Martin Puchner: Die Macht der Schrift

Wie Literatur die Geschichte der Menschheit formte

Bild und Schrift, Foto: Stefan Groß

Martin Puchner: Die Macht der Schrift. Wie Literatur die Geschichte der Menschheit formte, Blessing Verlag, München 2019, ISBN: 978-3-89667-561-3, 26 EURO (D)

Die Geschichte unserer Zivilisationen in den vergangenen vier Jahrtausenden ist eine Geschichte des geschriebenen Wortes. Die Verschriftlichung von Gründungsmythen, Erzählungen über Recht und Unrecht hat Weltreiche mehr verändert als Heerscharen von Soldaten: „The pen is mightier than the sword.“ Der Germanist Martin Puchner erklärt, wie Literatur die Geschichte der Menschheit formte und immer noch formt und die Grundpfeiler unserer Zivilisation bilden: „Manchmal versuche ich mir eine Welt ohne Literatur vorzustellen. (…) Das wäre äußerst misslich, beschreibt aber nicht mal annähernd, wie grundlegend anders unsere Welt wäre, wenn es überhaupt nie eine geschriebene Literatur gegeben hätte und Geschichten von jeher ausschließlich mündlich weitergegeben worden wären. (…) Fast jeder religiöser Glaube wäre ohne die Schriften, die in zum Ausdruck brachten und verbreiteten, irgendwann wieder verschwunden.“ (S. 9)

Dies sind unter anderem das Gilgamesch-Epos, die Illias von Homer über den Trojanischen Krieg, die Heilige Schrift, die Geschichte Tausendundeine Nacht, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, das Kommunistische Manifest 1848 oder Harry Potter, die hier behandelt werden. 

Für dieses Buch bereiste er die Orte, wo große Texte geschrieben wurden. Dort sprach er mit Archäologen, Übersetzern und Autoren wie Derek Walcott in der Karibik und Orhan Pamuk in Istanbul. 

Nach dem Vorwort gibt es eine Karte der besuchten Orte und eine Zeittafel der Schriften. Dann folgen 16 Kapitel, in denen jeweils eine Geschichte über Literatur und seine Kraft erzählt wird.

Anhand von zahlreichen Texten, die die Weltgeschichte durch die Jahrtausende geprägt haben, verweist Puchner auf die Macht des geschriebenen Wortes. Er zeigt eindrücklich auf, wie geschriebene Literatur die Welt geprägt hat und immer prägen wird. Außerdem sind seine Reiseeindrücke spannend geschrieben, die ein gelungenes Buch abrunden.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.