Coso Rock Art – Ancient Aliens in Kalifornien?

Die Geheimnisse von Coso Range

Coso Rock Art; Bild: Thomas Ritter

Petroglyphen, auch als Felsgravuren bezeichnet, sind Bilder abstrakter oder konkreter Natur, die durch das Eingravieren von Linien und Symbolen in Felsen zustande kommen. Diese Petroglyphen werden weltweit gefunden. Sie sind nicht zu verwechseln mit Felsbildern, die durch die Verwendung eines Farbauftrages auf den Felsen entstanden sind.

Die meisten Petroglyphen und Felsbilder erzählen zu allen Zeiten weltweit eine gleiche Geschichte – bereits vor Tausenden Jahre haben Menschen ihre Reise von der Geburt bis zum Tod beschrieben, und ihren Glauben an die Schöpfung bildlich dargestellt. Manchmal können Petroglyphen so relativ leicht eingeordnet werden, wenn mehr über die Religion, die Mythen und Legenden der jeweiligen antiken Zivilisation bekannt ist. 

Allgemein scheint es, daß Petroglyphen weltweit eine einheitliche oder zumindest ähnliche rituelle Sprache verwenden, die aus den immer gleichen Archetypen und Symbolen besteht. So ähneln Felsgravuren des antiken Britannien oder Irland denen im Gebiet des Westens der heutigen USA ebenso, wie solchen Felszeichnungen aus dem alten Indien. Diese Parallelen verblüffen umso mehr, da die Petroglyphen zu einer Zeit entstanden, als es nach moderner Auffassung den Bewohnern verschiedener Kontinente noch nicht möglich gewesen sein soll, miteinander zu interagieren. Natürlich vermag der Zufall hierbei eine Rolle zu spielen, doch reicht dies als Grund für die erstaunlichen Übereinstimmungen nicht aus. Entweder lernten die Menschen der verschiedenen Kulturen damals von den gleichen (kosmischen?) Lehrmeistern oder sie waren in der Lage, weitaus längere und schnellere Reisen zu unternehmen, als wir ihnen bisher zubilligen. Natürlich ist auch eine Kombination aus beiden Faktoren denkbar. 

Eine andere Entstehungstheorie geht davon aus, daß die Felszeichnungen von Schamanen in einem besonderen Bewußtseinszustand geschaffen wurden, der möglicherweise die Verwendung natürlicher Halluzinugene beinhaltete. Viele der geometrischen Muster, die bei den Petroglyphen und Höhlenmalereien immer wieder auftauchen, scheinen buchstäblich im menschlichen Verstand verankert zu sein, denn sie tauchen als visuelle Wahrnehmungsstörungen oder Halluzinationen im Zusammenhang mit Drogengebrauch, Migräne oder anderen Stimuli ebenfalls auf.

Die Vertreter der Paläo Seti These hingegen erblicken in den dargestellten fremdartigen Figuren Außerirdische, welche einst die Erde besuchten. Sie sollen von unseren Vorfahren weltweit als Götter verehrt, und daher auf diese Weise dargestellt worden sein. 

Der Coso Rock Art District, bestehend aus dem Großen und den Kleinen Petroglyphen Canyon, birgt mehr als 100.000 Felszeichnungen, die entweder von steinzeitlichen Kulturen oder den indianischen Ureinwohnern der Region stammen. Das genaue Alter der einzelnen Darstellungen ist noch nicht erforscht, als sicher gilt aber, daß die meisten mehr als 10.000 Jahre alt sind. 

Coso Range als Zentrum des Rock Art District befindet sich zwischen der Sierra Nevada und Argus Range. Das Indian Wells Valley liegt südlich dieser Region. Auf einem Gebiet von rund 1.000 km2 sind die Bilder in das Basaltgestein der Gegend graviert. Nicht nur in den beiden bereits erwähnten Canyons, sondern ebenso in Sand Tanks, Haiwee Springs, Dead End Canyon und dem Sheep Canyon. Man kann mit Fug und Recht hier von der größten Petroglyphenansammelung der westlichen Hemisphäre sprechen. Sie ist allerdings nur beschränkt zugänglich, denn das Gebiet um Coso Range liegt im Bereich der Naval Air Weapons Station von China Lake. 

