
Wie auch noch heute die Aachener (CHIO Aachen: Concours Hippique International Officiel) ist Karl der Große eine Pferdenarr. Sporen und Steigbügel aus seiner Zeit dürfen bewundert werden. Die Karolingische Reiterstatue aus Metz zeigt nicht Karl den Großen, sondern seinen Enkel Karl den Kahlen.
Wunderschön und höchst modern wirkt der 1.000-jährige Fingerring des Erzbischofs aus Trier.
Es ist mehr als lobenswert, dass die Ausstellung das jüdische kulturelle und religiöse Leben des Mittelalters aufgezeigt. Die jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz (Kurzform „Schum“, hebr. Knoblauch) werden ausführlich besprochen. Mainz ist der Sitz der ältesten aschkenasischen (deutsch, osteuropäisch) Jeschiwa (jüdische Hochschule).
Die Tabula Peutingeriana ist die älteste Straßenkarte der Welt und stammt aus dem 4. Jahrhundert. Sie zeigt das römische Straßennetz von den Britischen Inseln über das Mittelmeer, den Nahen Osten bis nach Indien und nach Zentralasien. Damit übertrifft diese Karte jeden Navigator.
Für Numismatiker ist der Besuch dieser Ausstellung sehr lohnenswert.