Corona: Im Gefängnis hat man wenigstens noch Hofgang

Gedanken in der Pandemie 23 – Apokalyptiker & Integrierte

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„In der Welt gibt es eine schreckliche Sache, nämlich dass jeder seine guten Gründe hat.“
Jean Renoir, „La règle du jeu“

„Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht

Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht, „Die Dreigroschenoper“

Heiligt der Zweck eigentlich die Mittel? Wir würden diese Frage ja intuitiv in den allermeisten Fällen verneinen. In der Corona-Pandemie verändern sich hier nach meinem Eindruck gerade die Maßstäbe. 

Das muss nichts Schlechtes sein. Vielleicht geht es im Gegenteil gar nicht anders, und vielleicht trifft auch hier der Satz zu, nach dem außergewöhnliche Umstände außergewöhnliche Maßnahmen erfordern. 

Aber gehen wir mal weg von der Ebene der schnellen Bewertung, und schauen auf die Tatsachen. Was geschieht hier? Denkt die Regierung ihr Handeln in diesen Kategorien? Und falls ja: Hat sie recht?

Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 das Mittel der gewaltigen, generellen Rechteeinschränkung und des Herunterfahrens einer ganzen Gesellschaft? 

Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 auch das Mittel gewaltiger Kosten, ganz konkret zur Zeit je nach Berechnung und statistischen Daten zwischen 10 und 400 Millionen Euro pro vermiedenem Corona-Toten? 

Man kann beide Male darauf antworten: „Ja, unbedingt!“ Aber dazu muss man gefragt werden. 

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Weiter zu Mittel und Zweck. Der Zweck muss klar sein zur Normalität. Der Zweck ist nicht, auch nicht für ein paar Wochen, das Leben im Ausnahmezustand, und die Um-Definition dieses Ausnahmezustands zu einer neuen Normalität – oder was immer man sich an Orwellschen Newspeak-Formulierungen dazu noch ausdenken könnte.

Das Mittel zur Rückkehr zur Normalität muss prinzipiell Lockerung sein, nicht Disziplinierung. 

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Andererseits könnte man sich auch auf die Perspektive der Pessimisten einlassen, und einfach mal mitspielen. Da ist zum Beispiel der auf der ganz abstrakten Ebene durchaus vernünftig klingende Vorschlag des Herren vom Braunschweiger Helmholtz-Institut: Michael Meyer-Hermann, der mit Coolness, Zopf und Lederjacke am vergangenen Sonntag ein durchaus auffälliger Gast der letzten „Anne-Will“-Sendung war. Meyer-Hermann ist Physiker, Philosoph und Professor für Systemimmunologie, und als solcher der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Der Mann arbeitet mit sogenannten digitalen Agenten und kann mit denen im Computer verschiedene Modelle durchspielen. 

In der Talkshow und bei anderen Gelegenheiten hat er betont, dass „mit etwas Durchhaltevermögen“ die Zahlen noch weiter zurückgehen würden, und der Wechsel zu einer Containment-Strategie möglich sei. Dafür müsse man die Einschränkungen in Deutschland mindestens aufrechterhalten, am besten noch verschärfen, bis eine Reproduktionszahl von 0,2 erreicht sei. Um dann jeden Einzelfall rückverfolgen zu können. 

Ich gebe zu: Ich glaube nicht an diese Theorien, und weiß auch nicht, was das eigentlich faktisch bringen soll. Dann werden die Fälle zurückverfolgt, okay. Und dann? Sobald man lockert, nehmen ja die Infektionen sofort wieder zu, weil kaum einer immun ist. Auch hier wird also eine lange „Koexistenz mit dem Virus“ vorausgesetzt, die andauert, bis ein Impfstoff da ist. Das hierzulande unter Verruf stehende Konzept der Herdenimmunität setzt dagegen bekanntlich auf schnelle Immunität breiter Bevölkerungsgruppen, jener die so gut wie nicht gefährdet sind – also erstmal aller unter 40-jährigen, dann der bis zu 50-jährigen. Würde das passieren, würde klarerweise auch in absehbarer Zeit die Infektionsrate fallen. 

Das scheint auf Anhieb einleuchtender.

Aber nicht immer ist das, was dem „gesunden Menschenverstand“ einleuchtet, auch das Richtige, noch bin ich Epidemologe oder System-Immunologie. Und es geht eben auch bei mir nicht um persönliche Befindlichkeiten und sowieso geht es nicht um Glaubenssätze. 

