Was ist eigentlich der Europäische Wirtschaftssenat e. V.? Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten Ingo Friedrich

Dr. Ingo Friedrich, Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats e. V., Foto: Stefan Groß

Herr Dr. Friedrich, Sie haben die vergangenen 10 Jahre als Präsident des Europäischen Wirtschaftssenat e. V. Ihren Senat in gute Fahrwasser gefahren. Nun wurden Sie im Dezember 2019 erneut für fünf Jahre gewählt. Glückwunsch dazu! Was macht ein europäischer Politiker, Vizepräsident des Europäischen Parlamentes und Ehrenpräsident beim EWS?

Die Aufgabe des EWS-Präsidenten bietet eine perfekte Möglichkeit die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen unmittelbar an der „Unternehmerfront“ zu spüren und zu überprüfen. Der intensive und permanente Kontakt mit führenden Persönlichkeiten der Wirtschaft ermöglicht es andererseits Ideen und Themen aus der Wirtschaft in die Politik einzubringen. In den kommenden fünf Jahren möchte ich den EWS noch schlagfertiger machen und seinen Einfluss weiter stärken.

Ein Anliegen des Wirtschaftssenates ist die Vernetzung von Unternehmen primär in Europa. Sie haben als Mitglieder nur exklusive Senatorinnen und Senatoren? Ist der Wirtschaftsclub nicht zu exklusiv?

Die Mitglieder des EWS kommen zu einer Hälfte aus Deutschland und zur anderen aus den europäischen Staaten. Insofern ist eine internationale Vernetzung naturgemäß vorhanden. Um von vornherein eine hochqualifizierte Diskussion und Beschlussfassung zu gewährleisten gibt es im EWS strikte Beitrittskriterien, die aber auch mit den Aspekten des so bezeichneten „ehrbaren Kaufmann“ zusammen hängen. Dies alles führt nicht zu einem elitären oder exklusiven Club sondern zu einer besonders interessanten und attraktiven europäisch orientierten Zusammenarbeit führender Unternehmen. So sind wir beispielsweise sehr glücklich, dass unser neuestes Senatsmitglied aus der Weinbranche kommt und das berühmte Weingut Wirsching repräsentiert. 

Was sind die konkreten Aufgaben des Wirtschaftssenates, wo treffen die Entscheider auf die Politik und wie kann der Senat die Politik beeinflussen?

Unser Schwerpunkt liegt in der Vertretung der sozialen Marktwirtschaft mit der Zielsetzung des Abbaus unnötiger Bürokratie sowie in der Hilfe bei der Durchsetzung neuer Ideen und Technologien. So unterstützen wir gerade einen Startup Unternehmer, der zur weiteren Sicherung des Straßenverkehrs gerade im Hinblick auf selbstfahrende Autos die geniale Idee einer vorderen Bremsleuchte verfolgt. Mit unseren Senatsmitgliedern führen wir regelmäßig intensive Gespräche mit Repräsentanten der Politik und der Wissenschaft durch und begleiten Unternehmen bei schwierigen Ungestaltungsprozessen. 

Mit welchen Themen beschäftigt sich der Wirtschaftssenat im Jahr 2020?

In 2020 wird insbesondere die Entwicklung und der Austausch mit China im Mittelpunkt stehen. So planen wir im März eine Delegationsreise nach China. Des weiteren werden wir unseren langjährigen Senator Eduard Kastner dabei unterstützen, seine grundlegenden Ideen zur Reduzierung des CO 2 Ausstoßes weltweit zu realisieren. Viele Kontakte mit Brüssel und Berlin werden auch durch die aktuell anfallenden Themen bestimmt und dabei wird sicher die differenzierte Diskussion über Energie, E-Mobilität und Standortqualität eine wichtige Rolle spielen. Nicht zuletzt wird uns der Brexit auch im kommenden Jahr immer wieder beschäftigen. 

Fragen: Stefan Groß

Über Stefan Groß-Lobkowicz 2157 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".