Die Mehrzahl der Darstellungen von Coso Range läßt sich in sechs Kategorien einordnen: Dickhornschafe, geometrische Abbildungen, antropomorphe oder menschenähnliche Geschöpfe (einschließlich Tiermenschen), andere Tiere, Waffen und Werkzeuge sowie Medizinbeutel. 

Die einzigartige Lage des Coso Rock Art District auf einem militärischen Gelände sorgt für den außerordentlich guten Erhaltungszustand der Darstellungen. Restriktiv gehandhabte Zugangsbeschränkungen verhindern Beschädigungen oder Vandalismus. China Lake befindet sich nahe des Städtchens Ridgecrest in Kalifornien. Der öffentliche Zugang ist lediglich für den unteren Renegade Canyon (auch bekannt als Kleiner Petroglyphen Canyon) erlaubt. Die geführten Gruppenbesichtigungen werden durch spezielle Guides begleitet, die eine entsprechende Erlaubnis besitzen. Solche Touren finden ausschließlich im Frühling und Herbst statt. Die jeweiligen Daten werden rechtzeitig auf der Website des Maturango Museums in Ridgecrest veröffentlicht (https://maturango.org/petroglyph-tours/).   

Der Große und der Kleine Petroglyphen Canyon wurden bereits 1964 zum Nationalen Kulturgut erklärt. 2001 gliederte man sie in den größeren Landschaftspark des Coso Rock Art Districts ein. Im November 2007 führte die Los Angeles Times in einem Artikel den Rock Art District unter den Top 15 Sehenswürdigkeiten Kaliforniens auf, die unbedingt besucht werden sollten. 

Während Archäologen seit einem halben Jahrhundert über die Bedeutung der Bilder streiten, bleibt ihre ursprüngliche Bedeutung weiter ein Geheimnis. Dabei scheint keiner der Beteiligten erfaßt zu haben, daß es sich bei Coso Range einst um einen der bedeutendsten spirituellen Orte ganz Nordamerikas gehandelt haben muß.

Für die Anhänger der Paläo Seti These ist Coso Range ein weiterer Weltraumbahnhof, ein Ort, an dem unsere Vorfahren ihren Lehrmeistern aus dem All begegneten. Etliche der dargestellten Figuren wirken auch tatsächlich so, als stammten sie nicht von dieser Welt.

Von manchen Forschern, wie etwa Polly Schaafsma wird eine andere, eher spirituelle These favorisiert. Demnach seien diese Darstellungen  schamanisch inspirierte Kunstwerke, welche im Zusammenhang mit ritueller Arbeit der Ureinwohner entstanden sind. Für Ms. Schaafsma deutet die Schlangenform zahlreicher Figuren auf einen Aspekt, der Wasser und andere Quellen des Lebens einschließt. Diese schamanische Tradition sei unter den damaligen Einwohnern der gesamten westlichen Welt verbreitet gewesen. 

Auch die ungewöhnlichen Körperdarstellungen der abgebildeten Wesen zieht Ms. Schaafsma als Beleg für ihre These heran. Die Schamanen sollen mit der Hilfe verschiedener Geister in der Lage gewesen sein, spirituelle Reisen sowohl in himmlische Gefilde als auch in die Unterwelt zu unternehmen, wo sie mit geheimnisvollen „Quellen der Macht“ zu kommunizieren pflegten. Halluzinative und visionäre Erfahrungen charakterisieren demzufolge diese schamanischen Trancereisen, die wohl auch unter Zuhilfenahme halluzinogener Stoffe unternommen wurden.   

Die Ergebnisse und Erfahrungen dieser spirituellen Reisen sollen die Schamanen dann durch künstlerisches Wirken kommuniziert haben, was zur Erschaffung der weltweiten Felsgravuren führte. 

Doch niemand weiß heute wirklich, wen oder was die fantastischen Figuren von Coso Range wirklich repräsentieren. Sie bleiben nach wie vor rätselhaft.

Kein Wunder, daß so mancher „New Age“ Bewegte hier in den kargen Weiten Kaliforniens einen „Vortex“ vermutet – ein Tor zu den Sternen oder zu anderen Dimensionen des Seins, so wie dies auch beim britischen  Glastonbury oder den ägyptischen Pyramiden vermutet wird. Ob man solchen Vorstellungen folgt oder auch nicht, mag dahinstehen – der Besuch von Coso Range und der Anblick der dortigen „Rock Art“ ist eine zutiefst bewegende Erfahrung, die zu weiteren Forschungen und Gedankenexperimenten einlädt. 