Es wäre also eine plausible gesundheitspolitische Position, genau dies entsprechend dem Meyer-Hermann-Vorschlag zu probieren, und zu sagen: Gut, machen wir für die nächsten vier Wochen, bis Ende Mai, noch einem viel härteren, einen hammerharten Shutdown, mit richtigen Ausgangssperren und bösen Sanktionen. 

Aber das kann man nur dann machen, wenn jetzt schon, bevor das Ganze los geht, klar ist: Erstens: Was ist das Ziel? Und zweitens: Was kommt danach? Und wenn nicht nur gesagt wird: „Möglicherweise“ machen wir dies anders und „möglicherweise“ müssen wir es zurücknehmen, sondern anders ganz klare Vereinbarungen; ein Vertrag mit dem Bürger, ein Gesellschaftsvertrag. 

Wenn die Zahlen dann richtig weit unten sind, und die Krankenhäuser noch leerer als jetzt schon, hat das auch Konsequenzen.

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Genau das aber passiert leider alles nicht, auch nicht mit den halbherzigen Maßnahmen, die jetzt geschehen. 

Das Urteil von Michael Meyer-Hermann ist dazu sehr deutlich: „Da ist eine Entscheidung zu treffen grundsätzlich auf der politischen Seite. Ich halte es auch für ratsam, dass man den Weg klar formuliert. Damit man die Menschen mitnimmt und die Bürger und Bürgerinnen wissen, was sie gerade tun. Wofür durchleben sie die Einschränkungen? Um diese lange Koexistenz mit dem Virus zu haben, oder um wirklich das Virus auf niedrige Zahlen runterzukriegen und dann wieder aufatmen zu können? Die beiden Strategien liegen auf dem Tisch. Aber es ist nicht wirklich klar, welche Strategie die Regierung eigentlich verfolgt.“

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„Man muss auch nicht alle Themen zuquatschen“, wurde mir zugetragen. Nun ist „Corona“ vielleicht doch kein „Thema“ wie „der CDU-Vorsitz“, „Europa“ oder „Klimawandel“, was jetzt als Vergleich hoffentlich niemanden ärgert, den auch ich finde, dass „Europa“ zum Beispiel ein wichtiges Thema ist. 

Aber nicht alles und jedes wird von „Europa“ berührt. Von Corona dagegen schon. Corona ist mehr ein Lackmustest für alles andere, ein Brandbeschleuniger, eine Metapher; Corona infiziert die Diskurse und sei es nur dadurch, dass wir gar nicht anders können, als bei jedem Gespräch irgendwann, irgendwie dann doch bei Corona zu landen. 

Dass ist einer von vielen Gründen, warum es jetzt wirklich langsam wieder losgehen muss mit der Fußball-Bundesliga. Zwar infiziert Corona zurzeit auch den Fußball-Diskurs, aber wenn der Ball erstmal wieder rollt, dann geht es wirklich nur noch darum, wer am Samstag gewonnen hat und warum. Nur wenn Werder Bremen absteigt, und vor allem wenn Bayern nicht Meister wird, wird man sagen, Corona sei schuld. 

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Mit „Zuquatschen“ hat das sowieso nichts zu tun, mit destruktivem Gerede und immer Recht-haben auch nicht. Sondern eine öffentliche Gesellschaft lebt von Streit, kontroverser Auseinandersetzung und Diskussionsorgien. Natürlich sind diejenigen ein bisschen lauter als diejenigen, die die Meinung der Mehrheit auf ihrer Seite haben, oder glauben, das es so ist. Das ist der Unterschied einer offenen Gesellschaft zum absolutistischen Staat, wo nur einer sagt, wo es lang geht. Meinungsstreit ist mühsam. 

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Mein persönlicher Star unter den normalen Ärzten jenseits der Virologie und der Wissenschaft ist Clara Lehmann, die Leiterin des Infektions-Zentrums der Kölner Universitätsklinik. Alle paar Tage ist sie im Deutschlandfunk zu hören, meistens zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr. Leider stellte Deutschlandfunk von ihren Sachen längst nicht alles online und auch das nur schlecht auffindbar und nie verschriftlicht wie bei den Virologen und Akademieprofessoren und Politikern immer. Dabei hätten sie, wären sie wirklich schlau, beim DLF schon längst einen Corona-Blog mit Clara Lehmann gemacht – und das nicht etwa, weil da dann mal eine Frau zu hören wäre unter den ganzen Männern (mit gendern aus Prinzip hab ich’s gar nicht so), sondern weil diese Frau wirklich etwas zu sagen hat und eine unglaublich gute und menschliche Art hat, auch irgendwie eine typisch Kölner Gutgelauntheit. 

