„Andachtsbilder“ im Karmelitersaal am Münchner Promenadenplatz: Berühre mich! – Ein Wettbewerb

Eins von 8 preisgekrönten „Andachtsbildern“: Maria von Mückes aufklappbares Herz aus Zirbenholz „Kleine Zufluchten“

87 kunsthandwerkliche „Andachtsbilder“ als persönliche „Verarbeitungen“ von Sehnsüchten, Lebenserfahrungen, Glaubenszweifeln oder Geborgenheits-Suche – allesamt ausgestellt im Karmelitersaal am Münchner Promenadenplatz: Was konnte den 3. Adventsonntag stärker erleben lassen als die Ergebnisse eines Wettbewerbs, den das Freisinger Diözesanmuseum mit dem München-Freisinger Oberhirten Reinhard Kardinal Marx als Preisgeldstifter und Organisator Christoph Kürzeder ausrichtete! Der Ausstellungs-Raum konnte gerade noch die hohe Besucherfrequenz der frühabendlichen Eröffnungs-Veranstaltung verkraften. Allein die vielen Schülerinnen und Schüler der vier Städtischen Kunsthandwerklichen Berufsfach- und Meisterschulen der Bereiche Holz, Stein, Gold und Farbe füllten den Saal bis unters Dach und gaben ihm und der Veranstaltung mit anschließender Freiluft-Verköstigung ein erfrischendes Flair.

Sowohl Museumsdirektor als auch Erzbischof und Stadtschulrätin fassten sich in ihren Ansprachen kurz und überließen das Feld dem Preisverleiher und Belobigungsverkünder Robert Predasch, Schulleiter der Berufsschule für das Bau- und Kunsthandwerk. Jede der insgesamt 8 Klassen trug einen Preis und unterschiedlich viele Belobigungen davon. „Tagträumen“ nannte Miriam von Römer ihr Schnitzwerk aus Linde, „Kleine Zuflucht“ Maria von Mücke ihr aufklappbares Zirbenholz-Herz. Aus gebürsteter Eiche drechselte Luis Unnützer den eigenen „Familienkreis“, während Oleksii Plakotnyi die vier Evangelisten mit dem Werk „Kugelmühle“ vor Augen hatte. Durchblicke verschafften Felix Seefried mit „Das aufkeimende Kreuz“ und Georg Wiedemann mit „Schöne Aussichten“ aus St. Anna-Kalkstein. Tombakblech verwendete Petra Weidich für ihren „Paradiesapfel“, Aluverbundplatten Florian Hubka für sein Triptychon „Jesus_Selfie“.

Alle Arbeiten werden neben meisterhaften Fotos von Thomas Dashuber und Walter Bayer im von Christian Schmid hervorragend designten Katalog ausführlich vorgestellt. Viele Texte der Schülerinnen und Schüler erfüllen das Wettbewerbes-Motto „Touch me! Andachtsbild 2020“. In der Tat geht es generell um Berühren und Berührtwerden. Überzeugend verstand es die belobigte Lucia Dürr, das von ihr geschaffene „Andachtsbild an die Zeit, als wir noch eine Familie waren“ zu deuten: „Gezeigt ist die persönliche Verarbeitung der Trennung meiner Familie. Generell wird das Thema „Verlust“ behandelt und die damit verbundenen drastischen Veränderungen im eigenen Leben“. Genau darauf hatte die feine Rede des Kardinals abgehoben: „Das Andachtsbild 2020 hat mit meiner Biografie zu tun und mit sonst nichts.“ (Bis 6. Januar, täglich außer 24., 25., 31. 12. von 11 – 19 Uhr, Eintritt frei)                                                              

FOTO von Hans Gärtner

Eins von 8 preisgekrönten „Andachtsbildern“: Maria von Mückes aufklappbares Herz aus Zirbenholz „Kleine Zufluchten“

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.