Es ist zu hoffen, daß die Petroglyphen in den Canyons auch künftigen Generationen als Objekt einer wissenschaftlichen oder spirituellen Suche erhalten bleiben, und nicht, wie von der Verwaltung in Ridgecrest beabsichtigt, zur bloßen Touristenattraktion mutieren.

https://www.thomas-ritter-reisen.de

Begriffserklärungen:

Antropomorph: von humanoider Gestalt, menschenähnlich 

Naval Air Weapons Station China Lake: Versuchs- und Erprobungseinrichtung der amerikanischen Marine für Luftabwehrsysteme, vor allem Raketen

Paläo Seti These: Die Prä-Astronautik oder  Paläo Seti These untersucht die mögliche Präsenz außerirdischer Intelligenzen auf der Erde in vorgeschichtlicher Zeit und dem Altertum. Von ihren Anhängern wird die Prä-Astronautik als eine Protowissenschaft verstanden, welche Erkenntnisse aus den Altertumswissenschaften mit den Erkenntnissen der Astronomie und Astronautik kombiniert. 

Petroglyphen: Eine Petroglyphe (aus dem Griechischen πέτρος petros „Stein“ und γλύφειν glýphein „schnitzen“; Plural: Petroglyphen) ist ein in Stein gearbeitetes Felsbild (im Englischen Rock Art – Felskunst – genannt) aus prähistorischer Zeit. Anders als bei einer Felsmalerei ist eine Petroglyphe graviert, geschabt oder gepickt und damit in den Untergrund eingetieft. 

Schamane: Die aus Sibirien entlehnte und seit Ende des 17. Jahrhunderts im Deutschen verbreitete Bezeichnung Schamane wird in zwei verschiedenen Lesarten verwendet, die sich aus dem jeweiligen Kontext erschließen:

  1. 1.Im engeren, ursprünglichen Sinne sind Schamanen ausschließlich spirituellen Spezialisten der einzelnen Ethnien des sibirischen Kulturkreises (Nenzen, Jakuten, Altaier, Burjaten, Ewenken, auch europäische Samen u.a.), bei denen das Vorhandensein von Schamanen von europäischen Forschern als wesentlichstes gemeinsames Kennzeichen erachtet wurde.
  2. 2.Im weiteren, häufig verwendeten Sinne dient die Bezeichnung Schamane als Sammelbegriff für ganz unterschiedliche spirituelle, religiöse, heilerische oder rituelle Spezialisten, die bei verschiedensten Ethnien weltweit als Vermittler zur Götter- und Geisterwelt fungieren, und denen entsprechende magische Fähigkeiten zugesprochen werden. In den meisten Weltgegenden setzen sie dies im Sinne kultischer und/oder medizinischer Handlungen zum Wohl der Gemeinschaft ein. Sie üben dazu verschiedene mentale Praktiken und Rituale (zum Teil unter Drogengebrauch) aus, mit denen die normale Sinneswahrnehmung erweitert werden soll, um aus verschiedenen Gründen Kontakt zu den „Mächten des transzendenten Jenseits“ aufnehmen zu können. In diesem Kontext wird auch der Medizinmann – im ursprünglichen und engeren Sinne der „Begleiter und Berater nordamerikanischer Indianer für den Umgang mit deren Medizin, der Kraft aus dem Kontakt mit geistigen und natürlichen Wesen“ – im weiteren Sinne ein Heilkundiger aus traditionellen Kulturen oder die Medizinfrau amerikanischer oder australischer Stämme als Schamane bezeichnet. 

Verwendete Literatur

Internetquellen:

The Rock Art Engravings of Coso Range – Bradshaw Foundation

http://www.bradshawfoundation.com/coso/index.php

Coso rock Art District

https://www.atlasobscura.com/places/coso-rock-art-district

Printmedien

Mansell, Chris, Ancient British Rock Art, Wooden Books, 2007

Times of India, Chennai, Freitag, 18. Juli 2014, Seite 11

Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.