„Wie kann man Sorge beziffern?“ hat Clara Lehmann neulich gefragt. Tolle Frage! Auch sie gehört er zu den Warnern und Mahnern in dieser Krise. Aber sie tut es immerhin in einem Stil, der human und alltäglich, vollkommen unhysterisch ist, ruhig und gut begründet. 

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Dreiviertel aller ganz alten Infizierten bei ihr, also aller, die schon im Krankenhaus auf der Intensivstation sind, überstehen die Corona-Krankheit, sagte sie heute. 

Sie sagte auch: Wir haben nicht genug diskutiert: Was möchtest du überhaupt? Was möchtest du, was wir mit dir machen?“ Man muss ja auch einmal ehrlich darüber diskutieren, was die Alten überhaupt möchten. Nicht alle möchten nämlich die Vollbehandlung bis zum Tod. 

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Und das ist die schwierige Frage, der wir uns bisher entziehen: Die Pandemie ist ungerecht, Sie ist altersdiskriminierend. Wenn wir darauf mit dem an sich lobenswerten Prinzip der Gleichheit antworten, handeln wir praktisch ungerecht. Zum einen indem wir nicht berücksichtigen, dass das Virus die jüngeren Menschen ohne Vorerkrankungen nicht bedroht. Egal was man hier relativierend und einschränkend dazu sagen kann. 

Das Gleichheitsprinzip ist aber auch innerhalb der Hauptrisikogruppe sehr schnell ungerecht. Weil es keine Rücksicht darauf nimmt, was die Menschen selber wollen. 

„Schützt die Alten!“ ist das richtige Prinzip. Das sollten wir verteidigen. Aber nicht auf Kosten der Betroffenen. Nicht durch alternativlose Isolation. 

„Schützt die Alten!“ bedeutet: „Schützt vor allem die Freiheit der Alten!“ Freiheit und Selbstbestimmung sind wichtiger als Gesundheitsschutz.“ Vor allem sollte niemand vor sich selbst geschützt werden, der das gar nicht will. Nicht vor der eigenen Dummheit oder eigenen Leichtsinnigkeit oder der eigenen Risikobereitschaft. 

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Wir machen es anders, und das hat seinen hohen Preis. Weil nichts klar ist, sperren wir vorsichtshalber mal ab. Und zwar alles. 

Altersheime zum Beispiel. Die meisten Corona-Toten sterben im Altersheim. 

Allerdings muss man wissen, dass das Durchschnittsalter des Eintritts (wohlgemerkt: des Eintritts!) in ein Altersheim bei über 80 Jahren liegt. Diese Gruppe ist nur ein Prozent der deutschen Bevölkerung. Hier gibt es aber ein Drittel aller Todesfälle. 

Das zeigt nicht nur, dass außerhalb eines Altersheims das Leben noch viel ungefährlicher ist, als es Statistiken behaupten. 

Vor allem zeigt es, wo die Ressourcen zu bündeln sind. Hinzu kommt: Heime sind noch grundsätzlich gefährdet, da Heime ähnlich wie Krankenhäuser Infektionsherde sind. 

Jetzt werden die Altersheime rigoros abgeschlossen. Warum? Weil es bürokratisch einfach und opportun ist, und weil die Alten keine politischen Lobbys haben. Schon gar nicht ihr Freiheitsdrang, wo er vorhanden ist. Schon gar nicht zu Corona-Zeiten. 

Nach dem Motto: Die sterben doch eh bald. Die können doch froh sein, dass wir sie schützen. 

Ein Beispiel: Rostock hat sich „als erste Großstadt“ Corona-frei erklärt. (Ist hart gesagt, eine Sprache die mich zu sehr an das auch in Ostdeutschland beliebte „ausländerfrei“ erinnert, aber das nur ganz nebenbei.) 

Rostock also ist Corona-frei, Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland, das am wenigsten von Corona betroffen ist. Ich kann mir die Witze dazu in der „Heute-Show“ schon vorstellen: Nach dem Motto: Wer wohnt denn dort schon außer ein paar Berliner Hipstern, die man jetzt nicht mehr reinlässt? 

Egal: Trotz alldem und den tollen Erklärungen übers Super-Gesundheitssystem in Meck-Pomm sind die Altersheime dort weiterhin zugeschlossen. Man nimmt, wie auch anderenorts, keinerlei Rücksicht darauf, dass Verwandte und Freunde vielleicht die Alten zumindest mit Masken und auf Abstand besuchen könnten. 

Die meisten, die im Altersheim leben, haben heute ein Einzelzimmer. Da muss es doch möglich sein, dass man (erst recht bei Pflegebedürftigen, die sowieso im Bett liegen) eine Glas- oder Plexiglas-Scheibe hineinrollt und wenigstens dann Besucher kommen dürfen, wenn sie auch noch Abstand halten.

Oder im Park oder Garten, wo die Alten auch seit Wochen nicht hindürfen. 

Einfach nur, weil die Politik stur und unflexibel ist. Auf Abstand. 

Sogar im Gefängnis hat man wenigstens noch Hofgang. 

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Ich habe unter anderem hier von Anfang an gesagt, dass ich die Abwehr- und Eindämmungsmaßnahmen gegen das Virus für übertrieben halte. Dass ich insbesondere den totalen Blackout des öffentlichen Lebens und den Lockdown der Wirtschaft für eine Panikreaktion halte. Es ist klar, dass dies von Anfang an eine Lose-lose-Situation war. Wenn ich unrecht haben würde, dann hätte ich eben unrecht gehabt. Hätte ich aber recht gehabt, und das Virus erweist sich als weniger gefährlich, dann liegt das natürlich nur an den großartigen Maßnahmen unserer wunderbaren Bundeskanzlerin. Meine Argumente waren immer: Erstens ist unser Gesundheitssystem besser; zweitens sind in manchen Ländern Antivirus-Maßnahmen mit weniger Radikalität auch erfolgreich; drittens geht es mir darum, auf die Verluste aufmerksam zu machen, von denen aber niemand geredet hat (so schien mir) oder zu wenige jedenfalls. 

Dieser Preis des Erfolgs wird uns lange verfolgen. 

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Weil es aber Wochenende ist, und weiterhin noch über eine Woche Ausnahmezustand, kommen hier noch ein paar vergnügliche Kultur-Tips. 

Noch kann man es hören: Thomas Pynchons „Die Enden der Parabel“ („Gravity’s Rainbow“) als Hörspiel. Bis morgen kann man es beim SWR hören (und runterladen), dann kostet diese Mega-Radiopoduktion knapp 80 Euro als Hörbuch. 

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Und noch kann man auf der arte-Mediathek Olivier Assayas’ Film „Ende eines Sommers“ sehen, der wunderschön ist, und sehr nostalgisch, und von dem heutigen Thema handelt, dem Verhältnis der Generationen, und dem Alten, Früheren, das sich nur leben lässt, nicht festhalten. Im „Filmdienst“ habe ich seinerzeit über ihn geschrieben. Jetzt beim Wiedersehen dachte ich: Wie ganz gegenwärtig der Film doch ist! Gut gealtert, besser als in meiner Erinnerung.

Denn es geht um den grundsätzlichen Ausverkauf unserer Kultur. Häuser, Möbel und Kunst-Gegenstände haben über Jahrzehnte und bisweilen sogar über Jahrhunderte hinweg die Identität einer Familie verkörpert und an nachfolgende Generationen weitergetragen. Dieses Weitertragen scheint heute nicht mehr zu funktionieren: die Objekte verlieren ihre Bedeutung. 

„L’Heure d’été“ wird damit zu einem Film über das Ende des bürgerlichen Zeitalters und über das Downsizing dessen, das einmal „abendländische Kultur“ genannt wurde. Assayas zeigt, dass nicht nur die Gegenstände verschwinden, sondern mit ihnen auch ihre Magie und das Geheimnis, das sie bergen. 

Gleichzeitig handelt der Film auch von Europa und den Folgen der Globalisierung in den Nuller-Jahren. Über den zwischen Amerika und Fernost zerrissenen drei Geschwistern schwebt mehr als nur ein Hauch vom „Bling Bling“ der Sarkozy-Präsidentschaft und des neureichen Börsentrubels, der etwa zeitgleich mit der Premiere des Films im Herbst 2008 in Folge des Finanzcrashs zerbarst. 

Heute, im Abstand, erscheint „Ende eines Sommers“ als durch und durch nostalgischer, fast ein wenig altmodischer Film, erfüllt mit vielen Referenzen an französische Filmklassiker und die französische Malerei. Zugleich aber gelingt dem Film in all diesen Bezügen und Sehnsüchten eine Gegenwärtigkeit, die aus der Vergangenheit eine Art utopische Kraft zu ziehen scheint. Die Inszenierung gleitet nie ins Sentimentale ab, alle Figuren sind gleichermaßen erwachsen und intelligent, verständlich und sympathisch; es sei das Schrecklichste im Leben der Menschen, heißt es in Jean Renoirs „Die Spielregel“, „dass alle gute Gründe haben“.

Erschienen auf out-takes

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